In Zeiten von vermehrtem amerikanischen Militarismus hat Hollywood prompt reagiert und schwimmt auf der Welle mit. Nach dem Balkan („Im Fadenkreuz – Allein gegen alle“), Somalia („Black Hawk Down“) und Weltkriegs-Deutschland („Das Tribunal“) kocht „Braveheart“-Autor Randall Wallace in seiner zweiten Regiearbeit den Beginn des Vietnam-Krieges noch einmal auf und serviert dem heldenhungrigen US-Publikum ein sattes, ungeschöntes Schlachtenepos, das aber letztendlich an der eigenen Moral scheitert - jedenfalls um als Anti-Kriegsfilm anerkannt zu werden.
Im November 1965 schickt die US-Armee den verdienten, aufrichtigen Lt. Col. Hal Moore (Mel Gibson) mit 400 Mann im Rücken in das Ia-Drang-Tal nach Nord-Vietnam. Der Einsatzbefehl: Den Feind aufspüren und eliminieren. Was den Franzosen elf Jahre zuvor schon zum Verhängnis wurde und in einem Massaker endete, wiederfährt und den Amerikanern. Von einer fünffachen Übermacht bedroht, gerät die Landung im Tal bald zum tödlichen Hinterhalt. Die Vietnamesen kesseln das Bataillon ein - schon am ersten Tag der Schlacht lassen viele ihr Leben. Und in der Nacht planen die Asiaten den finalen Angriff auf die zahlenmäßig hoffnungslos unterlegenen Invasoren...
Gibt es einen plausiblen Grund, das US-Trauma Vietnamkrieg ein x-tes Mal zu thematisieren? Im Prinzip nicht, eigentlich ist alles gesagt. Mit den Standardwerken von Francis Ford Coppola („Apocalypse Now”), Oliver Stone („Platoon”) und Stanley Kubrick („Full Metal Jacket”) ist der Zuschauer bestens bedient. Aber die Amerikaner gieren in Zeiten des wiedererstarkten militärischen Selbstbewusstseins nach Krieg und Helden. Und genau das serviert Randall Wallace („Der Mann mit der Eisernen Maske“) dem Publikum.
Im Zentrum der Handlung steht der von Mel Gibson mit stoischer Präsenz gespielte Lt. Col. Moore - ein liebevoller fünffacher Familienvater und gläubiger Katholik (also eine Variante seiner Rolle in „Der Patriot“), für den das Wohl seiner Männer über alles geht. Aber wenn das Vaterland ruft und Kommunisten bekämpft werden müssen, steht Moore in der ersten Reihe - und auch wenn ihm die Kugeln um die Ohren fliegen, zieht er den Kopf nie ein - ganz in der Manier eines John Wayne, ein blütenreiner Held. Fast. Denn in „Wir waren Helden“ wird zwar das Hohelied auf das US-Militär mit unerträglichen Platitüden wie „Ich bin stolz, für mein Land zu sterben“ gesungen und auch der Sinn (oder Unsinn) der US-Intervention in Vietnam keinesfalls in Frage gestellt, aber wenigstens ist Hal Moore kein kriegsgeiler Heißsporn, der seine Männer verheizt. Seine Haltung ist durchaus liberal. Dieser Aspekt wird durch die zweite Hauptfigur noch verstärkt. Der in den Mittelpunkt rückende Fotojournalist Joe Galloway (Barry Pepper aus “Der Soldat James Ryan“) ist eher angewidert vom Krieg und schießt lieber mit der Kamera.
Beruhend auf dem Tatsachen-Roman „We Were Soldiers Once ... And Young“, den der reale Hal Moore mit Hilfe des Journalisten Joe Galloway schrieb, geht Wallace die Geschichte konventionell an. Mit einer langen, rund einstündigen Einführung vor der großen Schlacht versucht er, einer Hand voll Soldaten Charakter zu verpassen. Das gelingt teilweise, auch wenn der Film um das eine oder andere Klischee nicht herumkommt. Allerdings ist Randall Wallace - der zwar das Buch zu „Braveheart“ zustande brachte, aber auch „Pearl Harbor“ verzapfte - gewiss kein Großmeister der Emotionen, die nur einmal richtig aufkommen als die ersten Todesnachrichten die Familien erreichen und Wallace dem Zuschauer einen dicken Kloß in den Hals setzt. Insgesamt entsteht jedoch keine richtig starke Bindung zu den Figuren - mit Ausnahme des Reporters Galloway vielleicht. Wenn gestorben wird, dann blutig. Schließlich nimmt das von Dean Semler prächtig fotografierte Schlachtgetümmel die komplette zweite Filmhälfte ein. Mit Recht, das Gefecht zählt zu den grausamsten des Vietnam-Krieges. An die qualvolle Intensität von Spielbergs Anfangssequenz aus „Der Soldat James Ryan“ kommt „Wir waren Helden“ allerdings nicht heran.
Ganz im Sinne der heutigen Werte gesteht Wallace den Vietnamesen ein Gesicht zu, zeigt sie als zackige Strategen - politisch höchst korrekt. Aus dem bluttriefenden Szenarium ergibt sich zwangsläufig eine Anti-Kriegshaltung, aber anstatt diese konsequent beizubehalten, verneigt sich Randall Wallace vor dem US-Militär. Die Moral von „Wir waren Helden“: Krieg ist schlimm, aber wenn das Sternenbanner ruft und wir den Feind einen Kopf kürzer machen müssen, stehen wir Seite an Seite mit unseren Kameraden und sterben zur Not auch gern für unser Vaterland... Und dazu weht das Sternenbanner. God bless America...