Weihnachten steht vor der Tür, na ja, eigentlich dauert es ja noch einen Monat. Aber was in der Werbung möglich ist – Lametta und Christbaumkugeln teilweise bereits Ende Oktober –, das soll auch im Kino nicht fehlen. Eine nette und harmlose, lustige und romantische Weihnachtsgeschichte, die Kinder- und auch Erwachsenenherzen höher schlagen lässt. Bereits 1994 beglückte die Traumfabrik aller Traumfabriken Disney mit „The Santa Clause“ knapp 1,8 Millionen Kinobesucher. Und nach acht Jahren schien es Zeit nachzuschauen, was Tim Allen als dickbäuchiger Weihnachtsmann eigentlich so treibt. Dazu allerdings musste natürlich eine wenn auch noch so simple Idee her. Und welche Idee zu Weihnachten könnte besser sein, als dass der Weihnachtsmann nach einer Frau sucht, wo er doch acht Jahre zuvor von seiner Frau verlassen worden war. Die Zeit heilt alle Wunden und Disney kittet – zumindest im Kino – alle Probleme, um nicht zu sagen: kleistert sie ordentlich zu. Schließlich sind an Weihnachten doch alle Familien glücklich und alle Singles und alle Kinder und alle Alleinerziehenden und alle Einsamen und alle Verlassenen – so wie in der Coca-Cola-Werbung: Weihnachten – für uns alle, für jeden. Oder war da noch etwas anderes?
Der Elf (oder heißt es: die männliche Elfe?) Curtis (Spencer Breslin) teilt Santa Clause, mit bürgerlichem Namen Scott Calvin (Tim Allen), mit, dass in seinem Vertrag eine kleine, aber wichtige Zusatzklausel übersehen wurde: Der Weihnachtsmann muss heiraten, und dazu hat er noch 28 Tage – bis Heiligabend – Zeit. Curtis und Oberelfe Bernard (David Krumholtz) sind bestürzt, machen ihrem so erfolgreichen Santa Clause aber Mut. Vor allem hat Curtis eine Idee, wie Scott sowohl daheim, als auch am Nordpol seine Pflichten erfüllen kann. Mit einer Maschine, die Menschen zu Spielzeug kopieren kann, wird aus Santa Clause Toy Santa, eine Spielzeugkopie mit eingebauter Festplatte, die Scott so lange am Nordpol ersetzen soll, bis der seine Pflichten at home erledigt hat. Scott muss nicht nur eine Frau finden, sondern sich auch um seinen widerspenstigen Sohn Charlie (Eric Lloyd) kümmern, der gerade die Turnhalle seiner Schule mit Graffiti verziert hat und dabei von der äußerst attraktiven, aber ebenso strengen Rektorin Carol (Elizabeth Mitchell) erwischt worden war.
Charlie droht ein Schulverweis. Gemeinsam mit seiner Ex-Frau Laura Miller (Wendy Crewson) und deren neuem Ehemann, dem Psychologen Ned (Judge Reinhold) gelingt es Scott, Carol zu besänftigen: Charlie muss Gemeinschaftsdienste leisten und sämtliche Graffiti in der Umgebung mit anderen ungezogenen Bengeln samstags entfernen. Die Suche nach einer geeigneten Mrs. Clause gestaltet sich schwierig. Zudem macht ihm Carol Dampf, weil Charlie erneut mit der Spraydose unterwegs war und diesmal ein wenig positives Gemälde der Rektorin in einem Gang der Schule platziert hat. Und im Weihnachtsland gibt es auch Probleme: Der Ersatz-Toy-Santa entwickelt zunehmend einen Hang zu Perfektion und nimmt die Regeln, nach denen artige und unartige Kinder unterteilt werden, so genau, dass es für ihn nur noch unartige Kinder gibt, die keine Geschenke mehr bekommen sollen, sondern nur noch Kohle ...
... Aber wie das bei einem überaus anständigen und sittsamen Disney-Weihnachtsmärchen halt so ist: Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die geeignetste Mrs. Santa im ganzen Land? Natürlich die Hardlinerin Carol – harte Schale, weicher Kern. Scott bricht die Schale und so weiter und so fort. Und natürlich wird am Nordpol nicht auf Dauer die Diktatur eines Toy Santa bestehen, der mit Spielzeug-Nussknacker-Soldaten die Elfen im Zaum hält. So lieben wir Weihnachten: Alles ist vorhersehbar, durchschaubar und glasklar, lösbar, wenn man nur will und ein bisschen Phantasie entwickelt. Die Probleme, die existieren, sind gar keine. Sie lösen sich wie von selbst – zur Not mit Hilfe der Zahnfee (Art LaFleur) und dem Rat der anderen Weisen aus dem Märchenland, Mutter Natur (Aisha Tyler), Amor (Kevin Pollak), Osterhase (Jay Thomas) und Sandmann (Michael Dorn). Es ist wie in der alten HB-Werbung: Greife zur HB und alles geht wie von selbst. Sogar Mother Nature darf von einer schwarzen Schauspielerin gespielt werden.
Scott versteht sich mit seiner Ex-Frau ebenso perfekt wie mit allen anderen. Der arme Charlie, der niemandem erzählen kann, was sein Vater für einen Beruf ausübt, gerät angesichts dessen in eine pubertäre Konfliktsituation (sehr glaubhaft) und sieht am Schluss ein, dass alles gar nicht so tragisch ist. Bei allem hat Michael Lembeck allerdings weitgehend auf allzu honigtriefende Szenen verzichtet. Im Zentrum steht Tim Allen, der zwischen Nordpol und Ex-Heimat hin und her saust und alles im Griff hat. Ein Musterpapa, der eine Musterfrau bekommt. Weihnachten kann kommen. Das Weihnachtsland gestalteten Tony Burrough, Sandy Cochrane (Design) und Ingrid Ferrin (Kostüme) als Mischung aus Nussknacker-Romantik und hochmoderner Technologie, märchenhaften Elfen und Fließbandproduktionsanlage, unterirdisch. Grummelnde, etwas dümmliche Elche, ergänzen das Spektakel.
Die Schauspieler hatten bei diesem Drehbuch kaum Schwierigkeiten zu überwinden. Elizabeth Mitchell, Wendy Crewson und Tim Allen konnten bei diesem harmonie- und klischeeoptimierten Trugbild, das mehr über die wirklichkeitsfremde Familienideologie, denn über Weihnachten aussagt, ebenso auf Sparflamme kochen wie alle anderen auch. Besonders humorvoll ist „Santa Clause 2“ zudem auch nicht; teilweise hangelt sich der Film schwerfällig von einer zur nächsten Szene. Ein Film für Kinder weit unter zehn Jahren.