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    Der Blob
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Der Blob
    Von Björn Helbig

    Das Böse hatte schon immer eine Neigung, Flüssigkeiten abzusondern. Siehe den grünen Schleimbolzen in Ghostbusters, das Mundsekret von Alien, den schmierigen Jabba in Die Rückkehr der Jedi-Ritter, nur um ein paar Beispiele zu nennen. Solche gallertartigen Ausmaße wie in „Der Blob“ sind jedoch äußerst selten. Aber können Filme, die „Der Blob“ heißen und von einem solchen handeln wirklich gruselig sein? Ja, sie können. Und äußerst unterhaltsam obendrein. Chuck Russells Remake des Gruselfilms „Blob, Schrecken ohne Namen“ ist dafür der beste Beweis.

    „Let me tell you a story. Dinosaurs ruled our planet for millions of years and yet they died out almost over night. Why? The evidence suggests that a meteor fell to Earth carrying an alien bacteria.” (Dr. Meddows)

    In der US-amerikanischen Kleinstadt Aborville geht alles seinen Gang: Für die Kinder Kevin (Michael Kenworthy) und Eddie (Douglas Emerson) ist es das Größte, sich heimlich ins Kino zu schleichen, für die Jugendlichen Paul (Donovan Leitch) und Scott (Ricky Paull Goldin) geht es um Mädchen. Naja, nicht für alle. Brian (Kevin Dillon) kurvt lieber mit seinem Motorrad herum, ehe er noch Ärger mit Deputy Briggs (Paul McCrane) bekommt. Doch während alles seine normale Routine geht, schlägt eines Nachts ein Objekt aus dem All in den nahen Wäldern auf. Die ersten sehr unangenehmen Erfahrungen mit der Lebensform, die auf diesem Weg zur Erde gelangt ist, macht ein alter Landstreicher. Ehe er sich versieht, ist seine Hand von rotem, ätzendem Glibber umhüllt, der sich immer weiter des armen Mannes Arm hocharbeitet. Paul, Meg (Shawnee Smith) und Brian finden den Mann und bringen ihn ins Krankenhaus. Doch ehe die Ärzte helfen können, ist der Landstreicher verspeist und die unheimliche Masse, die sich mittlerweile um ein Vielfaches vergrößert hat, flüchtig. Für Aborville beginnt ein Albtraum…

    In den 80er Jahren gab es einige gelungene Remakes wie David Cronenbergs Die Fliege oder John Carpenters Das Ding aus einer anderen Welt. Mit Letzterem hat „Der Blob“ sogar hinsichtlich der Gestalt des Antagonisten einiges gemein. Chuck Russells Film ist das Remake von „Blob, Schrecken ohne Namen“ aus dem Jahre 1958, damals mit Steve McQueen (Papillon) in der Hauptrolle, der sogar 1972 noch eine missratende Fortsetzung („Beware! Blob“, Regie: Larry „J.R.“ Hagman) bekam. Chuck Russell geht das Thema Blob in seiner Version allerdings richtig an. Bereits in Eraser, seinem bisher größten kommerziellen Erfolg, „Die Maske“, „Nightmare On Elmstreet 3: Dream Warriors“ oder auch in The Scorpion King hat der Regisseur, Produzent und Drehbuchautor gezeigt, dass er ein Händchen für Stoffe hat, bei denen Humor, Action und Horror dicht beieinander liegen. Dies stellt er abermals klar.

    David Nusair von Reel Film Reviews nennt „Der Blob” „...a horror movie that manages to be scary, funny, suspenseful and even a parody of other horror movies.” Das charakterisiert den Film sehr gut. Die Balance zwischen Schrecken, Ekel und Humor funktioniert hier ähnlich gut wie in Frank Marshalls „Arachnophobia“ (1990) Trotzdem: Bei „Der Blob“ handelt es sich um einen Horrorfilm, der die Einstufung FSK 18 zurecht erhalten hat. Der Bodycount ist hoch und die Tode sind alles andere als appetitlich. Beinahe jeder Blob-Mord ist liebevoll ausgestaltet. Seien es des Monstergelees Anfangstaten im Krankenhaus, der Überfall auf das Fummelpärchen oder die Abflussszene – die Art, wie Russell die Bewohner aus Aborville über die Klinge springen lässt, bleiben hängen. Schön auch, dass selbst die Nebenfiguren, die recht früh in den Pudding beißen, kein horrorfilmtypisches Kanonenfutter sind, sondern echte Charaktere. Das ein oder andere Ableben ist sogar etwas überraschend, so hätte man sich durchaus vorstellen können, dass es die Figur bis ins Finale schafft. Aber auch den komödiantischen Bereich bedient Russell souverän. Sind schon Filmtitel und Konsistenz des Bösewichts nicht ganz unlustig, gibt es auch im Film immer wieder Gelegenheiten zum Schmunzeln. Als z.B. Kevin (Michael Kenworthy) und sein Freund Eddie (Douglas Emerson) ins Kino wollen und Kevins Mutter (Sharon Spelman) erzählen, der Film heiße das „Gartenschaufelmassaker“ und sei „ganz normales Rumgemetzel“, aber sie brauche sich keine Sorgen zu machen, denn es komme kein Sex vor, so ist das eine nette Spitze gegen amerikanische Doppelmoral.

    Die schauspielerischen Leistungen bewegen sich innerhalb der Genreerwartungen. Sowohl nach oben als auch nach unten gibt es keine Ausreißer. Meg-Darstellerin Shawnee Smith, Jigsaws Gehilfin in Saw 2, Saw 3, Saw 4…, arbeitet sich im Verlauf des Films zur Hauptrolle hoch. Im Gegensatz dazu Kevin Dillon. Der Schauspieler, in dessen Karriere Nebenrollen in Plaoon, The Doors und – ferner – Poseidon die Highlights waren, wirkt in der ersten Filmhälfte noch wie der klassische, rebellische Held, verblasst dann aber im Laufe der Zeit und wird von seinem toughen weiblichen Konterpart abgelöst. Der aus „Grey’s Anatomy“, „Girlsclub“ und „Sex And The City“ bekannte Donovan Leitch macht als Megs Verehrer Paul einen guten, aber kurzen Eindruck. Schauspielerisch gibt’s nicht viel zu meckern, was die Effekte angeht schon eher. Je größer der Blob über die Spielzeit wird, je unechter sieht er aus. Die Spannung leidet darunter etwas, der Spaß- bzw. Trashfaktor wird dadurch aber eher noch erhöht.

    Neben der durch ihre Saw-„Karriere“ bekannt gewordene Shawnee Smith fällt beim Blick auf die Credits übrigens noch ein weiterer Name auf: Russells Co-Autor Frank Darabont, der später als Regisseur und Drehbuchautor von Die Verurteilten und The Green Mile für den Oscar nominiert und zum Star wurde. Aber auch, wenn Darabont nur im Bereich Script unterwegs ist, ist das Resultat meist überdurchschnittlich bis bemerkenswert (z.B. bei Die Fliege 2 oder bei der Vorlage für die Verfilmung von Mary Shellys „Frankenstein“). Und auch in Zukunft ist von dem 1959 im französischen Montbéliard geborenen US-Amerikaner noch einiges zu erwarten: Im Januar 2008 startet seine neue Stephen-King-Verfilmung Der Nebel in den deutschen Kinos, ein Jahr später folgt das Remake des Dystopie-Klassikers Fahrenheit 541. 1988 bei „Der Blob“ war Darabont allerdings noch nicht auf dem Höhepunkt seiner Fähigkeiten angelangt. Die Story des Films ist simpel und orientiert sich an den bekannten Genreregeln. Doch muss man dem Drehbuch zu Gute halten, das es den Film durch einige kleinere Überraschungen etwas von der Konkurrenz absetzt. Das Ende mit dem durchgedrehten Priester gefiel Clive Barker (Hellraiser) wohl so gut, dass er ihn für die Verfilmung seines Buches „Cabal – Die Brut der Nacht“ gleich übernommen hat.

    „Your meteor brought something all right but if its a germ, its the biggest son of a bitch you've ever seen!” (Brian Flagg)

    Fazit: Auch wenn der Spannungsaufbau konventionell und viele Effekte aus heutiger Sicht überholt sind, gehört „Der Blob“ trotzdem noch zu der Handvoll von Ausnahmefilmen, die es schaffen, vorbildlich zu gruseln und trotzdem den Humor nicht zu vergessen.

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