Todd Phillips’ Markenzeichen als Regisseur ist eindeutig sein durchgeknallter, stets äußerst knapp an der Grenze zum Infantilen vorbeischabender und dabei trotzdem nur selten in nervende Plattheiten abgleitender Witz. Dass dieses Humor-Konzept wirklich lustig sein kann, hat Phillips schon mit seinem Spielfilmerstling Road Trip eindrucksvoll unter Beweis gestellt, und auch sein zweiter Comedy-Streich Old School erarbeitete sich mittlerweile – vor allem in den USA – eine große Fangemeinde und wird 2009 mit „Old School Dos“ erneut unter Phillips’ Führung fortgesetzt. Mit der starbesetzten Komödie „Der Date-Profi“, einem Remake von Rober Hamers „School For Scoundrels Or How To Win A Without Actually Cheating!“ aus dem Jahr 1960, wechselt er nun nach seinem Blockbusterausflug mit Starsky und Hutch in ein klein wenig „reifere“ Gefilde – kein Will Ferrell mehr, der splitternackt durch die Straßen rennt, kein Tom Green, der sich einen abgedrehten Fight mit der böse-bissigen Schlange eines Kommilitonen liefert. Doch auch in diesem bisher für ihn ungewohnten Metier erweist sich Phillips schnell als grundsolider Komödien-Handwerker. Trotz ein paar Ausrutschern sollten so 100 unterhaltsame Minuten eigentlich garantiert sein.
Roger (Jon Heder) ist ein herzensguter Loser wie er im Buche steht – als männliche Möchtegernpolitesse bezahlt er die Strafzettel seiner Falschparker aus Angst vor einer Auseinandersetzung lieber gleich aus eigener Tasche und beim „Großer Bruder“-Wohltätigkeitsprogramm will keines der armen Waisenkinder etwas mit ihm zu tun haben. Als er von einem Kumpel die Telefonnummer des mysteriösen Abendschullehrers Dr. P (Billy Bob Thornton), der einen Anti-Loser-Kurs veranstaltet, bekommt, ergreift Roger die Gelegenheit beim Schopfe. Trotz ungewöhnlicher Methoden stellen sich schon bald erste Erfolge ein und Roger erweist sich gar als gelehrigster Teilnehmer seiner Klasse. Doch was Roger nicht weiß ist, dass Dr. P sich jedes Mal seinen Musterschüler herausgreift, um diesen zu einem erbarmungslosen direkten Wettstreit herauszufordern. So macht sich Dr. P mit Hilfe seines stämmigen Assistenten Lesher (Michael Clarke Duncan) an Rogers heimliche große Liebe Amanda (Jacinda Barrett) heran, um seinen Kontrahenten an dessen empfindlichster Stelle zu treffen. Doch so leicht gibt der neue, nun mit Selbstbewusstsein geimpfte Roger nicht auf. Ein beinhartes Duell entbrennt, bei dem kein Schlag überhalb der Gürtellinie landet. No more Mr. Nice Guy…
Die erste Hälfte von „Der Date-Profi“ erweist sich als amüsante Mischung aus Underdog-Komödie und Fight Club-Parodie. Als wären Dr. Ps Vorträge und Methoden, etwa ein äußerst schmerzhafter Ausflug auf eine Paintball-Range, nicht eh schon abgedreht genug, werden hier nämlich auch noch aberwitzige Parallelen zu David Finchers meisterhafter Pop-Culture-Satire gezogen. So müssen die Teilnehmer des Kurses beispielsweise auf Kommando eine Auseinandersetzung anzetteln, was etwa bei einem Krankenpfleger, der gerade am Bett seines circa 80-järigen Patienten verweilt, zu merkwürdigen Auswüchsen führt. In der zweiten Hälfte konzentriert sich der Film dann immer stärker auf das Macho-Duell zwischen Roger und Dr. P, welches in seinem hochschaukelnden Verlauf immer absurdere Züge annimmt – ein klein wenig lässt hier gar Danny DeVitos Der Rosenkrieg grüßen. Zwar ist der Übergang zwischen den beiden Teilen des Films ein klein wenig holprig, aber ansonsten können eigentlich alle Szenen, die mit dem Gegeneinander der beiden Protagonisten zu tun haben, überzeugen. Im Vergleich hierzu fallen jene Handlungsstränge, die die Nebenfiguren betreffen, jedoch deutlich ab. So wird der Charakter von Michael Clarke Duncan (The Green Mile, Planet der Affen) lediglich für einen Haufen dümmlich-platter Gay-Rape-Gags verfeuert. Und auch die kurzen Auftritte von Ben Stiller (Voll auf die Nüsse, Nachts im Museum), der schon eine ganze Reihe von beinahe legendären Cameos abgeliefert hat, fallen diesmal überraschend unlustig aus.
Nachdem Angelina Jolies Skandal-Ex Billy Bob Thornton (Armageddon, Monster´s Ball) zuletzt sowohl in Bad Santa als auch in Die Bären sind los als unrasierter, gegen jegliche Konventionen rebellierender Säufer, dem die Sympathien des Publikums aber dennoch nur so zufliegen, auftrat, spielt er in „Der Date-Profi“ nun genau die gegenteilige Rolle – einen glattrasierten Anzugträger, der für seine schleimig-arrogante Art jedoch nur Verachtung erntet. Dabei beweist Thornton einmal mehr, wie viel Sinn es doch machen kann, Charakterdarsteller für komödiantische Parts zu besetzen. Noch mehr als sein Die Eisprinzen-Partner Will Ferrell ist Jon Heder ein Comedystar, der zwar in den USA mittlerweile zu den ganz Großen seiner Zunft gehört, den aber in Deutschland bisher kaum jemand kennt. Nach seinem Durchbruch mit der unverschämt erfolgreichen Independent-Kultkomödie Napoleon Dynamite sorgte Heder zunächst in prägnanten Nebenrollen in Solange Du da bist und Die Bankdrücker für gelungene Lacher, bevor er mit der Rolle des Roger in „Der Date-Profi“ seinen ersten Mainstream-Hauptpart antrat. Zwar macht Heder hier genau sein Ding, agiert weitestgehend überraschungsfrei, gibt dabei aber den liebenswerten Loser-Nerd einmal mehr in Perfektion.
Fazit: Dank des aberwitzigen Duells zwischen den ungleichen Schauspielertypen Billy Bob Thornton und Jon Heder erweist sich „Der Date-Profi“ trotz dem einen oder anderen dramaturgischen Fehltritt als insgesamt doch überzeugende Unterhaltung.