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    Verführung einer Fremden
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Verführung einer Fremden
    Von Christoph Petersen

    Jeder hat ein Geheimnis. Glengarry Glen Ross-Regisseur James Foley beschäftigt sich in seinem starbesetzten Thriller „Verführung einer Fremden“ nun mit der Frage, wie weit man aber bereit wäre zu gehen, um eben dieses Geheimnis zu bewahren. Eine interessante Prämisse, die sich jedoch gegen die krude Handlung nie richtig durchsetzen kann. Dennoch hätte der Film ein temporeicher, trashiger Thrillerspaß im hochglänzenden Werbemilieu werden können, würde Foleys übertriebener eigener Anspruch den Handlungsfluss nicht immer wieder unnötig abbremsen. So bleibt das erotische Duo Halle Berry und Bruce Willis das einzige wirkliche Highlight der höchst durchschnittlichen Hollywood-Produktion.

    Gerade nachdem ihre große Skandalstory von ihrem Chef gekillt wurde, trifft Journalistin Rowena Price (Halle Berry) in der U-Bahn auf ihre Freundin aus Kindertagen, Grace (Nicki Aycox). Diese erzählt ihr, dass sie gerade in der Stadt sei, um sich mit dem eigentlich verheirateten Werbeguru Harrison Hill (Bruce Willis) zu treffen, dem sie zuvor online näher gekommen ist. Wenige Tage später wird Grace mit vergifteten Augen (!) aus dem Fluss gefischt. Als gute Reporterin und Freundin macht sich Rowena mit Hilfe ihres Kollegen und Computerexperten Miles (Giovanni Ribisi) sofort daran, in dem Fall zu recherchieren. Und natürlich führen die ersten Untersuchungen zu Hill. Rowena schleicht sich bei ihm undercover als Assistentin in die Agentur ein und beginnt gleichzeitig unter falschem Namen online eine sexuelle Beziehung mit ihm. Immer mehr Spuren deuten auf Hill. Doch auch Rowenas Freund Cameron (Gary Dourdan) und selbst Miles scheinen Geheimnisse zu haben, die mit Graces Tod in Verbindung stehen könnten. So ist Rowena bei der Aufgabe herauszufinden, zur Bewahrung welches Geheimnisses Grace denn nun über die Klinge springen musste, plötzlich komplett auf sich allein gestellt…

    Der Einstieg in die Story ist eigentlich noch recht gut gelungen. Rowena arbeitet an einer Story über einen republikanischen Senator, der öffentlich gegen die Gleichberechtigung von Homosexuellen einsteht, insgeheim aber selbst schwule Affären hat – mutig. Das Vertuschen dieses Artikels dann auch noch mit der Pressevereinbarung, keine Leichen von im Irak gefallenen US-Soldaten in den Medien zu zeigen, zusammenzubringen, ist noch mutiger. Doch dann verliert sich „Verführung einer Fremden“ recht schnell in Jon Bokenkamps Kraut-und-Rüben-Thrillerstory, in der vorne und hinten nichts so recht zusammenpassen will. Natürlich hätte die abstruse Geschichte um lang verborgene Geheimnisse, sexuelle Begierden und liquide Werbekunden – Victoria´s Secret (samt Kurzauftritt von Aushängeschild Heidi Klum), Heineken und Reebock haben sich in den Film eingekauft - dennoch gut als reiner, nicht ganz ernstzunehmender Unterhaltungsfilm funktionieren können. Nur gibt sich Regisseur James Foley („Die Kammer“, Corruptor, Confidence) mit einem solchen ganz offensichtlich leider nicht zufrieden. Stattdessen versucht er, noch eine zusätzliche psychologische Ebene mit in den Film hineinzubekommen. Dies führt erstens dazu, dass „Verführung einer Fremden“ für einen kleinen dreckigen Thriller viel zu dialoglastig ausgefallen ist. Und er so zweitens, weil die Dialoge – vor allem die online geführten Sexgespräche – doch oft reichlich naiv wirken, manchmal auch ins Alberne abgleitet.

    Was „Verführung einer Fremden“ dann aber trotz der schwachen, die eigenen Ansprüche kaum erfüllenden Story vor dem totalen Absturz bewahrt, ist das gut aufgelegte Starensemble. Bei diesem hat man nämlich im Gegensatz zu Regisseur und Autor das Gefühl, dass es den Darstellern von Anfang an klar war, dass man das Projekt nicht allzu ernst nehmen sollte. Und so lassen sie es dann auch abseits herkömmlicher Schauspielkunst in Trashmanier so richtig krachen. Wenn Halle Berry (Catwoman, Gothika, X-Men) zu Beginn den bigotten Senator abwatscht, beweist sie dabei die comichaft-schlagfertigen Journalismus-Qualitäten einer Lois Lane. Später dann schafft sie es in nahezu jeder Szene, egal ob dramatisch, lustig oder spannend, nicht nur jeweils ein anderes knappes Kleid zu tragen, sondern auch mit ihrem durchtrainierten Hinterteil mindestens die halbe Leinwand einzunehmen. Giovanni Ribisi (Lost In Translation, Der Flug des Phoenix) ist ja eh schon auf leicht schräge Typen festgelegt, aber wie er sich beim Onlinesex auf seiner Couch räkelt und dabei langsam die Knöpfe seines Hemdes öffnet, das beweist noch eine ganz neue Qualität an Wahnsinn. So richtig rockt dann aber der Auftritt von Bruce Willis (Pulp Fiction, Sin City, Stirb langsam). Er gibt den Werbeguru und Serienfremdgeher Harrison Hill (was für ein Name!) als obercoolen Iceman – und wenn er dann doch mal ausrastet, läuft es dem Zuschauer eiskalt den Rücken runter.

    Als stylischer, aber etwas dialoglastiger Edel-Trash ist „Verführung einer Fremden“ eigentlich ein klarer Fall für den feucht-fröhlichen DVD-Abend. Nur der launige Cast, allen voran natürlich die Over-the-Top-One-Man-Show von Herrn Willis, sorgt dafür, dass man hier vielleicht doch mal einen Blick auf die große Leinwand wagen könnte.

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