Der Filmbeginn scheint ersten Blicks eine gelungene Fortführung von "Im Geheimdienst Ihrer Majestät" zu sein, wenn Bond mit Blofeld kurzen Prozess macht, nachdem, was er ihm dort angetan hat. Schade nur, dass es keinen direkten Bezug zu Tracys Tod gibt, was hier mehr Tiefe reingebracht hätte.
Bis heute ein Unikum ist, dass man eine Sängerin ein zweites Mal für einen Titelsong engagierte. Shirley Bassey kam zu ihrem zweiten Bond-Einsatz - und es sollte nicht ihr letzter sein.
"Diamantenfieber" nimmt vieles der Roger Moore-Ära vorweg. Ist doch z.B. das Killerduo Wint und Kidd mehr erheiternd, als bedrohlich.
Auf den ersten Blick gelungen ist auch Jill St. John als Tiffany Case, die beim ersten Treffen mit Bond gekonnt undurchsichtig, tough und abgeklärt wirkt. Doch führt sie diesen Eindruck schon wenig später wieder ad absurdum.
Die Handlung verläuft erstmal flüssig von England nach Holland und weiter in die USA. Dort wird allerdings eine Szene, in der Bond im Krematorium landet und die Steilvorlage für etwas spannendes wäre, nicht voll ausgereizt.
Leider bleibt das so. Wenn Bond und Tiffany dem Weg der Diamenten folgen, verläuft das Eindringen in die Whyte Laboratorien langweilig. Bei "Goldfinger" und "Man lebt nur zweimal" wurde sowas besser gemacht, wenn Bond bei Auric Enterprises bzw. Osato Chemicals eindrang. Auch die Flucht Bonds sorgt ob der Wahl des Fluchtfahrzeuges eher für Erheiterung.
Eine Verfolgungsjagd in Las Vegas danach kann sich dann aber sehen lassen, auch wenn sie einen bösen und sehr berühmten Filmfehler beinhaltet. Mal drauf achten, wie Bond in einen Engpass auf zwei Rädern rein fährt und auf welchen Rädern er wieder raus kommt.
Gelungen ist hier auch, wenn enthüllt wird, wer hinter dem Diebstahl der großen Anzahl von Diamanten steckt.
Doch die nächste böse Sequenz folgt auf dem Fuße. Man legt Bond auf einer Baustelle in einer Röhre ab, um ihn begraben zu lassen. Das ist absolut unglaubwürdig. Solche Rohre müssen aneinander gepaßt werden und Bond wäre eher entdeckt worden. Auch Bonds Spruch ist hier völlig gaga, wenn er befreit wird: "Ich war mit meiner kleinen Ratte Gassi, jetzt ist mir das dumme Ding davon gelaufen. Wo ist sie denn?" Sowas ist einfach meilenweit von genialen Dialogen wie z.B. "Goldfinger" entfernt ala "Erwarten Sie von mir das ich rede?"; "Nein Mr. Bond ich erwarte von ihnen das sie STERBEN." entfernt.
Und es wird nicht besser, wenn Bond z.B. von den Kampfamazonen Bambi und Klopfer (sind wir bei Disney??) in die Mangel genommen wird und z.B. sagt: "Mama hier bleibe ich".
Gelungen sind die Weltraumaufnahmen des Sateliten, um den es hier geht, dafür aber die Aufnahmen von Raketen und einem U-boot die zerstört werden eine Katastrophe.
Peinlich ist eine folgende Verkleidung Blofelds in einen Fummel ala Charlies Tante. Das kratzt arg am in den ersten Filmen aufgebauten Image des Superverbrechers.
Auch eine Witznummer ist Bonds Art, zu Blofelds Versteck zu kommen. Sorry, der Mann ist GEHEIMAGENT und da wäre ein unentdeckter Tauchgang wie z.B. zu Largos Jacht in Feuerball jawohl mehr gewesen, als ein überdimensionierter Luftballon.
Mau fällt auch der Angriff auf Blofelds Versteck aus. Zwar explodiert einiges, doch fehlt es an Dynamik. Nicht nur hier unterliegt der Film qualitativ allen Vorgängern. Lachhaft ist z.B. eine eingeschnittene Explosion, mit der ein Hubschrauber einfach überblendet wird, um vorzutäuschen, er wäre explodiert. Man wird das Gefühl einfach nicht los, die Spezialeffketecrew hatte bei diesem Film irgendwie keine Lust. Das man Hubschrauber sehr effektvoll abstürzen lassen kann, zeigten zuvor "Liebesgrüße aus Moskau" und "Man lebt nur zweimal".
Spannend wirds jedoch nochmal ironischerweise in den letzten Szenen mit Wind und Kidd, was aber für diverse Widersprüche des Films spricht. Wie Bond das Killerduo abserviert, hat jedenfalls Stil und hier gibts den besten Spruch des Films.
Zusammenfassend kann ich als Bond-Fan seit über 20 Jahren ohne eine rosarote Brille aufzusetzen, mir den Film nach zwanzig mal schön gesehen oder diversen Martinis schöngetrungen zu haben, nur sagen, nach dem Meisterwerk "Im Geheimdienst Ihrer Majestät" war "Diamantenfieber" bis dahin der Tiefpunkt der Serie. Connerys Rückkehr sicherte zwar das Überleben der Serie (die Einspielergebenisse lagen wieder so hoch wie bei "Man lebt nur zweimal", nachdem "Im Geheimdienst Ihrer Majestät" um fast 50% eingebrochen war) aber wirkte sich nicht auf die Qualität aus. Bond verkommt teilweise zur Witzfigur, es fehlt Dynamik, die Effekte sind lachhaft, das Finale lasch. Eigentlich kaum zu glauben, dass "Diamantenfieber" mit Guy Hamilton vom gleichen Regisseur gedreht wurde, der schon "Goldfinger" so einmalig machte.
Vielleicht hätte man hier einfach doch die erste Drehbuchidee umsetzen sollen, in der Bond es mit dem Zwillingsbruder von "Goldfinger" zu tun bekommen hätte.