Der Humor des Mr. Bean alias Rowan Atkinson ist ganz sicher nicht jedermanns Sache. So scheiden sich an seinen Kinofilmen auch stets die Geister. Glänzte er noch in „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ mit einem Kurzauftritt als Priester, war „Bean – Der ultimative Katastrophenfilm“ schon eine zwiespältige Angelegenheit und sein letzter Part in „Rat Race" komplett überflüssig. Mit der kurzweiligen, aber harmlosen Agenten-Parodie „Johnny English“ befreit sich Rowan Atkinson wenigstens ein bisschen vom ewigen Image des Mr. Bean und unterhält sein Publikum über anderthalb Stunden recht ordentlich.
Das britische Empire ist in Bedrängnis. Die Geheimagenten des MI: 7 sterben wie die Fliegen eine nach der anderen. Die letzte Chance: Der inkompetente Bürohengst Johnny English wird zum Agenten befördert. Sein erster Auftrag lässt nicht lange auf sich warten. Bei einem Empfang des egozentrischen französischen Milliardärs Pascal Sauvage (John Malkovich) werden die Kronjuwelen ihrer Majestät vor den Augen der verdutzten Partygesellschaft gestohlen. Johnny English nimmt sofort die Spur der dreisten Diebe auf und stolpert fortan von einer Katastrophe in die nächste. Immer an seiner Seite: die Agentin Lorna Campbell (Natalie Imbruglia) und Wasserträger Bough (Ben Miller)... Sie müssen verhindern, dass Sauvage seinen teuflischen Plan, die Queen abzusetzen und als legitimer Nachfolger zum König gekrönt zu werden, realisieren kann.
Nach den Filmen der „Austin Powers"-Reihe kommt nun auch aus dem Mutterland von James Bond eine passende Parodie auf den berühmtesten Spion der Zelluloid-Geschichte. Im Gegensatz zum US-Pendant mit Komiker Mike Myers geht Rowan Atkinson etwas bodenständiger, weniger überdreht zur Sache. Das soll aber keinesfalls heißen, dass Regisseur Peter Howitt („Startup") nicht auf Klamauk und Slapstick setzt. Natürlich nutzt er die komischen Stärken seines Stars Rowan Atkinson. Allerdings begeht er nicht den Fehler, ihn wie sein alter ego Mr. Bean zur Sprachlosigkeit zu verdammen. Johnny English plaudert ganz gern, auch wenn es nur dummes Zeug ist. Atkinson gibt den an maßloser Selbstüberschätzung leidenden Schmalspur-Geheimagenten mit sichtlicher Spielfreude. Sein berühmt-berüchtigtes Grimassieren hält sich erfreulicherweise in Grenzen. Der Witz beim Fettnäppchen-Hopping entsteht zumeist aus absurden Situationen. Mal mehr, mal weniger subtil. Das Klettern durch funktionstüchtige Latrinenkanäle bleibt Rowan Atkinson zwar nicht erspart, aber sein Auftritt auf der „falschen“ Beerdigung ist schon unheimlich komisch. Auch das furiose Finale kann über ein paar Durchhänger und einige mehr als vorhersehbare Gags hinwegtäuschen.
Peter Howitt erweist sich als solide Wahl und kann mit zumeist gutem Timing aufwarten. Die Story selbst ist – einer Parodie angemessen – belanglos. Spannung kommt dabei wie zu erwarten nicht auf. John Malkovich („Adaption") hat sichtlich Spaß an seiner Bösewichtrolle und badet genüsslich in allen erdenklichen Klischees, die er mühelos bedient. Das nervt manchmal, sorgt aber hin und wieder für witzige Situationen. Das Soap-erfahrene Pop-Sternchen Natalia Imbruglia („Nachbarn“) muss nicht viel mehr tun, als gut auszusehen. Mehr Spielraum lässt ihr das Drehbuch nicht. Sie enttäuscht somit weder, noch hat sie die Chance zu überzeugen. Das für einen britischen Film stattliche Budget von 45 Millionen Dollar ist nicht unbedingt in jeder Szene auf der Leinwand zu sehen. Dafür hat „Johnny English“ durchaus den typischen britischen Charme, sodass dieses Manko nicht weiter ins Gewicht fällt.
Fans von Rowan Atkinson haben an „Johnny English“ ihren Spaß, alle anderen werden sich an dem Film nicht sonderlich stören, aber auch keineswegs von den Sitzen gerissen. Nette, harmlose Unterhaltung mit gelegentlichen Zwergfellattacken – nicht mehr und nicht weniger. Ein kommerzieller Erfolg steht somit außer Frage.