Auf der paradiesischen Insel Bora Bora kommt Xander Cage ums Leben. Der Xander Cage, der in Teil eins noch die Welt gerettet hatte? Richtig. Gut, eigentlich wollte Vin Diesel nur nicht mehr die Hauptrolle spielen. Nun, Triple X ist tot – es lebe Triple X! Ice Cube macht sich auf den Weg - statt im Hochsicherheitstrakt seine tägliche einstündige Runde Ausgang zu genießen, jagt er eine Partie Gangster. Doch ohne das Charisma von Vin Diesel und die nötige Selbstironie fällt es schwer, dem Treiben auf der Leinwand interessiert zu folgen. Anstatt Action und betont lässige Szenen am Fließband zu liefern, wird „xXx2: The Next Level“ von Lee Tamahori („Stirb an einem anderen Tag“, „Die letzte Kriegerin“) zu einem halbgaren Nachfolger, dem es an allem fehlt, was den Vorgänger ausmachte. Warum der Untertitel „State Of The Union“ für Deutschland mal wieder umbenannt werden musste? Diese Frage sollte besser nicht gestellt werden.
Agent Gibbons (Samuel L. Jackson) braucht einen neuen Triple X. Der Geheimdienst NSA wurde angegriffen und alles deutet auf eine großangelegte Aktion gegen die Regierung hin. Eine militärische Splittergruppe will den Präsidenten stürzen und die Macht übernehmen. Darius Stone (Ice Cube) soll Xander Cage ersetzen, da der offenbar einem Attentat zum Opfer gefallen ist. Doch noch sitzt Stone im Hochsicherheitsgefängnis – für Gibbons weder Problem noch Hindernis. Die beiden kennen sich aus vergangenen Zeiten und haben ihre ehemaligen Methoden nicht vergessen...
Nachdem Rob Cohen mit „The Fast And The Furious“ und im Anschluss „xXx - Triple X“ zwei gelungene und kommerziell äußerst erfolgreiche Filme vorgelegt hatte, ließ er sich in keinem Fall auf den Dreh eines Nachfolgers ein. „2 Fast 2 Furious“ wurde ohne seine Beteiligung und die Stars des Vorgängers zu einer mittleren Katastrophe, „xXx2: The Next Level“ ist so gesehen keine große Überraschung geworden. Zwar gibt Samuel L. Jackson erneut „Pfirsichbacke“ und zudem wurde mit Willem Dafoe ein hochkarätiger Schauspieler in die Crew eingespeist, aber Hauptdarsteller ist schließlich Ice Cube („Hart am Limit“). Ausnahmeschauspieler sind unter hauptberuflichen Musikern in der Regel dünn gesät und der entsetzliche Aufguss des Krachers „Triple X“ macht hier wirklich keine Ausnahme. Was kann dieser Triple X, was sein Vorgänger nicht konnte? Er schafft es, sich mit einem einzigen Gesichtausdruck durch den Film zu mogeln. Vielleicht zumindest Ausstrahlung? Nein.
Worin der nächste Level bestehen soll, wird sich nur den wenigsten Zuschauern erschließen. Tatsächlich hat Darius Stone keinerlei besondere Fähigkeiten und es fällt ihm schwer, eine gute Figur zu machen. So wirkt er bisweilen derart schwerfällig, wenn er beispielsweise durch den Wald hetzt, dass der Zuschauer geneigt ist, ihm in Gedanken eine kleine Pause zum Verschnaufen zu wünschen. Sein schauspielerisches Talent lässt sich nicht in Worte fassen, es kämen nur verletzend beleidigende Vergleiche dabei heraus. Samuel L. Jackson gibt eine routinierte Nummer ab, die Rolle verlangt ihm kaum etwas ab – deutlich schöner wäre mehr Selbstkarikierung wie im ersten Teil gewesen. Xzibit und seine Crew sorgen für die nötigen fahrbaren Untersätze, hat da jemand was von „Pimp My Ride“ gesagt? Willem Dafoe ist leider überhaupt nicht gefordert, der Rest spielt zwischen befriedigend und ungenügend.
Wir haben es hier mit einem Actionfilm zu tun, bei dem das Gehirn zu Hause bleiben und sich über Logikfehler keine Gedanken gemacht werden sollten. Leider fehlt es der Action aber an spektakulären Einfällen. Es gibt ein paar sehr unübersichtlich geschnittene Prügeleien, ein paar Feuergefechte und selbstredend Verfolgungsjagden. Zum Ende hin werden letztere verstärkt mit CGI-Effekten durchsetzt, was dem Film das Aussehen eines Videospiels verleiht. Nicht einmal versucht vertuscht kommen diese zum Einsatz und das Ergebnis ist Entsetzen. Die anfangs völlig übermächtig wirkenden Kämpfer der Splittergruppe werden im Kampf gegen Ice Cube und Konsorten zu Pappfiguren. Regisseur Lee Tamahori fiel leider nicht viel ein, um dem zu erwartenden Actiongewitter einen spektakulären Look zu verleihen. Und am Ende beläuft sich die Action auf die obligatorische Eingangsszene, das Finale und ein paar mittlere Scharmützel zwischendrin, die nicht der Rede wert sind.
Auf die Geschichte wollten die Drehbuchautoren offenbar mehr wert legen und versuchten so, mit zwischenzeitlichem Storyaufbau sich vom vermuteten Null-Anspruch zu entfernen. Die Dialoge sind aber derart langweilig geraten und die Sprüche größtenteils abgedroschen, so dass diese Vorgehensweise komplett im Sande verläuft. Es will keine Spannung aufkommen, und wenn später der Präsident von Amerika mal wieder in Lebensgefahr ist, interessiert das den Zuschauer eigentlich herzlich wenig. War im Vorgänger noch alles mit einem Augenzwinkern versehen und derart abstruse Charaktere im Einsatz, dass das Ganze nicht ernst zu nehmen war, so nimmt sich diesmal „xXx2: The Next Level“ selbst sehr ernst, der Zuschauer aber umso weniger.
Beim Soundtrack mussten die überwiegend rockigen Stücken des ersten Teils diesmal vermehrt beatlastigen Songs weichen – Geschmackssache. Wäre noch das Schlussfazit im Vergleich mit Teil eins zu ziehen: Die Hauptfigur wird von einem schwächeren Schauspieler ohne die nötige Ausstrahlung verkörpert, der im Film im Gegensatz zu seinem Vorgänger keine besonderen Fähigkeiten zeigen darf. Die Story sollte ernster werden, driftet aber aus dem vorher Selbstironisch-Komischen ins Unfreiwillig-Lächerliche ab. Auch die Sprüche bereiten nur im Einzelfall Freude. Die Action befindet sich auf durchschnittlichem Niveau und wird mit unangenehmen Computereffekten angereichert. Was bleibt noch zu sagen? Bitte keinen weiteren Nachfolger, der sich in der Schlussszene wieder so unverschämt aufdrängt. Verschont uns!
Link-Tipp: CD-Kritik „Soundtrack - XXX²: The Next Level“