Während 1983 die Superman-Reihe mit Teil 3 ihr scheinbares Ende nahm, suchten die Rechteinhaber bereits nach weiteren, verwertbaren Figuren des Superman-Universums. Dabei stießen sie auf Supermans Cousine, welche ihnen für eine Spin-off-Reihe nahezu ideal erschien:
Sie hatte die gleichen Kräfte wie Superman, trug ein ähnliches Kostüm mit dem überall bekannten S-Symbol und hatte dennoch eine eigene Geschichte. Nachdem Christopher Reeve nichts mehr mit dem Franchise zu tun haben wollte, sollte es sich für die Macher allerdings als sehr schwierig erweisen, „Supergirl” auf ihre eigenen Füße zu stellen. Die Comic-Verfilmung erwies sich als Totalabsturz.
Wir befinden uns in Argo City, einer ehemaligen Stadt des Planeten Krypton, deren Vergangenheit in den „Superman“-Filmen nie genauer erklärt wird. Wir wissen nur eines: Argo City befindet sich in dem „inner space”, einer Art anderen Dimension, während sich die Erde im „outer space” befindet. Das Mädchen Kara (Helen Slater) unterhält sich mit dem Künstler Zaltar (Peter O'Toole) über die Erde, den Ort, wohin ihr Cousin „Superman” ging. Zaltar erklärt, dass auch er bald dorthin möchte, um die fremde Kultur zu erleben. Dann zeigt er ihr, was er sich als nachmittägliche Inspirationsquelle für seine Arbeiten ausgeliehen hat: eine der beiden Energiequellen der Stadt, genannt Omegahedron, ohne dessen Energie die Stadt verloren ist. Mit seiner Hilfe kann Zaltar viele Dinge wie aus dem Nichts erschaffen. Aus ungeklärten Gründen gibt Zalter die mysteriöse Energiequelle an Kara. Da sie mit diesem mächtigen Instrument aber nicht umgehen kann, erschafft sie ein Wesen, das ein Loch in die Außenhaut der Stadt reißt und das Omegahedron verschwindet in die unbekannten Weiten des Alls. Für die Kryptonier steht eines fest: Zaltar ist schuld an dem bevorstehenden Untergang der Stadt und muss bestraft werden. Aber Kara fackelt nicht lange. Sie steigt in das von Zaltar vorbereitete Raumschiff und macht sich auf den Weg zur Erde, um die Energiequelle zurückzubringen. Doch das Omegahedron ist schon längst in die Hände der bitterbösen Hexe Selina (Faye Dunaway) gefallen, die dadurch ihre Macht ins Unermessliche steigern kann.
Um „Supergirl” mit den „Superman”-Filmen zu verbinden, bediente man sich einiger Tricks. Christopher Reeve taucht zwar nicht auf, dafür aber ein Poster von ihm als Superman. Marc Mclure („Superman I-IV“) spielt erneut den Jimmy Olsen, Lucy Lanes (die Schwester von Lois Lane) Freund. Außerdem wird so oft es nur geht von Kara erwähnt, dass sie Clark Kents, beziehungsweise Supermans, Cousine ist. Superman selbst ist während ihres Abenteuers unterwegs in einem Millionen von Lichtjahren entfernten Universum, wie man durch eine Radioübertragung erfährt.
Das sind alles zu entschuldigende Kunstgriffe. Was sich Autor David Odell allerdings beim Rest seines Drehbuchs gedacht hat, wird der Zuschauer nicht erfahren: Auf der Erde angekommen, taucht Kara unerklärlicherweise im vollen Supergirl-Outfit aus der Raumkapsel auf. Man kann das nicht als einzelnen Logikfehler in der Handlung sehen, da es so einige Unschlüssigkeiten gibt, die den Zuschauer aus dem Film reißen. Die Phantomzone z. B., in die Krypton seine Verbrecher schickt. Es ist eine Zone, die keinen Ausgang hat und in der die Insassen auf ewig dahinvegetieren müssen. Aber gerade hier liegt der Punkt: Es gibt keinen Ausgang, sonst wären einige Kriminelle schnell wieder daraus ausgebrochen. In „Supergirl“ gibt es aber einen Ausgang und die wackere Heldin schafft es mit Hilfe ihres Freundes Zaltar, daraus zu entkommen.
In einigen Szenen soll die aufkeimende Freundschaft zwischen Lucy Lane und Kara, die sich als „Linda Lee“ in einer Mädchenschule eingeschrieben hat, gezeigt werden. Die wird aber nie so Recht ausgeführt und ihre Beziehung bleibt unvollständig. Genauso verhält es sich mit der Liebesgeschichte, die nur durch einen falsch ausgeführten Liebeszauber Selinas entsteht und so bis zum Schluss des Films aufgesetzt bleibt. Peter O'Toole (Der letzte Kaiser, Lawrence von Arabien, Troja) liefert die schlechteste Leistung seiner Karriere ab, genauso wie Faye Dunaway (Thomas Crown ist nicht zu fassen, Die drei Tage des Condor, Chinatown). Das Problem liegt aber einzig und allein am Drehbuch. Die Figuren erscheinen vollkommen unglaubwürdig. Das gilt auch für Supergirl, von der man nur weiß, dass sie Argo City retten muss. Für die Hauptfigur ist das zu schwach. Über die blassen Charaktere können somit nicht einmal die Spezialeffekte hinwegretten. Die Grundlage für den ganzen Film ist das Omegahedron. Eine Deus Ex Machina, die sich selbst bedingt. Ohne das Gerät wäre die ganze Geschichte nie geschehen: Kara wäre nie zur Erde gereist. Zaltar wäre nie in die Phantomzone verbannt worden. Selina wäre nie zu irgend einer Macht gekommen. Ethan und Kara hätten sich nie verliebt. Jimmy und Lucy hätten Kara nie kennen gelernt. Und die Welt wäre um eine schwache Comicverfilmung ärmer.
Positiv vermerken kann man eigentlich nur den klassischen Score vom Meister Jerry Goldsmith („Star Trek“, Basic Instinct), der John Williams’ „Superman“-Score in nichts nachsteht. Die Musik wirkt zum ersten Mal seit „Superman“ wieder herausragend und vermag es, trotz der größtenteils unlogischen Ereignisse, mit der Heldin mitfiebern zu lassen. Die große Hoffnung der Produzenten war, an die früheren Erfolge mit „Superman“ anknüpfen zu können, aber „Supergirl“ floppte derb und so verkauften Alexander und Ilya Salkind ihre Rechte am Franchise. Der Film war ein so großer Misserfolg, dass man die Figur Supergirl in der großen Krise der DC Comics „The Crisis Of Infinite Earths“ (1986) sterben ließ und auch Jahre später nicht mehr als Supermans Cousine zurückbrachte.