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    Irgendwann in Mexico
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Irgendwann in Mexico
    Von Ulrich Behrens

    Es war einmal in Amerika – keine Frage, Ausnahmeregisseur Robert Rodriguez erweist dem Altmeister Sergio Leone mit „Once Upon a Time in Mexico“ seine Reminiszenz. Die El Mariachi-Trilogie mit den beiden ersten Teilen „El Mariachi“ (1992) und „Desperado“ (1995) findet jetzt ihren krönenden Abschluss. Rodriguez, der mit so unterschiedlichen Filmen wie „Spy Kids“ 1 und 2 (2001, 2002), „From Dusk Till Dawn“ (1996), dem umstrittenen „Four Rooms“ (1995) und „Faculty – Trau keinem Lehrer“ (1998) aufwartete, verzichtete bei seiner Trilogie bewusst darauf, mehr oder weniger großes Erzählkino zu produzieren. Seine Legende um El Mariachi ist mehr eine Art fulminanter Bilderfolge, prall gefüllt mit Farbe, Action und einem gehörigen Schuss Ironie.

    Der doppelbödige CIA-Agent Sands (Johnny Depp) will aus dem geplanten Sturz des mexikanischen Präsidenten (Pedro Armendáriz) durch ein Zweckbündnis zwischen dem skrupellosen General Marquez (Gerardo Vigil) und dem Drogenbaron Barillo (Willem Dafoe) politisches und persönliches Kapital schlagen. Nicht, das ihm El Presidente besonders am Herzen liegen würde, doch sein Sturz durch Barillo und Marquez will Sands nutzen, um beide los zu werden und eine neue Regierung zu installieren (oder so ähnlich). Um einen Joker in der Hand zu haben, will sich Sands des legendenumwobenen El Mariachi (Antonio Banderas) bedienen, dessen Frau Carolina (Salma Hayek) und Tochter durch Marquez ermordet worden waren und der schon lange auf eine Gelegenheit wartet, sich an Marquez zu rächen, sprich: ihn in die ewigen Jagdgründe zu katapultieren. Sands Mittelsmann ist ein Barbesitzer namens Belini (Cheech Marin), der 10.000 Dollar für entsprechende Informationen über El Mariachi erhält. Außerdem will Sands den Ex-FBI-Agenten Jorge (Rubén Blades) für seine Machenschaften einspannen. Barillo darf nicht nur auf die Hilfe von Marquez hoffen; ihm zur Seite steht Billy (Mickey Rourke), der Mann mit dem Hündchen auf dem Arm. Und auch eine schöne, aber nichtsdestotrotz skrupellose Lady namens Ajedrez (Eva Mendes), Mitglied einer mexikanischen Spezialeinheit, und der Berater des Präsidenten Dr. Guevara (Miguel Couturier) mischen in dem durch Intrigen durchsetzten Spiel kräftig mit. El Mariachi lässt sich einspannen. Er will Marquez töten und er will El Presidente schützen. Nun darf gekämpft und intrigiert werden ...

    Mit einer neuen Digitalkamera – Sony 24-fps digital Hi-Def, habe ich erfahren – lässt Rodriguez, der nicht nur Regie führte, sondern ebenso für Drehbuch, Kamera, Schnitt, Musik und Produktionsdesign verantwortlich zeichnet (wie so oft in seinen Filmen), die Puppen tanzen. „Irgendwann in Mexico“ ist weniger eine durchkomponierte Geschichte mit Figuren, bei denen auf Charakterdarstellung wert gelegt würde. Rodriguez lässt insbesondere Banderas und Depp coole Typen spielen und beide treiben ihre Coolness fast bis auf die Spitze. Trotz etlicher Gewaltszenen und trotz der Brutalität des Geschehens, in dem es nur um Intrige, Machtbesessenheit, Korruption und illegale Geschäfte geht, löst Rodriguez diese Gewalt in Komik auf und macht den Streifen zu einem (teilweise sarkastischen) Vergnügen.

    Wenn Depp/Sands den Koch eines Restaurants tötet, weil der seine mexikanische Lieblingsspeise nicht nur gut, sondern zu gut zubereitet hat, wenn er den klischeebeladenen Regeln des Genres folgend den Informanten Belini tötet, weil der ihm schon vorweg prophezeit hat, dass das Geld, was er von Sands bekommen hatte – 10.000 Dollar – immer noch zu viel sei, obwohl Sands ihm 50.000 geboten hatte, dann nimmt Rodriguez auch diese Regeln auf die Schippe.

    Banderas scheint als El Mariachi in seinem Element, spielt einen Pistolero, der von Ehre und Rache, Gerechtigkeit und Tragik gekennzeichnet ist, wobei auch das eher einem formularmäßig verordneten Stil verhaftet, denn einer tieferen charakterlichen Darstellung geschuldet ist. Depp, der zum Schluss beide Augen verliert, kämpft weiter. Ein kleiner Junge führt ihn durch das Schlachtgetümmel am Präsidentenpalast, und Sands, dem das Blut unter den Augen getrocknet ist und der eine dunkle Brille trägt, erscheint wie ein verhinderter Dracula, der nichtsdestotrotz auf Blut aus ist. Salma Hayek tritt (leider) nur in Rückblenden auf – als messerwerfende Lady, die ihrem Geliebten El Mariachi in punkto Kampfkraft in nichts nachsteht. Von Mickey Rourke als abgefeimter Kerl mit Schoßhündchen hätte man sich mehr gewünscht. Willem Dafoe und Gerardo Vigil spielen brutale Machtbesessene, allerdings das eher als Charaktermasken, denn als Menschen aus Fleisch und Blut.

    Der Spaß, den der Regisseur und vor allem auch die Hauptdarsteller bei den Dreharbeiten gehabt haben müssen, überträgt sich fast bruchlos auf das Publikum. „Once Upon a Time in Mexico“ macht Spaß; mehr war wohl auch nicht geplant. Trotz einiger Längen also ein kurzweiliges Vergnügen, zu dem vor allem auch die opulenten Bilder, die Ausstattung und die Musik beitragen. Und zum Glück trällert Enrique Iglesias, der als Getreuer El Mariachis mitspielt, nur einmal kurz ein Liedchen.

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