Auch wenn heutige Thriller über führerlose Züge wie "Unstoppable" und "Last Passenger" technisch versierter sein dürften, in Sachen Kultfaktor hat Andrei Konchalovskys Film immer noch die Nase vorn. Am Anfang wähnt man sich noch in einem klassischen Knacki-Film mit Boxkämpfen (ein junger Danny Trejo feiert da sein Filmdebüt), Aufständen und einem feigen Schwein von Gefängnisleiter, dem nichts mehr Spaß macht als mal so richtig zu zeigen wo der Hammer hängt. Manny und Buck bilden meistens ein recht dynamisches Gespann, wer schon zuviel ähnliches geguckt hat kann sich das Ende aber vielleicht schon denken.
Obwohl die Spezialeffekte vereinzelt ein wenig durchschaubar und die Rückprojektionen klar erkennbar sein mögen, wird der Kampf gegen Maschinen und Elemente stets deutlich. Die unfreiwilligen Zugpassagiere verwenden zum Glück nicht zuviel Zeit auf Diskussionen, sondern zeigen ihr wahres Ich in der sich zuspitzenden Situation. Von Jon Voight ist man das vermutlich schon gewohnt, es verwundert allerdings, dass der gleichfalls gut aufgelegte Eric Roberts (ja, der Bruder von der Julia) nach dieser Rolle größtenteils (mit wenigen Ausnahmen) in spärlich beachteten B-Movies und Fernsehserien besetzt wurde. Schade drum, denn er setzt dem eher körperlich agierenden Manny Witz und Charme entgegen, die der Film dringend braucht um nicht in seinem Adrenalinrausch unterzugehen.
Um die Eisenbahn-Aspekte müssen sich Fans des Verkehrsmittels keine Sorge machen. Auf den ersten Blick scheint es ungewöhnlich, eine Diesellok der stromlinienförmigen Reihe F7 mitten zwischen zwei abgenutzte GP7 und eine GP40-2 zu kuppeln. Im Hinblick auf die Dramaturgie und die Tatsache, dass Fahrzeuge im Eisenbahnland USA gelegentlich überaltert und nicht im besten Zustand sind, macht es durchaus Sinn. Das Unternehmen Alaska Railroad unterstützte die Dreharbeiten mit Fahrzeugen und einem wenig befahrenen Streckenabschnitt, hinsichtlich ihrer Zugehörigkeit wurden die Fahrzeuge jedoch äußerlich verfremdet, auch weil teils unterschiedliche Baureihen und Studionachbauten zum Einsatz kamen. Amüsant ist der Hype um das elektronische Stellwerkssystem - damals eine unglaubliche technische Neuerung auf die die Konzernspitze ganz besonders stolz ist, heute meist selbstverständlich.
Alles in allem ist "Runaway Train" ein Film, den man trotz oder gerade aufgrund seines Alters heute immer noch gut anschauen kann. Klar, heute würde man differenzierter spielen, emotionalere Töne anschlagen und digital mehr klotzen, als es Studiokulissen und handgemachte Stunts hergeben. Dennoch überzeugt der Action-Klassiker nicht nur mit einer griffigen Optik, sondern nimmt den Zuschauer mit auf die vermutlich atemloseste Zugfahrt der Filmgeschichte.