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    S.W.A.T. - Die Spezialeinheit
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    S.W.A.T. - Die Spezialeinheit
    Von Jürgen Armbruster

    Immer wenn in den USA ein Polizeieinsatz zu eskalieren droht und sich gewöhnliche Beamte vor einer für sie unlösbar erscheinenden Situation wähnen, kommt das „S.W.A.T.“-Team zum Einsatz. Hinter dem Akronym „S.W.A.T.“ (=Special Weapons and Tactics) verbergen sich die härtesten und am besten geschulten Männer und Frauen der amerikanischen Bundespolizei. Werden sie gerufen, haben die bösen Jungs zumeist ausgelacht. Für sie stellt sich nicht die Frage, wie sich Geiselnehmer, Bankräuber oder welche Art von Schurken auch immer am besten zur Aufgabe bewegen lassen, sondern wie man diese am gezieltesten und effektivsten ausschält.

    Jenes Eliteteam verfügt nicht nur in realen Krisensituationen über eine enorme Durchschlagskraft, sondern auch überragendes Potenzial, um im Unterhaltungssektor für gute Laune zu sorgen. Die Video- und PC-Spieleindustrie erkannte dies schon vor geraumer Zeit. Plattformübergreifend existieren diverse, von strategischem Vorgehen geprägte, Action-Shooter. Im Kino fristete die „S.W.A.T.“-Division hingegen lange Zeit ein Stiefmütterchendasein, in der ihr allenfalls eine Nebenrolle zukam. Doch nun ist es soweit. Der erste abendfüllende Spielfilm seit 1975 der sich einzig den schwer bewaffneten Männen in ihren blauen Overalls widmet, steht in den Startlöchern.

    Jim Street (Colin Farrell) und Brian Gamble (Jeremy Renner) gehören zu den jungen Wilden im „S.W.A.T.“-Team, die sich vor allem durch die für ihre Vorgesetzten nicht immer kontrollierbare Gangart vom Rest des Teams abheben. Als Brian bei einem Einsatz einen eindeutigen Befehl ignoriert und dadurch eine Geisel schwer verletzt wird, ist das Fass endgültig am Überlaufen. Von Jim wird verlangt, dass er Brian ans Messer liefert. Als er sich jedoch weigert, werden Beide degradiert, dürfen nicht mehr an Außeneinsätzen teilnehmen und sollen sich stattdessen um die Einlagerung und Reparatur des Equipments kümmern. Während Jim dies zähneknirschend akzeptiert, quittiert Brian sofort den Dienst.

    In den folgenden Monaten gerät das „S.W.A.T.“-Team aufgrund gescheiterter Einsätze immer mehr ins Kreuzfeuer der Kritik. Die Verantwortlichen sehen nur einen Ausweg aus dieser Misere. Sie beauftragen den alten Haudegen Hondo Harrelson (Samuel L. Jackson) damit, ein neues, durchschlagskräftiges „Kickass“-Team zu formieren. Dabei schlägt Harrelson jedoch einen Weg ein, der seinen Vorgesetzten alles andere als Recht ist, denn er versammelt eine Schar von Außenseitern um sich. Im Mittelpunkt stehen dabei der Einzelgänger David Kay (LL Cool J), mit Chris Sanchez (Michelle Rodriguez) die einzige Frau im "S.W.A.T."-Team und Jim. Das Problem dieser neuen Einheit ist nicht deren individuelle Klasse, sondern einzig und allein die Tatsache, dass sie permanent gegen Widerstand aus den eigenen Reihen zu kämpfen hat. Sie ist dazu verdammt, besser zu sein als alle anderen und dabei trotzdem nicht ernst genommen zu werden.

    Die Bewährungschance kommt jedoch schneller als sie ihre Beretta durchladen können. Mehr oder weniger zufällig wird der international gesuchte und milliardenschwere Topverbrecher Alex Montel (Olivier Martinez) bei einer Verkehrskontrolle verhaftet. Doch dieser fühlt sich hinter schwedischen Gardinen alles andere als heimisch. Bei einer Anhörung vor Gericht verspricht er während einer TV-Ausstrahlung jedem, der ihn befreit, die ganz annehmliche Summe von 100 Million Dollar. Dass dies nicht nur Kleinkriminelle auf den Plan ruft, versteht sich von selbst. Unter diesen Umständen, wird bereits die Verlegung von Alex Montel für das kompette „S.W.A.T.“-Team, zu einer lebensbedrohenden Aufgabe.

    Mit der Inszenierung von „S.W.A.T.“ wurde der bisher eher im Serien-Genre heimische Clark Johnson („Third Watch", „NYPD Blue") beauftragt. Das Risiko der Entscheidungsträger, diesem eher unerfahrenen Regisseur die Verantwortung über ein 80-Millionen-Dollar-Budget zu übertragen war enorm. Zu Beginn des Films legt Johnson furios los und es scheint fast, als könne er alle Zweifler lügen strafen. Doch bereits nach kurzer Zeit stellen sich beim Publikum erste Dejà-vus ein. Mit zunehmender Spieldauer entwickelt sich „S.W.A.T.“ mehr und mehr zu einer stupiden Aneinanderreihung von Trainingseinheiten und Einsätzen. Johnson beginnt nicht nur sich selbst zu kopieren, sondern bedient sich obendrein auch schamlos am reichhaltigen Ideenfundus seiner Genrekollegen. Einer der Angriffe auch den Gefangenentransport Montels erinnert beispielsweise frappierend an „Die Stunde der Patrioten“.

    Ob sich dies nun Johnson ankreiden lassen muss oder doch eher die Drehbuchautoren Robert Hamner und Ron Mita („Sniper 2") sei dahingestellt. Was jedoch definitiv auf die Kappe der Herren Hamner und Mita geht, ist die einfallslose Rahmenhandlung. Vieles wird – wenn überhaupt – nur angedeutet. Warum sich beispielsweise eine alleinerziehende Mutter wie Chris mit Haut und Haaren dem „S.W.A.T.“-Team verschreibt und dadurch jeden Tag aufs neue ihr Leben riskiert, erscheint vollkommen unverständlich und wird auch nicht weiter erläutert. Dafür wird kurzerhand ein Kindergeburtstag eingestreut, um den Zuschauern eine idyllische Kleinfamilie ohne Probleme vorzugaukeln. Ebenso konstruiert erscheint der Plot um Alex Montel. Ein international gesuchter Schwerverbrecher, der im Rahmen einer Anhörung vor Gericht noch Kontakt zu Presse aufnehmen kann? Klar doch!

    Dies wäre noch verzeihbar, wenn alles optisch ansprechend verpackt worden wäre. Eines vorneweg: Tricktechnisch bewegt sich „S.W.A.T.“ auf solidem Niveau. Noch vor wenigen Jahren hätte Johnson mit dem hier abgelieferten für massenweise offene Münder gesorgt. Doch in Zeiten von „Matrix Reloaded" und „Terminator 3" wirkt „S.W.A.T.“ allenfalls wie eine zweitklassige Action-Kost. Selbst im direkten Vergleich zur aktuellen Bruckheimer-Produktion „Bad Boys II" kommt „S.W.A.T.“ etwas schwach auf der Brust daher. Von einem Film, der aufgrund einer mehr als nur müden Storyline einzig von der gebotenen Action lebt, darf und muss einfach mehr erwartet werden.

    Selbst die an sich sehr talentierten Darsteller hinterlassen bei „S.W.A.T.“ einen unterm Strich zwiespältigen Eindruck. Colin Farrell („The Recruit", „Die Journalistin"), der sich mittlerweile von einem der heißesten Newcomer zu einer festen Größe in Hollywood gemausert hat, wirkt seltsam lustlos. Sicherlich versprüht er mit seinem recht spärlichem Spiel noch immer mehr Charisma als viele seiner Kollegen an ihren besten Tagen. Allerdings legte er durch seine herrlich überdrehte Performance in „Daredevil" oder dem bedrückendem Kammerspiel in „Nicht auflegen" die Messlatte äußerst hoch und erreicht den von ihm gewohnten Level in „S.W.A.T.“ zu keinem Zeitpunkt. Samuel L. Jackson („Basic", „Pulp Fiction") und Michelle Rodriguez („Blue Crush", „The Fast And The Furious") scheinen den "Wir-Parodieren-Uns-Selbst-Club" gegründet zu haben. Jacksons Hondo Harrelson (was für ein Name!) wirkt wie ein seichter Abklatsch seines Augustus Gibbons aus „xXx - Triple X". Wer sich ein Bild von Rodriguez’ Chris Sanchez machen möchte, sollte sich einfach noch einmal an deren Rain Ocampo aus „Resident Evil" zurück erinnern und bekommt dadurch eine ziemlich klare Vorstellung von dem, was ihn erwartet. Die Rolle von „Lady Lover“ LL Cool J ist ohnehin klar definiert: Bauchmuskeln zeigen und für flotte Sprüche sorgen.

    „S.W.A.T.“ hätte ein packender Action-Kracher werden können, doch leider wurde das an sich ambitionierte Vorhaben durch zu viele kleine und große Mängel im Ansatz ruiniert. Sicherlich ist „S.W.A.T.“ kein wirklich schlechter Film, aber zu einem guten fehlt ihm ebenfalls eine Menge. Um zu einen kommerziellen Erfolg in den hiesigen Gefilden zu werden, steht er nicht nur sich selbst im Weg, sondern auch die recht unglücklich gewählte Terminierung der Deutschlandstarts. „S.W.A.T.“ startet exakt zwischen den finalen Folgen der „Matrix"- und „Herr der Ringe"-Epen, wodurch ihm – berechtigter Weise – wohl nicht mehr als die Rolle des Lückenfüllers zukommen wird.

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