Wie habe ich die Geschichten um King Arthur und die Ritter der Tafelrunde geliebt – später aber auch „Monty Python and the Holy Grail" (1976) –, verschlungen die Geschichten um den Gral und das Schwert Excalibur, die schöne Guinevere und den tapferen Lancelot, den Zauberer Merlin und last but not least den König selbst. 1981 nahm sich John Boorman („Point Blank", 1967; „Rangoon", 1995; „Der Schneider von Panama", 2001) der Legende an (andere Filme zum Thema: „Camelot", 1967, Regie: Joshua Logan, mit Richard Harris, Vanessa Redgrave und Franco Nero; „First Knight", Regie: Jerry Zucker, mit Sean Connery, Richard Gere und Julia Ormond).
Uther Pendragon (Gabriel Byrne) beansprucht den Titel des Königs. Nachdem Merlin, der Zauberer (Nicol Williamson), mit Mühe und Not einen Waffenstillstand zwischen Uther und dem rivalisierenden Cornwall (Corin Redgrave) erreicht hat, löst Merlin sein Versprechen Uther gegenüber ein und lässt ihn wie Cornwall aussehen, um Uther zu ermöglichen, mit Cornwalls Frau Igrayne (Katrine Boorman) zu schlafen, ohne dass die etwas davon bemerkt. Nur Tochter Morgana (als KindBarbara Bryne, als Erwachsene Helen Mirren), die hellseherische Fähigkeiten besitzt, sieht, wie zur selben Stunde ihr Vater im Kampf gegen Uthers Mannen stirbt. Bevor Uther selbst stirbt, rammt er das wunderbare Schwert Excalibur in einen großen Stein. Die Prophezeiung besagt, dass nur der wahre König in der Lage ist, dieses Schwert aus dem Stein herauszuholen.
Uther wiederum hatte Merlin versprochen, das Kind, das aus der Verbindung zwischen ihm und Igrayne hervorgehen könnte, ihm zu übergeben. Merlin übergibt dieses Kind Ector (Clive Swift), der es wie seinen eigenen Sohn Kay (Niall O'Brien) liebt und aufzieht. Jahre Später ist es Arthur (Nigel Terry), der Sohn Igraynes und Uthers, der Excalibur aus dem Stein herauszieht. Er wird König, nachdem er von Ector erfahren hat, wer seine wirklichen Eltern sind. Er trifft auf den tapferen Ritter Lancelot (Nicholas Clay), den er im Kampf besiegt, der ihm dann aber ewige Treue schwört. Arthur bildet die Tafelrunde, zu der auch die Ritter Gawain (Liam Neeson) und Leondegrance (Patrick Stewart) gehören. Er verliebt sich in Leondegrances Tochter Guinevere (Cherie Lunghi), die er heiratet.
Das Land gedeiht, alle haben genug zu essen, Frieden ist eingekehrt in England. Arthur fragt Merlin, ob das möglich sein könne, dass das Gute gesiegt habe und das Böse verschwunden sei. Und Merlin antwortet ihm: „Solange die Welt existiert, wird es Gut und Böse geben. Das Böse ist immer dort, wo man es am wenigsten nicht vermutet." Als die Ritter mit dem König speisen, bezichtigt Gawain die Königin der Untreue. Tatsächlich hatte Lancelot vor der Hochzeit Arthurs Guinevere seine Liebe bekannt, und Guinevere ist der schöne Ritter nicht gleichgültig. Es kommt zur Rettung der Ehre der Königin zum Zweikampf zwischen Lancelot und Gawain, der besiegt wird und widerruft. Doch als Arthur Guinevere und Lancelot in den tiefen Wäldern in liebvoller Umarmung findet, kommt wieder Unglück und Armut über das Land. Zudem ist Morgana am Hof des Königs aufgetaucht. Sie will sich an Arthur rächen. Morgana sieht ihre Chance gekommen, als Merlin erklärt, er sei müde geworden und wolle zurück in das Reich des Drachen. Er verrät Morgana den Zauberspruch aller Zaubersprüche, und Morgana verführt ihren eigenen Bruder. Das Kind aus dieser unseligen Verbindung, Mordred (als Kind Charley Boorman, als Erwachsener Robert Addie), soll Arthur einst im Kampf töten und selbst König werden ...
Eine phantastische Geschichte, oder? Was mir an der Inszenierung Boormans besonders gut gefällt, ist die eigenartige Mischung aus Sinnlichem und Übersinnlichem, aus Realität und Übernatürlichem, vermittelt zumeist über die Natur. Das Schwert Excalibur im Stein, die schöne Frau, die das Schwert aufbewahrt, im See, der Drache, der, wenn er schnaubt, Nebel verbreitet, Merlin, eine Mischung aus Mensch und Geist – das alles mixt Boorman zu einer phantastischen Szenerie vor den Kulissen eines mittelalterlichen Englands mit den entsprechenden Kostümen, Gebäuden, Ritterrüstungen usw. Sinnliches und Übersinnliches werden zu einer homogenen Einheit verschmolzen, was den Film zu etwas Phantastischem macht.
Nicht nur das: Die Legende wird erzählt als Geschichte, in der Prophezeiung und freier Wille der handelnden Figuren sich die Waage halten. Merlin, der Zauberer, will den Menschen den richtigen Weg weisen, hat aber letztlich nur bedingt Einfluss auf ihre Entscheidungen. Als er müde wird und meint, die alten Götter würden die Welt verlassen, die Menschen seien jetzt auf sich selbst gestellt, nutzt Morgana ihre Chance zur Rache an Arthur und dessen Vater Uther, der ihre Mutter getäuscht hatte und den sie für den Tod ihres Vaters Cornwall verantwortlich macht. Dieses Wechselspiel zwischen Weissagung und Entscheidungsfreiheit macht die Inszenierung Boormans besonders spannend. Natürlich handelt die Geschichte von Treue und Verrat, Liebe und Pflicht, Hass und Vergebung, Mut und Feigheit.
Von den Schauspielern besonders zu nennen sind Nicol Williamson als oft verzweifelter Merlin, Nigel Terrys tragischer Arthur, Helen Mirrens rachsüchtige Morgana und Nicholas Clays heldenhafter und liebender Lancelot. Die Ausstattung lässt nichts zu wünschen übrig. Unheimlich ist etwa eine Szene am Schluss des Films, als Mordred in goldener Rüstung Parzival, der den heiligen Gral sucht, der England Rettung bringen soll, zu Morgana bringt, und auf dem Weg dorthin durch die nebligen, düsteren Wälder Parzival die Ritter, die vergeblich den Gral gesucht haben, an Bäumen erhängt sehen muss. Oder wenn Morgana, die sich durch Zauberkraft jung erhalten hat, plötzlich in eine alte Frau verwandelt.
Für mich ist „Excalibur" die beste Visualisierung des Legendenstoffs, zurückgehend auf ein Buch von Thomas Malroy „Le Morte d'Arthur", opulent, teilweise gruselig, tragisch und – was Merlin betrifft – auch stellenweise humorvoll in Szene gesetzt. Gut platziert ist auch an zwei oder drei Stellen die Musik Carl Orffs aus „Carmina Burana" („O Fortuna") sowie die Filmmusik von Trevor Jones, die die Atmosphäre der Geschichte bestens unterstreicht. Trotz seiner weit über zwei Stunden Länge wurde mir „Excalibur" nie langweilig.