Mein Konto
    Welcome To The Jungle
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Welcome To The Jungle
    Von David Bergmann

    Das junge Hollywood greift um sich. Die großen Filmstudios buhlen beständig um verbliebene Comiclizenzen, altgediehne Kameraleute bilden sich in Musikclip-Ästhetik fort, um der Arbeitslosigkeit zu entgehen und eine neue Schauspielergeneration erobert die Titelblätter der Boulevardpresse. Ex-Wrestler Dwayne Johnson alias The Rock („The Scorpion King“) und Komödien-Nachwuchs Seann William Scott („American Pie 1-3“, „Bulletproof Monk“) stehen bei dieser Wachablösung an vorderster Front und geben in der Buddy-Komödie „Welcome To The Jungle“ nun ihr erstes gemeinsames Stelldichein.

    Das Autorenduo R.J. Stewart („Xena“) und James Vanderbilt („Der Fluch von Darkness Falls“) war sich dieses Umstands durchaus bewusst und engagierte kurzerhand Arnold Schwarzenegger, der seinem potentiellen Nachfolger Dwayne Johnson in der Eröffnungsszene höchstpersönlich viel Spaß wünschen darf. Schauplatz: Eine Szenedisco in Los Angeles, in der Schuldeneintreiber Beck (The Rock) selbst millionenschweren Footballstars die Knochen bricht, wenn diese bei seinen Auftraggebern in der Kreide stehen. Doch der fleischgewordene Kleiderschrank hat mehr drauf, als zahlungsunfähigen Lebemännern eins auf die Omme zu hauen. Wie so oft steckt unter rauer Schale ein weicher Kern und eigentlich möchte die muskelstarrende Wuchtbrumme aus dem Geschäft mit Platzwunden und Veilchen aussteigen, um in der Küche des eigenen Restaurants Schnitzel zu panieren. Vor die Selbstständigkeit setzt sein Boss Billy Walker (William Lucking) jedoch einen letzten Auftrag. Beck soll dessen entflohenen Sprössling Travis (Sean William Scott) wieder nach Hause bringen, der im brasilianischen Dschungel auf der Suche nach sagenumwobenen Schätzen durchs Unterholz kraucht. Wenige Tage später stehen Beck und Travis zwischen den Fronten in einem erbitterten Kampf zwischen der obligatorischen Rebellentruppe und dem garstigen Goldminenbesitzer Hatcher (Christopher Walken) ...

    Der eigentlich dem Schauspielerfach entstammende Peter Berg („Copland“, „Die letzte Verführung“) versucht sich nach „Very Bad Things“ nun zum zweiten Mal an der Regie eines Spielfilms und liefert hier ein solides Buddy-Movie ab, das in erster Linie von seiner erfrischenden Selbstironie lebt. Überhaupt scheint das Konzept der augenzwinkernd inszenierten Action dem ehemaligen Show-Prügelknaben Dwayne Johnson zu liegen, der bereits im nicht ganz ernst gemeinten Spin-Off zu „Die Mumie“ als Scorpion King begeisterte. Nun beweist er einmal mehr sein überraschendes Talent als charismatischer Mime und übertrifft dabei mühelos seinen größten Konkurrenten Vin Diesel, der sich mit stoischer Coolness in „The Fast and the Furious“ oder „xXx - Triple X“ streckenweise sogar von hochgezüchteten Personenkraftwagen an die Wand spielen ließ.

    Der Hüne bekommt dabei Sean William Scott zur Seite gestellt, der die Plakate aller namhaften Teenie-Komödien der letzten Jahre zierte. Nachdem er zuletzt in der Comic-Adaption „Bulletproof Monk“ von Chow Yun-Fat zum Hintern versohlenden Kampfsportler ausgebildet wurde, darf er sich nun als Schmalspur-Indiana-Jones versuchen und neben allerlei Slapstick-Einlagen auch antike Tempelfallen entschärfen oder sich mit Peitschen schwingenden Finsterlingen herumärgern – all das nicht ohne Reminiszenzen an den bekannten Schlapphutträger.

    In erster Linie wird er jedoch von The Rock durch die Gegend geschubst und aus eben dieser ungleichen Zweierbeziehung zieht Regisseur Berg die Dynamik seines Streifens. Wenn der simple Plot von „Böse jagt Gut“ mal wieder im narrativen Treibsand steckt, sind ausufernde Kabbeleien der zwei zwar recht dürre Stöckchen, doch zur Rettung vor dem Untergang taugen sie allemal. Leider konzentriert sich der Film etwas zu sehr auf sein zugkräftiges Gespann, denn Jungschauspielerin Rosario Dawson („Men in Black 2“) geht ebenso unter wie Christopher Walken („Catch Me If You Can“), der sich in der anspruchslosen Rolle als Feinripp tragender Drogenboss allerdings sichtlich wohlfühlt.

    Weitere Stars des Films: Ebenso zünftige wie erfrischend inszenierte Schlägereien nicht. Berg traut sich, die seit „Matrix“ so populären Drahtseiltricks ad absurdum zu führen und begnügt sich nicht damit, seine Akteure im Sprung um sich schlagen oder treten zu lassen. Noch während Dwayne Johnson schwer getroffen meterweit durch die Luft fliegt, treibt ihm da ein Widersacher das Schuhwerk ins Antlitz und zwingt ihn so zu einer ballistisch höchst unkorrekten Änderung der Flugbahn. Bleihaltige Feuergefechte fügen sich nahtlos in die chargierte Szenerie ein und nehmen die Archetypen des modernen Actionkinos aufs Korn. So marschiert Beck mit cooler Mine und flatterndem Hemd stolz vor einem Flammenball davon, während die finstren Schergen von der Druckwelle durchs Bild geschleudert werden. Das alles ist zugegebenermaßen nicht neu und Wow-Effekte bleiben gänzlich aus. Dennoch ist „Welcome To The Jungle“ handwerklich sauber inszeniertes Popcorn-Kino, das perfekt auf sein genügsames Zielpublikum zugeschnitten ist und Dwayne Johnson eine große Zukunft als moderner Actionstar prophezeit. So macht das junge Hollywood Spaß.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top