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    Kung Fu Panda
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Kung Fu Panda
    Von Björn Helbig

    Kung-Fu-Schüler hatten es von jeher nicht leicht. In einer entbehrungsreichen Zeit werden sie von ihren Meistern bis aufs Blut getriezt, müssen obskure Kampftechniken erlernen und gerade, wenn sie das Gröbste hinter sich wähnen, wartet auch noch ein übermächtiger Gegner auf sie. Grundsätzlich nicht anders verhält es sich in Mark Osbornes und John Stevensons „Kung Fu Panda“. Doch anstelle eines fleißigen Schülers tritt in dem Animations-Abenteuer ein pummeliger Panda auf den Plan.

    Panda Po (DF: Hape Kerkeling, OV: Jack Black) ist ein großer Kung-Fu-Fan. Doch eigentlich ist für solche Fantasien in seinem Leben gar kein Platz. Den ganzen Tag arbeitet der dicke Bär in einer Nudelsuppenküche. Nur nachts erlaubt er sich Träume von einer Karriere als Kung-Fu-Meister, in denen er mit den „Furiosen Fünf“ Tigress (Bettina Zimmermann, Angelina Jolie), Mantis (OV: Seth Rogen), Crane (Ralf Schmitz, David Cross), Monkey (OV: Jackie Chan) und Viper (Cosma Shiva Hagen, Lucy Liu) gefährliche Abenteuer besteht. Pos Vater, der Vogel Mr. Ping, will von den Wünschen seines Sohnes nichts hören und ihn lieber in seine eigenen Fußstapfen treten sehen. Doch dann wird Po durch einen dummen Zufall von der Kung-Fu-Großmeister-Schildkröte Oogway zum „Drachenkrieger“ erklärt. Fortan muss sich Po dem harten Training des Gurus Shifu (OV: Dustin Hoffman) unterziehen, um schließlich dem mächtigen Bösewicht Tai Lung (Thomas Fritsch, Ian McShane) entgegenzutreten…

    Im vergangenen Jahr ging DreamWorks Animation mit Bee Movie an den Start und geriet gegenüber Pixars grandiosem Ratatouille schwer ins Hintertreffen. Im Vergleich zu dem lauen Bienen-Abenteuer legen die Regisseure Mark Osborne und John Stevenson jetzt mit „Kung Fu Panda“ einiges nach und lassen von Anfang an keinen Zweifel aufkommen, dass sie es auf die Goldmedaille abgesehen haben. Zumindest optisch ist der Eindruck auch erstmal rundum positiv. Während der Vorgängerfilm um die Biene Berry B. Benson teilweise aussah wie ein finanzielles Sparpaket, das nicht einmal für ein individuelles Aussehen der Figuren gereicht hat, sind Panda Po und seine Mitstreiter Mantis, Viper, Monkey, Tigress und Oogway schön gestaltete, originelle Charaktere mit einem eigenen, ausdrucksstarken Look. Auch die Animationen machen sowohl in den ruhigen Passagen als auch in den Action-Sequenzen einen guten bis sehr guten Eindruck. Dass vor allem letzteres zwingend der Fall sein muss, versteht sich bei einem Kung-Fu-Film natürlich von selbst. Alles andere wäre in diesem Genre auch einem Todesurteil gleichgekommen.

    Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt. Je weiter die Handlung voranschreitet, desto deutlicher schält sich heraus, dass „Kung Fu Panda“ kein neues Meisterwerk ist, wie es DreamWorks Animation zuletzt mit Shrek zustande gebracht hat. Selbst das überzeugende Niveau früherer Produktionen des Studios wie dem ersten „Shrek“-Sequel, Madagascar und Ab durch die Hecke wird nicht immer erreicht. Die Schwächen von „Kung Fu Panda“ sind dabei vor allem inhaltlicher Natur - und zwar gleich in mehrerlei Hinsicht: Es sind nicht nur Pos Mitstreiter, die mit Ausnahme der Tigerin Tigress recht eindimensional geraten sind – auch der Bärenheld selbst ist nicht wirklich durchdacht. Sein tollpatschiges Auftreten mag mit seiner heimlichen Kung-Fu-Begabung (die sich vor allem dann zeigt, wenn er mit Essen gelockt wird) nicht so recht zusammen passen. Und warum muss es eigentlich ausgerechnet ein Panda sein? Pandas fressen gegenüber landläufiger Meinung zwar nicht nur Bambus, aber gelten die ausgeprägten Pflanzenfresser dennoch als besonders wählerisch. Es ist somit anzunehmen, dass ein Panda weniger wegen seiner realen Eigenschaften als wegen seines Knuddelfaktors zur Hauptfigur gewählt wurde. Dies weist schon recht deutlich auf die Zielgruppe hin, welche DreamWorks hier im Sinn hatte.

    Wie die Figuren ist auch die Story sehr einfach gehalten. Die Autoren Jonathan Aibel und Glenn Berger, die auch bei Sky High schon zusammen gearbeitet haben, beschränken sich auf eine 08/15-Heldengeschichte, bei welcher der zunächst verkannte Protagonist am Ende über sich hinauswächst. Angereichert wird die Story mit bekannten Versatzstücken aus Kung-Fu-Filmen. Doch gerade hier hätten sich die Autoren ruhig etwas mehr einfallen lassen dürfen. Gleiches gilt für den Humor. Wie zuletzt in Bee Movie ist zwar die Gagdichte hoch, die Qualität der Scherze und Zoten allerdings eher durchschnittlich. Ein nicht eben geringer Teil der Witze dreht sich ausschließlich um Pos Tollpatschigkeit und Esslust, was auf Dauer ermüdet. Das soll nicht heißen, dass „Kung Fu Panda“ in Sachen Humor wirklich misslungen wäre. Angesichts des tollen Trailers kann der Film die in ihn gesetzten Erwartungen aber nur teilweise erfüllen.

    Zum Glück gibt es immer wieder auch starke Szenen, die den „Kung Fu Panda“ vor einem Knock-Out bewahren. Tai Lungs Gefängnis ist sehr atmosphärisch gezeichnet und seine Flucht sehr spannend inszeniert. Ein weiteres Highlight des Films ist das Aufeinandertreffen der „Furiosen Fünf“ und Tai Lung an einer Hängebrücke sowie das Wiedersehen des außer Kontrolle geratenen Schülers mit seinem einstigen Meister. In beiden Fällen wird der Zuschauer Zeuge mitreißender und abwechslungsreicher Martial-Arts-Sequenzen, von denen ein Film namens „Kung Fu Panda“ allerdings deutlich mehr hätte vertragen können. Natürlich muss man bei aller Kritik in Rechnung stellen, dass sich der Streifen in erster Linie auf eine sehr junge Zielgruppe konzentriert. Sicherlich, doppelte Böden wie bei Shrek oder dreidimensionale Charaktere wie bei Ratatouille finden sich hier kaum. Dennoch ist „Kung Fu Panda“ ein Film, der – daran besteht kaum ein Zweifel – Kinderherzen höher schlagen lassen wird.

    Fazit: „Kung Fu Panda“ ist harmlose, kurzweilige Unterhaltung für ein junges Kinopublikum. Während das Animations-Abenteuer auf der technischen Seite überzeugt, hinkt es inhaltlich den Größen des Genres aber doch um einiges hinterher.

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