Zukunftsszenarien sind häufig Distopien – also Ausdruck negativer Vorstellungen von einer Welt, die uns erwartet. So auch „Running Man“ von Regisseur Paul Michael Glaser: Der Grundgedanke der Freiheit ist aus den Köpfen der Amerikaner vertrieben, der Staat kontrolliert alles. Jedoch steht das Szenario im Hintergrund des Actionfilms. Im Vordergrund geht es um das gleichnamige Spiel – eine bombastische TV-Show, vergleichbar mit Gladiatorenkämpfen der Antike. Es geht um Leben und Tod, Häftlinge können sich hier die Freiheit erspielen. „Running Man“ gefällt durch eine rasante Inszenierung und unterschwellige Kritik am Medium Fernsehen – hat jedoch leider auch einige Schwächen.
Im Jahre 2017 hat sich die Welt verändert: Die Weltwirtschaft ist zusammengebrochen und aus den USA ist ein Polizeistaat geworden. Die Bevölkerung wird mit TV-Shows wie „Running Man“ bei Laune gehalten – der Wille nach Freiheit soll damit unterdrückt werden. Nachdem der Helikopterpilot Ben Richards (Arnold Schwarznegger) sich geweigert hat, auf eine Gruppe unbewaffneter Zivilisten zu schießen, wird er angeklagt. Er wird als der Schuldige des Massakers bezeichnet, das er in Wahrheit verhindern wollte. Doch ihm gelingt bald der Ausbruch aus dem Gefängnis. Als er wieder gefasst wird, zwingt ihn Showmaster Damon Killian (Richard Dawson), in „Running Man“ um seine Freiheit zu kämpfen. Auf ihn und zwei seiner Gefängniskameraden werden Jäger angesetzt, doch so leicht lässt sich Ben Richards nicht unterkriegen…
Während die Story sich vorwiegend auf die Game-Show konzentriert, wäre ein genauerer Einblick in die vorgestellte Distopie wünschenswert gewesen. Hier liegt der Schwachpunkt der Stephen-King-Verfilmung: Die Gesellschaftskritik ist zwar in Ansätzen vorhanden, verblasst aber bald neben der Actionhatz durch die Spielwelten. Die Untergrundkämpfer, denen sich Richards anschließen will, wollen die Wahrheit ans Licht bringen. Kein einfaches Unterfangen in einem Staat, der von Zensur durchdrungen ist. Diese Absicht ist zwar Kernelement der Geschichte, erhält allerdings nur verschwindend wenig Spielzeit. Am Roman von Horror-Bestsellerautor Stephen King orientiert sich „Running Man“ nur ansatzweise, die eigentliche Geschichte wird vollkommen auf den Kopf gestellt.
Dabei ist der Kampf ungleicher Gegner nichts Neues. Richards kämpft gegen den Blitze werfenden Dynamo oder den mit Feuer schießenden Fireball. Das sieht besonders für die Verhältnisse des Entstehungsjahres 1987 zwar spektakulär aus, verliert aber mit zunehmendem Einsatz deutlich an Effekt. Die schauspielerischen Fähigkeiten von Arnold „Terminator“ Schwarzenegger sind bekannt: Muskelmasse. Wahrscheinlich mag der in den USA eingebürgerte Österreicher in der Politik Kaliforniens heute besser aufgehoben sein. Der Rest des Ensembles ist ebenfalls keiner weiteren Erwähnung wert; allenfalls noch Moderator Damon Killian, der von Richard Dawson verkörpert wird. Er passt perfekt in die Rolle des hinterhältigen Moderators, den Einschaltergebnisse mehr interessieren, als das Leben seiner Jäger.
„Running Man“ ist nette Action-Unterhaltung – keine Frage. Vorausgesetzt, der Zuschauer hat keine Skrupel, dass hier Blitze geworfen werden und Fireball mit dem Jet-Pack zum Einsatzort fliegt. Zweifelsohne hätte das Szenario allerdings mehr hergegeben. Diese Science-Fiction-Action mit mehr Gesellschaftskritik anzureichern, hätte dem Film gut getan. Jedoch kommt diese nur ganz am Rande vor und tritt im gesamten Mittelteil praktisch gar nicht auf. Jedoch reicht es für einen gehobenen Mittelklasse-Film allein dank der Action im Charme der 80er Jahre. Der Ausgang der Jagd ist gleichsam vorhersehbar, wie ausgezeichnet inszeniert.