"Der Mann mit dem goldenen Colt" hat in den ersten Szenen schonmal eine sehr clevere Ausgangsposition. Hat man bei dem, was hier passiert, doch das Gefühl, als hätte es Killer Scaramanga darauf angelegt, Bond zu töten und würde nur dafür trainieren. Erst die Schüsse auf eine Bond-Puppe und danach die goldene Kugel, die an den Geheimdienst geschickt wird.
Die darauf folgende Handlung verläuft jedoch recht schlicht, wenn Bond die Spur der goldenen Kugel verfolgt. Auch wird der Bond, den Moore in "Leben und sterben lassen" kreierte hier mit einer Szene ins Gegenteil verkehrt. Wie er einer Frau rüde den Arm umdreht, um an Informationen zu kommen, das ist definitiv Connery Revier, wie z.B. Tatjana gegenüber in "Liebesgrüße aus Moskau" oder Marie bei "Diamantenfieber". Zu Moores Bond passt es einfach nicht. In diesem Punkt verliert er im Vergleich gegen seine Vorgänger Connery und Lazenby.
Ein Schlüsselmoment des Films ist, wenn Bond vor dem Club Bottoms Up eigentlich ein unfehlbares Ziel ist und prompt Gefahr droht, wenn er von einem Unbekannten von diesem Ort weggebracht wird.
Doch auch wenn es Spannungsspitzen gibt, wird man bei diesem Film immer mehr merken, dass die Handlung irgendwie nur vor sich hin plätschert. Es fehlen die Zwischenhighlights, die einen Bond normal kennzeichnen. Doch wenn dann mal solche Szenen kommen, fallen sie mau aus. Ein Bond, der sich von zwei Schulmädchen verteidigen läßt?? Lachhaft! Bond wird hier zur Witzfigur, wenn man an die Szenen von Bond im Ninja-Trainingscamp in "Man lebt nur zweimal" denkt. Und zudem wird man sich fragen, warum Bond dann wenig später doch stehen gelassen wird. Der einzigste Grund ist, um eine Überleitung zur darauf folgenden Bootsverfolgungsjagd zu haben. Die ist im Vergleich zu "Liebesgrüße aus Moskau" und vor allem "Leben und sterben lassen" aber mehr als schwach.
Schwach ist auch die Auflösung, wer die goldene Kugel nach London geschickt hat, denn das hätte logisch gesehen, schon viel früher im Film erfolgen können.
Recht rasant gehalten ist eine Verfolgungsjagd Bonds auf Scaramanga inklusive der in jedem Fall genialen Szene einer Flussüberquerung, aber wie Scaramanga Bond entkommt, ist wohl die abgehobendste, unglaubwürdigste, dämlichste Szene aller Bond-Filme.
Das Finale des Films ist dann aber absolut sehenswert, bis hin, wenn Scaramanga über die eigene Schlauheit stolpert. Überflüssig ist aber die letzte Konfrontation Bond/Schnickschnack, weil Scaramangas Handlanger keine Bedrohung ist.
Bond Nr. 9 ist auf ganzer Linie mau. Es fehlen frische Ideen (den Spiralsprung mal außen vor gelassen), Moores Bond wird lächerlich gemacht, die Frauenfiguren sind einfach farblos (Bei Mary Goodnights Hohlheit kann man wirklich nur "Na gute Nacht" sagen) und es gibt zu viele überflüssige Szenen, die den Film rund 20 Minuten zu lang machen. Wie "Diamantenfieber" gehört auch dieser Film zu den drei schwächsten Bond-Streifen.
Das Problem war hier einfach, dass man nach "Leben und sterben lassen" zu schnell einen weiteren Film haben wollte und einfach eine Story in ein Drehbuch packte, der es nicht vergönnt war, erstmal intensiv ausgearbeitet zu werden. Die Quittung dafür gabs mit einem recht schlechten Einspiel an der Kinokasse.