Gestern war es wieder sehr heiß und ich entsprechend müde. Zur Prime-Time durch Zufall auf Arte gezappt und hängengeblieben: "Swimming Pool" von François Ozon aus dem Jahr 2003.
Ohne jegliche Vorkenntnisse, tendierte meine Erwartungshaltung gen Null.
Das überzeugende Acting von Charlotte Rampling als Schriftstellerin Sarah mit Kreativitätskrise zwischen Klimax und Selbstgeißelung, fesselt indes von Anbeginn, als sie im französischen Feriendomizil ihres Verlegers (Charles Dance) der Schreibblockade den Kampf ansagt.
Unerwartet bricht die vermeintliche Tochter des Verlegers, Julie (Ludivie Sagnier), in diesen Schaffensprozeß und sorgt mit ihrem zwanglos freizügigen Lebensstil und viel (manchmal zu viel) nackter Haut für allerlei Unmut.
Inhaltlich sei an dieser Stelle nicht mehr verraten, nur soviel, daß zumindest ein Tötungsdelikt dem Streifen die Genrezuordnung "Thriller" anpint. Wer jetzt allerdings einen klassischen Thriller erwartet, wird bitter enttäuscht werden. Ozon spielt ein verwirrendes Spiel mit Erwartungen und Sehgewohnheiten, spart nicht mit symbolträchtigen Hinweisen (Marquis de Sade, Kruzifix, rote Luftmatratze etc.) und spannt einen übergroßen Interpretationsspielraum ohne klare Lösungen auf.
Nach gut 140 Minuten war ich jedenfalls hellwach und ähnlich positiv geflasht, wie bei "Mulholland Drive". "Swimming Pool" ist eine echte Mindfuck-Perle, setzt aber eine gewisse Breitschaft voraus, sich die Komplexität selbst zu erarbeiten, sofern der eigene Intellekt nicht ausreichen sollte. Das ist viel verlangt, möglicherweise zuviel, weshalb der Film häufig als Softcore-Fleischbeschau abgetan wird, was ihm natürlich in keiner Weise auch nur ansatzweise gerecht wird.
Um tiefer in die Materie einzutauchen, empfehle ich die Beschäftigung mit "Justine und Juliette (=Julie ?)" vom "Marquis de Sade". Zur Symbolik von Wasser und der Farbe ROT, verweise ich auf meine Rezension zu "Wenn die Gondeln Trauer tragen" von Nikolas Røeg.