Was Disney Productions dazu veranlasst hat, eine Fortsetzungsgeschichte zu dem 1953 produzierten „Peter Pan“ in die Kinos zu bringen, vermag ich nicht zu beantworten. Vielleicht Einfallslosigkeit? „Return to Neverland“ ist sicherlich kein grottenschlechter Zeichentrickfilm, aber vom Hocker hat mich die Geschichte um den nie erwachsen gewordenen Jungen aus einer fernen Welt auch nicht gerade.
Zweiter Weltkrieg in London. Die britische Armee verschickt die Kinder der Stadt nach und nach aufs Land, um sie vor den Angriffen der deutschen Bomber zu schützen. Auch Jane und ihr kleiner Bruder sollen mit. Janes Vater musste in den Krieg. Jane ist ein für ihr Alter sehr ernsthaftes Mädchen und glaubt nicht an die Geschichten, die ihr ihre Mutter Wendy über Peter Pan aus dem Nimmerland erzählt. Sie hält sie für Märchen. Als Wendy in Janes Alter war, traf sie Peter Pan und lernte seinen Gegner, den bösen Captain Hook kennen, Peters Freunde und die kleine Fee Naseweis. Jane glaubt ihrer Mutter kein Wort.
Aber sie wird eines besseren belehrt. Captain Hook hat sich nämlich einen grässlichen Plan ausgedacht. Um an den Schatz zu gelangen, den ihm Peter Pan weggenommen hat, plant er, Wendy zu entführen und Peter Pan zu erpressen. Was er nicht bedacht hat, ist, dass auf der Erde alle Menschen älter werden, anders als im Nimmerland. Er entführt Jane, ohne es zunächst zu merken. So lernt Jane gezwungenermaßen Nimmerland und seine Bewohner kennen. Peter Pan kann Jane befreien. Die allerdings ist von den Albernheiten der verwunschenen Jungen um Peter Pan nicht gerade begeistert. Sie möchte nur eines: wieder nach Hause. Captain Hook weiß dies auszunutzen und schlägt Jane einen Handel vor: Wenn sie ihn zu dem Schatz führe, würde er sie mit seinem Schiff wieder nach Hause bringen. Jane lässt sich auf diesen Handel ein und erkennt fast zu spät, wer ihre wahren Freunde sind. Und noch ein Problem taucht auf: Naseweis ist eifersüchtig auf Jane, und weil Jane nicht bereit ist, zu ihrem kindlichen Glauben zu stehen, verliert Naseweis die Fähigkeit ihres Feenzaubers, durch den allein die Jungen in Nimmerland die Fähigkeit besitzen zu fliegen. Jane macht sich auf, Naseweis und Peter Pan, den Hook inzwischen gefangen genommen hat, zu retten...
Kindlicher Glaube, Feenstaub und ein bisschen Fantasie sind die Zutaten, mit denen Disney Productions nicht nur die Geschichte von Peter Pan und Jane erzählen, sondern auch meinen, Kinder begeistern zu können – unterstützt (jedenfalls in der deutschen Fassung) durch Lieder von Nena (z.B. „So sehr“), die irgendwann (mich jedenfalls) nerven. Ein eher gutmütiger Krake, der allerdings auch sehr böse werden kann, wenn man ihm ärgert, und einige alberne Jungen um Peter Pan reichen für eine mäßig unterhaltende, ab und zu allerdings humorvolle Geschichte um den Kampf zwischen Gut und Böse, ohne irgend jemand weh tun zu wollen.
Die Handlung ist allzu dünn und grobmaschig gestrickt. Die Rahmenhandlung – London im zweiten Weltkrieg – hat mit der Geschichte wenig zu tun und wirkt allzu aufgesetzt, sogar fehl am Platz. Ein bisschen wirkt dieses Sequel, als ob den Produzenten und Trickfilmexperten nicht allzu viel eingefallen ist. Es fehlt an dem, was die Trickfilme – computeranimiert oder nicht – der letzten Monate („Shrek“, „Monsters Inc.“ usw.) ausgezeichnet hat: an Inspiration, Fantasie und auch guten, humorvollen Dialogen. Die Figuren sind „klassisch“, aber nicht schlecht gezeichnet. Der Film ist wohl hauptsächlich für die Videotheken produziert, damit Eltern ihre Kinder eine Weile am Wochenende beschäftigen können und ihre Ruhe vor den lieben Kleinen haben.
Kein Muss für den Kinogänger und die Kinogängerin, nicht einmal unbedingt für Kinder, die zwar auch an diesem Märchen ihren Spaß haben werden, der allerdings wahrscheinlich nicht lange im Gedächtnis bleiben wird.
(Zuerst veröffentlicht bei CIAO)