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    Kikis kleiner Lieferservice
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Kikis kleiner Lieferservice
    Von Ulf Lepelmeier

    „Kiki´s kleiner Lieferservice“, dieses liebevolle, farbenfrohe und kindgerechte Werk Hayao Miyazakis vereinigt alle Ideale, die sich die Disney-Company auf ihre Fahnen schreibt und hat somit sicherlich mit dazu beigetragen, dass der Großmeister des Anime, immer wieder mit deren Begründer Walt Disney verglichen wird.

    Kiki, eine 13-jährige Hexe ist aufgeregt, schließlich steht ihre einjährige Bewährungszeit kurz bevor. Junge Hexen sollen sich nämlich genau in diesem Alter ein Jahr lang von ihrer Familie trennen, in einer ihnen unbekannten Stadt sesshaft und vor allem selbständig werden. In einer sternenklaren Nacht macht sich die lebenslustige Kiki mit ihrem schwarzen Kater Jiji auf ihrem Besen auf, um sich ein eigenes Terrain zu suchen und sich den Widrigkeiten des Lebens zu stellen. Sie findet, wie sie es sich zuvor ausmalte, eine Stadt am Meer und geht sogleich auf die Menschen zu, um ihren Platz in der Fremde zu finden.

    In „Kiki´s kleiner Lieferservice“ geht es um das Erwachsen- und Selbstständigwerden, um den schwierigen Abnabelungsprozess von den Eltern, aber auch um die Widrigkeiten, welche die beginnende Pubertät mit sich bringt. Die Geschichte, nach der Vorlage eines Kinderbuchs von Eiko Kadono, spielt in einem imaginären Land, das zeitlich in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts angesiedelt sein könnte. Hayao Miyazaki entwarf mit der für ihn typischen Detailverliebtheit eine realistische, größtenteils alltägliche Welt, der es auf Grund der Tatsache, dass Kiki eine angehende Hexe ist, auch an einem Schuss Phantasie nicht fehlt. Die Hexenmagie steht in diesem Film allerdings nur stellvertretend für Talente von Heranwachsenden, die diese vernünftig nutzen müssen, um ihren Lebensweg meistern zu können. Korico, die Stadt in die es die Junghexe verschlägt, erinnert dabei an Stockholm oder Visby, die Miyazaki auf einer Studienreise durch Nordeuropa besuchte, weist aber auch ein paar Aspekte auf, die an San Fransisco erinnern.

    Der Film kommt ganz ohne Actioneinlagen und plumpe Blödeleien aus und konzentriert sich ganz auf die auftretenden Charaktere und Kikis Weg zur Selbstständigkeit. Kiki ist ein mutiges, fröhliches, etwas naives Mädchen, das sich in der Fremde zurechtfinden muss. Hinter ihrer offenen und lebenslustigen Art verbirgt sie aber auch die natürliche Angst vor unbekannten Situationen, die sich in den Kommentaren ihres Katers niederschlägt. Auch wenn das Mädchen frohen Mutes auf die ihr fremden Menschen zugeht, muss sie lernen und akzeptieren, dass ihr nicht alle Menschen mit dem gleichen Wohlwollen entgegenkommen. Doch schnell findet sie auch Freunde in der Fremde. Tombo ist sogleich von ihrem Charme bezaubert und setzt sich fortan für Kiki ein, um sie als Freundin zu gewinnen. Die schwangere Bäckerin Mrs. Osono schließt die Kleine gleich in ihr Herz und gibt ihr ein Dach über den Kopf und in der Künstlerin Ursula findet Kiki so etwas wie eine große Schwester. Mit der Eröffnung ihres Lieferservices kann Kiki etwas Geld verdienen und gleichzeitig ihre verbesserungswürdigen Flugkünste trainieren. Als Kikis Hexenkraft plötzlich schwindet, machen sich die Wirren der beginnenden Pubertät bemerkbar. Ein Gefühl der Hilflosigkeit und Einsamkeit macht sich bei Kiki breit und droht sie in eine Krise zu stürzen, aus der sie sich nur durch den Glauben an sich selbst und die Hilfe ihrer Freunde wieder befreien kann.

    „Kiki´s kleiner Lieferservice“ ist ein charmanter, liebevoller Kinderfilm der sich mit dem schwierigen Prozess des Selbständigwerdens auseinandersetzt und dazu aufruft mit offenen Augen durchs Leben zu gehen.

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