Ein mauer Slasher vor fantastischer Kulisse!
Von Thorsten HanischAuch wenn die hiesigen Verleiher gern mal bei deutschen Titeln danebengreifen, muss man den Verantwortlichen in diesem Fall wirklich loben: „Halloween Park“ ist ein viel, viel besserer Titel als das doch eher nichtssagende Original „Karussel“. Da werden direkt Erinnerungen an die legendäre „Halloween“-Filmreihe samt ihres ikonischen Killers Michael Myers wach – und tatsächlich treibt in dem schwedischen Schocker ein ebenso mörderischer Maskenschurke an Halloween sein Unwesen. Vor allem aber ist der titelgebende Halloween Park das unbestrittene Highlight in diesem sonst eher lauen Slasher: Als Schauplatz dient der real existierende Vergnügungspark Liseberg in Göteburg, der eine wirklich wunderbar-stimmungsvolle Kulisse abgibt.
Teenagerin Fiona (Wilma Lidén) arbeitet im Vergnügungspark Liseberg und bekommt die Aufgabe, sich um eine fünfköpfige Gruppe zu kümmern, die an Halloween einen exklusiven, nächtlichen Aufenthalt im Park gewonnen hat. Blöderweise besteht die Gruppe aber aus ihren ehemaligen Schulkamerad*innen, mit denen sie eigentlich nichts mehr zu tun haben will seit jenem tragischen Unglücksfall, bei dem Fionas beste Freundin Petra unter nicht geklärten Umständen ums Leben gekommen ist. Aber Job ist nun mal Job und so führt sie William (Ludvig Deltin), Jenny (Amanda Lindh), Tora (Embla Ingelman-Sundberg), Sebbe (Emil Algpeus) und Dante (Omar Rudberg) durch die Attraktionen. Doch dann wird den jungen Leuten klar, dass noch jemand im Park ist – zu blöd, dass sie am Eingang ihre Smartphones abgeben mussten….
Was für ein Setting: Der nächtliche Freizeitpark ist das mit Abstand größte Asset des Films!
Der 20 Hektar große Vergnügungspark Liseberg gehört mit jährlich drei Millionen Besucher*innen zu den größten Vergnügungsparks Skandinaviens, der dieses Jahr zudem sein 100-jähriges Jubiläum feiert, was vielleicht erklärt, wieso „Halloween Park“ von Simon Sandquist stellenweise ein bisschen was Imagefilmmäßiges anhaftet. Die breite Beliebtheit des in schillernden Farben leuchtenden Parks kann man jedenfalls leicht nachvollziehen …
… und dank gut überlegter Kameraperspektiven kommt beim Ausprobieren der Attraktionen ein echtes Mittendrin-statt-nur-dabei-Gefühl auf. Eine Fahrt auf der Achterbahn Valkyria wird etwa mit zusätzlicher Unterstützung durch eine Kameradrohne in Szene gesetzt, was die 47 Meter Höhe regelrecht fühlbar macht. Besser kann man den Reiz einer solchen Attraktion nicht inszenieren – wobei der Mörder sich eine solche Chance natürlich nicht entgehen lässt: Wer schon immer Angst vor Achterbahnen hatte, wird nach „Halloween Park“ erst recht nicht mehr in eine einsteigen…
Bei der Achterbahnsequenz tritt der Killer erstmals in Aktion – und damit wird zugleich auch eine der großen Schwächen des Films deutlich: Der Vergnügungspark wird nicht wirklich ins Geschehen eingebunden, stattdessen umschiffen die Macher irritierenderweise das Potential ihres fantastischen Settings. Sprich: Statt die speziellen Gefahren einer solchen Achterbahnfahrt zu nutzen, kommt es zu einem schlichten Axt-Mord, der so plump inszeniert wird, dass die Szene kaum Wirkung entfaltet.
Auch die weiteren Auftritte des Killers fallen enttäuschend unkreativ und unspektakulär aus. Natürlich muss nicht jeder Slasher so dermaßen abgedreht und hyperbrutal daherkommen wie der derzeitige Metzel-Primus „Terrifier 2“ – aber „Halloween Park“ kann abgesehen vom Setting allgemein kaum punkten.
Die Maske sieht zwar ganz cool aus – aber ansonsten wird sich der Mörder aus „Halloween Park“ eher nichts ins Gedächtnis des Publikums einbrennen.
Bei „Halloween Park“ handelt es sich zwar um eine schwedische Produktion, aber der Film wirkt durch und durch amerikanisch – und das nicht nur aufgrund der austauschbaren Charaktere, die man so oder so ähnlich schon in etlichen Filmen dieser Art gesehen hat (der Kotzbrocken, die Zicke, der Schüchterne). Die Prämisse erinnert unterdessen stark an „Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast“ – und wer den einen oder anderen Beitrag der 1990er-Slasher-Welle kennt, wird hier wirklich durch gar nichts überrascht. Im Gegenteil: Die Vorbilder rund um „Scream“ & Co. wirken im Vergleich noch ein Stück raffinierter, denn in Sandquists’ Film dürfte für die meisten Kenner*innen bereits nach wenigen Minuten klar sein, wer sich hinter der Maske des Mörder verbirgt und worauf das Ganze in etwa hinauslaufen wird.
Fazit: Das hätte richtig geil werden können: „Halloween Park“ spielt in einem der größten Vergnügungsparks Skandinaviens bei Nacht, was für tolle Bilder und stimmungsvolle Momente sorgt. Aber statt wirklich etwas mit diesem grandiosen Setting anzufangen, wird ein austauschbarer Axtmörder auf die Teens losgelassen, um mit ihnen eine wenig überraschende Variation von „Ich weiß, das Du letzten Sommer getan hast“ durchzuspielen.