Ladies and Gentlemen. Spitzen Sie die Holzpflöcke, legen Sie einige Blutkonserven bereit, hauen Sie sich eine extragroße Portion Knoblauch hinter die Kiemen und bringen Sie die Sitze in eine aufrechte Position. Der Daywalker (wer mit diesem Begriff nichts anfangen kann bitte jetzt das Lesen einstellen und einen weiten Bogen um den Film machen) Blade (Wesley Snipes) ist wieder da und metzelt sich durch die Vampirreihen wie eh und je. Was mit David S. Goyers „Blade: Trinity“ auf einen zukommt, ist klar: Anspruchsresistente, trashige Nonstop-Hochglanz-Action und knackige Sprüche.
Werfen wir zunächst einen Blick in die Vergangenheit. In Stephen Norringtons erstem Teil der Vampirjäger-Saga aus dem Jahr 1998 stand Blade am Ende Deacon Frost (Stephen Dorff) gegenüber, der dank eines uralten Rituals zum Vampirgott höchstselbst wurde. Eine schwere, wenn auch keine unlösbare Aufgabe für unseren Helden. In der Fortsetzung von Guillermo del Toro (2002) ging es dann gemeinsam mit dem Bloodpack gegen die grausamen Reaper, eine Abart der Vampire, deren Existenz auf einen fehlgeschlagenes, genetische Experiment zurück ging und sie dadurch zu etwas wie die Dämonen der Vampire machte. Doch auf diese Hürde meisterte Blade mit Bravour. Götter? Dämonen? Also das ist nun wirklich schwer zu toppen. Gegen wen könnte man Blade also im dritten Ableger der Franchise-Serie kämpfen lassen, der nicht bereits in die zu Asche zerdeppert wurde? Welcher fiese Schurke könnte in einem Vampirfilm denn noch untergebracht werden? Richtig, Dracula, den Vampir aller Vampire, den hatten wir noch nicht! Doch da Dracula heutzutage kein wirklich hipper Name mehr ist, nennen wir diesen fortan einfach Drake (Dominic Purcell) und der grobe Rahmen wäre somit gesteckt.
War’s das schon? Nun ja, fast jedenfalls. Ein Mindestmaß an Handlung hat auch „Blade: Trinity“ zu bieten. Ok, Dracula – pardon, Drake ist wieder da. Auferweckt von einer Gruppe verzweifelter Vampire, die sich in ihm den entscheidenden Verbündeten im Kampf gegen Blade erhoffen. Doch das ist nicht das einzige Problem unseres Vampirjägers. Frei nach Andy Warhol genießt Blade momentan seine 15 Minuten Ruhm. Allerdings entpuppt sich dies schnell als recht zweifelhaftes Vergnügen. Blade wurde leider beim Verrichten seiner täglichen Arbeit – also dem Filetieren von Vampiren – gefilmt. Zwar gibt er im TV dank lässiger Sonnenbrille und feschem Outfit wie immer eine gute Figur ab, doch jetzt wird er von der ganzen Stadt für einen wahnsinnigen Psychopathen gehalten. Nun hat er also nicht nur mit den Untoten zu tun, sondern auch Polizei und FBI sind hinter ihm her. Da braucht selbst Blade Hilfe. Diese findet er bei den Nightstalkern, einer Gruppe menschlicher Widerständler, die schon seit geraumer Zeit einen Guerillia-Krieg gegen die Vampire führen. Insbesondere Hannibal King (Ryan Reynolds) und Abigail Whistler (Jessica Biel), die Tochter von Blades langjährigem Waffenbruder Abraham (Kris Kristofferson), entpuppen sich schnell als schlagkräftige Unterstützung.
Dass eine dritte Episode der „Blade“-Serie kommen würde, war nur eine Frage der Zeit. Zu gut war das Einspiel des Vorgänger. Dem zwar stolzen, aber nicht übermäßig hoch dimensionierten Budget von „Blade II“ steht immerhin ein weltweites Einspielergebnis von 155 Mio. Dollar gegenüber. Eine ordentliche Ausbeute. Nach dem Willen von New Line hätte bei „Blade: Trinity“ nun auch wieder Guillermo del Toro Regie führen sollen. Warum auch an einem erfolgreichen Konzept etwas ändern? Doch del Toro wollte nicht. Er zog es vor, für Columbia „Hellboy“ zu drehen. Ein weiterer heißer Kandidat war der Deutsche Oliver Hirschbiegel, dem nach seinen erfolgreich geglückten „Experiment“ in den USA einige Türen offen standen. Doch auch er wollte nicht mehr. Bernd Eichingers Lockruf zu „Der Untergang“ war einfach zu schmackhaft. Nach dieser Absage hatten die Herren Produzenten anscheinend die Schnauze gestrichen voll und hievten mit David S. Goyer den Mann auf den Regiestuhl, der zu allen drei Büchern der Reihe die Drehbücher entwickelt hat. Wenn irgendwer in der „Blade“-Materie bewandert ist, dann doch sicherlich er. Warum den Mann also nicht seine eigene Geschichte verfilmen lassen?
Geschadet hat der Regiewechsel dem Film sicherlich nicht. Vor allem die Tatsache, dass Herrn Blade endlich adäquate Partner zur Seite gestellt wurden, erweist sich als richtige Bereicherung. Die beiden Vorgänger liefen im Prinzip ja immer stur nach Schema F ab. Die bösen Buben kommen und Blade versohlt ihnen so richtig den Hintern. Sicher, in Teil zwei gab es das Bloodpack, doch generell war dies nicht mehr als eine Ansammlung von Sidekicks. Die Kohlen aus dem Feuer holen musste immer der schwarze Vampirjäger in Lederkluft. Dies hat jetzt jedoch ein Ende. Endlich wird dem Zuschauer auch mal eine Auszeit von Wesley Snipes wieder einmal übertrieben auf cool getrimmten Auftritt gegönnt. Nun mag seine Rolle ja durchaus so angelegt sein, aber mit der Zeit geht einem dieses „Ich bin der Held des Films und mache alle platt, ohne mit der Wimper zu zucken“-Getue gehörig gegen den Strich. Eine gelegentliche Abwechslung kommt da sehr gelegen.
Gemeint sind mit dieser Abwechslung vor allem Jessica Biel („Texas Chainsaw Massacre“, „The Rules Of Attraction“, „Final Call“) und Ryan Reynolds („Ein ungleiches Paar“, „Harold And Kumar“). Biel ist als Abigail Whistler gewissermaßen die Lara Croft des Blade-Universums: Sie sieht verdammt scharf aus, ist nie um einen flotten Spruch verlegen und setzt im Kampf Gimmicks ein, die selbst einen James Bond vor Neid erblassen lassen würde. Etwas peinlich ist nur ihre Vorbereitung auf den finalen Fight. Immer wieder ballert sie mit ihrem Bogen einen Pfeil durch eine Lichtschranke auf eine Zielscheibe. Preisfrage: Misst der Geschwindigkeitsmesser immer schneller oder immer langsamer werdende Pfeile?! Was außerdem bei ihr im Gedächtnis haften bleibt, ist das wohl dreisteste Product Placement der letzten Jahre. Zur Vampirjagd zückt die Schönheit noch eben schnell Apples iPod und lädt sich tonnenweise MP3s auf das schickte Gerät. Na wenn da keine Freude aufkommt... Ryan Reynolds kommt hingegen eine etwas andere Rolle zu. Er ist – ohne dass das jetzt negativ ausgelegt werde soll – der Prototyp des modernen Sidekicks. Ein Großteil der Lacher gehen auf sein Konto und dazwischen bekommt der Arme so oft eine in die Fresse, dass er einem wirklich anfängt leid zu tun. Highlight ist dabei sein zum Brüllen komisches Aufeinandertreffen mit einem mit Vampirgenen aufgewerteten Zwergpinscher. Herrlich! Dominic Purcell erfüllt als Filmbösewicht seine Aufgabe. Das bedeutet, dass er ganz fies aus der Wäsche gucken kann und auch mit entblößtem Oberkörper noch eine gute Figur abgibt. Erwähnenswert ist noch der Auftritt von Indie-Queen Parker Posey als Vampirbraut Danica Talos und der des Profiwrestlers Triple H als Levesque. Letzterer ist aktuell im Gespräch für die Hauptrolle im geplanten dritten Teil der „Conan“-Reihe (und wird sie - sollte es einen Gott geben - nie bekommen).
Bisher wurde eigentlich relativ wenig gemeckert und trotzdem gibt’s nur 5 Punkte? Wie kommt’s? Die Begründung ist eigentlich ganz einfach: „Blade: Trinity“ ist ganz genau der Film geworden, der auch zu erwarten war. Aber wirklich ganz genau. Nach Einführung der Nightstalkers ist beispielsweise nicht nur sofort klar, wer den Film überleben wird, sondern auch wer gegen welchen Fiesling beim großen Showdown ankämpft. An Vorhersehbarkeit ist der Film nur schwerlich zu übertreffen. Die Spezialeffekte haben sich seit der letzten Folge auch nicht merklich weiter entwickelt. Das bedeutet, dass sie zwar solide sind, aber hier und da als CGI-Animation zu entlarven sind. Und in Sachen Kampfchoreographie hat sich auch nichts getan. Ist „Blade: Trinity“ deswegen ein schlechter Film? Sicher nicht, aber in der Summe der einzelnen Bestandteile kommt er eben nicht über ein „durchschnittlich“ hinaus. Um es auf den Punkt zu bringen: Wer einen geradlinigen Actioner erwartet und schon die Vorgänger mochte, wird sich hier wohl blendend amüsieren. Bekehren lassen wird sich von dem Film allerdings auch keiner lassen…