Die größte Filmtrilogie aller Zeiten? Das Beste, was es jemals in bewegten Bildern auf der Leinwand zu sehen gab? Das kühnste Unternehmen der Kinogeschichte? In Verbindung mit Peter Jacksons epochalem Fantasy-Epos "Der Herr der Ringe" drängen sich solche Superlative einfach auf. Und vor allem: Sie sind berechtigt. Mit dem bildgewaltigen und superb gespielten "Die Gefährten" stieß das Kino in neue Dimensionen vor. "Die zwei Türme" konnte das Niveau nicht ganz halten, war aber immer noch grandioses Kino, das den Betrachter durchweg fesselte. Und nun: "Die Rückkehr des Königs" - der dreieinhalbstündige Abschied von Frodo, Aragorn und Co. Regisseur Peter Jackson zieht noch einmal alle Register und beendet die Trilogie mit dem erhofften Paukenschlag. Größere Schlachten und bessere Landschaftsporträts gab es bisher noch nicht zu sehen. Wie "Die zwei Türme" hat auch "Die Rückkehr des Königs" minimale Schwächen, die aber von dem Bombast, mit dem Jackson sein Publikum in den Bann zieht, mühelos überdeckt werden. Im Gegensatz zu den Wachowski-Brüdern, die mit "Matrix Reloaded" und "Matrix Revolutions" das hohe Niveau des ersten Teils nicht halten konnten und viele Fans enttäuschten, erfüllt Peter Jackson mit dem krönenden Abschluss seiner Saga alle Erwartungen.
Die Reise der Gefährten nähert sich ihrem Ende. Ein letztes Mal bedroht Sauron die Menschheit - sein Heer hat die Felsfestung Minas Tirith angegriffen, die Hauptstadt von Gondor. Nur ein schwächlicher Truchsess Denethor (John Noble) wacht noch über das einst mächtige Königreich, das seinen König nie dringender benötigte als jetzt. Doch bringt Aragorn (Viggo Mortensen) die Kraft auf, jene Aufgabe zu übernehmen, für die sein Schicksal ihn bestimmt hat? Während Gandalf (Ian McKellen) verzweifelt versucht, die mutlosen Kämpfer von Gondor zu motivieren, sammelt Théoden (Bernhard Hill) die Krieger von Rohan, um am Kampf teilzunehmen. Aber obwohl sie tapfer und leidenschaftlich Widerstand leisten, haben die Streitkräfte der Menschen - unter denen sich Eowyn (Miranda Otto) und Merry (Dominic Monaghan) verbergen - dem überwältigenden Ansturm der feindlichen Legionen gegen das Königreich kaum etwas entgegenzusetzen. Jeder Sieg fordert große Opfer. Trotz der starken Verluste stellen sich die Gefährten der größten Schlacht ihres Lebens - vereint durch ein einziges Ziel: Sauron muss so lange abgelenkt werden, bis Frodo (Elijah Wood) seine Mission erfüllen kann. Auf seinem Weg durch trügerisches Feindesland ist er immer mehr auf Sam (Sean Astin) und Gollum (Andy Serkis) angewiesen, während Der Ring ständig seine Treue und letztlich auch seine Ehrbarkeit auf die Probe stellt...
Vor Herr der Ringe galt der Neuseeländer Peter Jackson als gefeierter, aber vom Publikum nicht sonderlich beachteter Independent-Regisseur ("The Frighteners", "Heavenly Creatures", "Braindead"). Dann verwirklichte er seinen kühnen Plan, J. R. R. Tolkiens epochale Buch-Trilogie "Der Herr der Ringe" leinwandgerecht umzusetzen. Mit einem Budget von 330 Millionen Dollar und sämtlichen kreativen Kompetenzen ausgestattet, machte er sich in seiner neuseeländischen Heimat daran, alle drei Teile an einem Stück abzudrehen. Dieses Unternehmen hätte auch kolossal in die Hose gehen können - wie Ralph Bakshis kläglich gescheiterte Zeichentrick-Version aus dem Jahre 1978. Doch Jackson setzte seine Visionen ohne große Mühe durch und verlor nie den Überblick über das Mammut-Projekt. Für "Die Gefährten" gab es als Lohn vier Oscars, für "Die zwei Türme" immerhin noch zwei. Zudem gelten weitere Nominierungen für "Die Rückkehr des Königs" als sicher.
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Was macht die Faszination des Stoffes aus? Die größte Herausforderung hat Jackson bravourös bestanden. Er konnte der ausufernden Fantasie Tolkiens adäquate Bilder auf der Leinwand gegenüberstellen, die die Millionen Fans der kultisch verehrten Romane nicht enttäuschen, sondern sogar ihre kühnsten Erwartungen übertrafen. Das spiegelte sich auch in den Einspielergebnissen wider. "Die Gefährten" sahen 11,8 Millionen Deutsche, in den USA spielte der Film 322 Millionen Dollar ein (weltweit: 890 Mio Dollar). "Die zwei Türme" brachte es auf 10,8 Millionen Besucher in Deutschland und 341 Millionen Dollar Einspiel in den USA (weltweit: 925 Mio Dollar). Durch das gehaltene Kassen-Niveau ist für "Die Rückkehr des Königs" mit ähnlichen grandiosen Werten zu rechnen. Mit 26.000 Statisten und einem Team von 2.400 Mitarbeitern ließ Peter Jackson in Neuseeland Mittelerde entstehen. Heerscharen von Kreativen unterstützten ihn bei seiner Vision. Alles sollte authentisch erscheinen. Allein 20.000 Gegenstände wurden eigens für die Filme geschaffen. 276 Drehtage standen auf dem Plan, dazu kam noch der Nachdreh für "Die zwei Türme" und "Die Rückkehr des Königs", als Jackson seine Schauspieler noch einmal in Wellington zusammentrommelte.
Mit der "Rückkehr des Königs" beschließt Jackson nun seine famose Gesamtleistung. Auf die bange Frage, ob er den Kampf um Mittelerde würdig zu Ende bringen wird, hat er die passende Antwort gegeben. "Die Rückkehr des Königs" ist der große letzte Tusch der fantastischen Filmtrilogie. Nicht ganz so gut wie der bahnbrechende "Die Gefährten", aber über dem Niveau von "Die zwei Türme". Nach einem kurzen Rückblick, der den verhängnisvollen Anfang von Smeagol/Gollum beleuchtet, bereiten sich die Protagonisten auch schon langsam auf die erste große Schlacht vor. Wobei groß eine maßlose Untertreibung ist. Der Angriff von Saurons Schergen auf Gondors Festung Minas Tirith ist das gigantischste Schlachtengemälde, das je im Kino zu sehen war und toppt den Kampf um Helms Klamm aus Teil 2 mühelos. Ein wahrer Augenöffner - um es mit den Worten von Samweis Gamdschie aus Teil 1 zu sagen - und sicherlich der atemberaubendste Schauwert der gesamten Trilogie ist die über sieben Ebenen in den Fels gebaute Festung Minas Tirith. Wenn Gandalf, der sich in "Die Rückkehr des Königs" zum großen Schlachtenführer empor schwingt, mit seinem treuen Schattenfell die engen Gassen hinaufjagt, bleibt einem kurz die Luft weg. Nicht minder berauschend sind die zwei zentralen monumentalen Schlachten, um die die restliche Handlung kreist. Neben Heerscharen von Orks und Uru-Kai bietet Peter Jackson riesige Kampfelefanten und Trolle auf.
Die Handlung konzentriert sich zunächst auf drei Ebenen. An der einen Seite führt Gandalf die Reiter von Rohan und Mannen Gondors in die Schlacht, während Frodo seine zentnerschwere Bürde des Einen Rings trägt und kaum mehr zwischen Freund (Sam) und Feind (Gollum) unterscheiden kann. An der dritten Front macht sich Aragorn als potenzieller Thronerbe Gondors mit Gimli und Legolas auf, um bei einem verfluchten Bergvolk um Unterstützung und die Einhaltung eines uralten Treueeides zu Gondor zu werben. Später reduzieren sich die Handlungsstränge auf zwei. Wie in "Die zwei Türme" nimmt sich Jackson entgegen dem sehr werkgetreuen "Die Gefährten" ein paar Freiheiten heraus, um die Dramaturgie zu stärken. Frodos Kampf mit der Riesenspinne Kankra findet bei Tolkien bereits im zweiten Teil statt, bei Jackson ist diese Sequenz ein Zwischenhöhepunkt seines Abschlussteils. Die Veränderungen dienen ausschließlich der funktionierenden Konstruktion des Films. Neben den epochalen Schlachten trägt Jackson seine Charaktere dennoch weiter, deshalb muss diese Freiheit gestattet sein, auch wenn Fans der Romane - wie Christopher Lee selbst - schwer daran zu knabbern haben werden, dass der böse Zauberer Saruman komplett aus dem Film geschnitten wurde. In der bereits feststehenden Extented Edition wird Saruman wieder auftauchen.
Viele neue Figuren tauchen in "Die Rückkehr des Königs" nicht mehr auf. Der Truchsess von Gondor, Faramirs und Boromirs Vater Denethor (solide: John Noble), hat einen grantigen Auftritt mit einem spektakulären Höhepunkt. Er war in "Die zwei Türme" nur in der Extended DVD-Edition zu sehen. Dazu rückt Mirando Otto als Eowyn viel stärker in den Mittelpunkt. Leider ist sie dieser Aufgabe nicht immer gewachsen. Die Australierin Otto bleibt in punkto Ausstrahlung und Präsenz deutlich hinter Liv Tyler als Arwen und Cate Blanchett als Galadriel zurück. Was schon in Teil 2 zu beobachten war, führt sich in Teil 3 fort: Viggo Mortensen entwickelt sich nach und nach zur Hauptfigur - schließlich ist er im Abschluss auch der Titelheld. Mortensen, der in "Die Gefährten" noch ein wenig unter der Stärke Sean Beans (als Boromir) litt, gibt eine souveräne Vorstellung. Zur Freude vieler Fans rückt Ian McKellen als Gandalf nun wieder in die erste Reihe und darf als großer Schlachtenlenker seine Kämpfer hinter sich scharen. McKellen, das schauspielerische Schwergewicht, dominiert seine Szenen nach Belieben. John Rhys-Davies, der als Gimli ein paar weniger Onliner absondern darf, tut die Reduktion gut, denn in "Die zwei Türme" übertrieb es Peter Jackson damit doch etwas. Ein Leidtragender der Geschichte ist Orlando Bloom, dessen Charakter etwas in den Hintergrund gedrängt wird. Dafür hat er später im Kampf um Minas Tirith eine spektakulär herausragende Szene. Überraschend gut entwickelt sich schauspielerisch das Dreigestirn Frodo, Sam und Smeagol/Gollum. Elijah Wood und Sean Astin bringen einige Momente beachtlicher emotionaler Tiefe auf die Leinwand, die man vor allem Astin, nicht gerade ein Ausnahmeschauspieler, kaum zugetraut hätte. Dominic Monaghan und Billy Boyd bekommen als Merry und Pippin wieder mehr Platz in der Geschichte, während sie in "Die zwei Türme" nur gehetzt wurden. Dazu erzeugt Jackson durch die stete Zuspitzung der Ereignisse und dem unmittelbar bevorstehenden Finale viel Spannung und große Emotionalität.
Technisch ist weder an der "Die Rückkehr des Königs" noch an der gesamten Trilogie etwas auszusetzen - im Gegenteil. Gigantische Sets, perfekte Spezialeffekte, überbordende Fantasie, Jackson dreht noch einmal richtig auf. In Sachen Schauwerte übertrifft "Die Rückkehr des Königs" den zweiten Teil und orientiert sich an der Gewichtsklasse von "Die Gefährten". Ein weiterer Verdienst Jacksons es auch die perfekte Manipulation des Zuschauers. Sein Kampf von Gut gegen Böse ist im Kern furchtbar martialisch. Gandalf fordert von seinen Gefolgsleuten Kampfestreue bis in den Tod. Wenn er mit seiner Armee im Kampfgebrüll die Orks brutal niederreitet, hat er die Zuschauer auf seiner Seite. Spielraum für Kompromisse gibt es bei "Herr der Ringe" nicht. Sterben oder siegen. Dementsprechend ist "Die Rückkehr des Königs" auch der finsterste Teil der Saga.
Trotz aller Trümpfe hat auch "Die Rückkehr des Königs" wie "Die zwei Türme" kleine Schwächen zu bieten. Langweilig ist der Film keine Minute, aber im Mittelteil hätte man ihm ein wenig mehr Fahrt gewünscht, doch diese kurze Phase ist schnell vorüber. Bei der Umsetzung des Endes steckte Peter Jackson gewaltig in der Zwickmühle. Er musste einen Kompromiss aus Werktreue und kinogerechter Adaption finden. Denn nachdem das Schicksal aller entschieden ist, stellt Tolkien der Geschichte einen sehr langen Epilog nach, dem Jackson natürlich gerecht werden musste. Und da er genau das macht, wirkt das Ende auch im Kino sehr lang. Von allen Figuren wird nacheinander Abschied genommen. Wenigstens gibt es noch eine wirkliche Überraschung (für Nicht-Buchkenner). Nach neuneinhalb Stunden überwältigendem Kino (DVD: ca. elf Stunden) - das uns Peter Jackson ohne jeden Zweifel gegeben hat - gilt es nun, Abschied zu nehmen von den lieb gewonnenen Charakteren. Das fällt dem Publikum ebenso schwer wie Jackson selbst, denn etwas Vergleichbares ist in nächster Zeit nicht in Sicht...
Noch ein paar Worte in eigener Sache, sprich zur Bewertung der verschiedenen Teile: Sicherlich sind "Die zwei Türme" und "Die Rückkehr des Königs" minimal schlechter als die unerreichbaren "Gefährten". Aber was heißt das schon? "Die Gefährten" steht eigentlich oberhalb der Bewertung von zehn Punkten, weil der Film einfach perfekt und Maßstäbe setzend ist. Meiner Meinung nach rechtfertigen die kleinen Mängel von Teil zwei und drei keinen Abzug von einem Punkt, sodass sämtliche "Herr der Ringe"-Filme bei Filmstarts.de mit 10 Punkten bewertet wurden. Als Ganzes betrachtet ist alles andere als 10 Punkte nicht würdig.