Es ist lange her, dass ich mir "Kap der Angst" angesehen habe, und ich hatte mal wieder richtig Lust mir diesen Film anzugucken. Er stellt ein Remake von "Ein Köder für die Bestie" von 1962 dar, beide Filme basieren allerdings auf einem Roman. Das Original kenne ich nicht und kann deshalb auch keine Vergleiche anstellen, aber auf jeden Fall hat mir "Kap der Angst" sehr gut gefallen.
Die Story ist an sich recht simpel. Max Cady kommt aus dem Gefängnis frei und sucht seinen Anwalt von damals auf. Dieser hat ihm nicht die Verteidigung gegeben, welche er verdient hätte, weil er Beweise unterschlagen hatte. Deshalb ist Cady auf Rache aus. Dabei ist es sehr spannend mit anzusehen, wie sich seine Attacken langsam steigern. Anfangs tut er noch gar nichts und bedroht die Familie des Anwalts nur mit seiner Präsenz. Dabei bleibt es allerdings nicht lange. Er schafft es sogar fast, die Tochter auf seine Seite zu ziehen. Das Szenario ist auf jeden Fall ziemlich beklemmend und sehr bedrohlich.
Die Darsteller sind allesamt top. An erster Stelle muss ganz klar Robert De Niro genannt werden. Er spielt seine Figur sehr wahnsinnig und bringt eine beachtliche Leistung. Dabei schafft er es durch sein tolles Schausspiel, seine an sich mehr als böse Person sogar noch sympathisch rüberzubringen. Nick Nolte kann ihm ganz klar nicht das Wasser reichen, hat mir aber auch gefallen. Er spielt auf jeden Fall gut genug, damit es ein tolles Duell zweier Charaktere gibt. Die junge Juliette Lewis weiß ebenfalls zu überzeugen und spielt gut, ebenso wie Jessica Lange. Auch noch gefallen hat mir Joe Don Baker als ein kauziger Privatdetektiv. Die restlichen Darsteller spielen aber auch alle gut. Die Charaktere sind interessant. Dies bezieht sich gerade auf die Figur des Max Cady. Er ist eigentlich schon nah an einer Karikatur, weil er ziemlich übermenschlich dargestellt wird und sich auch des öfteren mit Gott vergleicht. Das macht seine Figur aber auch wirklich bedrohlich und wird Dank De Niros toller Darstellung auch nicht lächerlich oder sehr unglaubwürdig. Die restlichen Charaktere sind eigentlich Stereotypen. Da wäre der Anwalt, der für das Gute kämpft und deshalb auch schon mal Beweise unterschlägt, die Ehefrau, mit der er natürlich auch Probleme hat und die pubertierende Tochter. Allerdings werden alle Figuren glaubwürdig verkörpert und so stört das hier überhaupt nicht.
Die Inszenierung von Martin Scorsese ist natürlich sehr gelungen. Trotzdem ist sie teilweise etwas gewöhnungsbedürftig geworden. So wechselt das Bild zum Beispiel ab und zu mal ins Negative und auch wenn die Wolken über dem Haus ganz schnell vorbeiziehen, hat das einen leicht surrealen Touch. Dazu gibt es einige seltsame Kamerafahrten und Ansichten. Das alles erzeugt eine recht einzigartige Atmosphäre. "Kap der Angst" wirkt nicht total realistisch, weil er, zwar nur ganz selten, eine etwas übernatürliche Ader hat. Dies macht sich zum Beispiel auch bemerkbar, wenn Cady in dem einen Moment noch zu sehen ist und plötzlich samt Auto verschwunden ist. Mir hat das allerdings sehr gut gefallen und auch die teilweise etwas überzogene und übertriebene Darstellung fand ich passend.
Der Unterhaltungswert ist auf jeden Fall weit oben. Das Szenario legt sofort, ohne weitere Einleitung, los. Von Anfang an gibt es leichte Spannung, die sich dann stetig steigert. Das Finale ist recht lang geworden und beinhaltet auch viel Action. Langweilig wurde mir auf jeden Fall nie. Der Score, der das Ganze begleitet, ist sehr gut geworden. Er klingt sehr pompös und erzeugt des öfteren auch schonmal eine Horroratmosphäre.
Fazit: "Kap der Angst" ist ein echt starker Thriller, der sehr spannend ist und einen sehr hohen Unterhaltungsfaktor hat. Die Inszenierung und Atmosphäre ist eigenwillig und hat mir gefallen. Dazu gibt es noch tolle Darsteller und einen sehr guten Robert De Niro zu sehen und der Score kann sich hören lassen. Meines Erachtens sehr empfehlenswert!