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    Eine verhängnisvolle Affäre
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Eine verhängnisvolle Affäre
    Von Christopher Diekhaus

    Manche Filme sind nicht nur künstlerisch oder kommerziell erfolgreich, sondern lösen auch breite öffentliche Diskussion aus – So wie „Eine verhängnisvolle Affäre". Adrian Lynes erotischer Thriller war nicht nur einer der großen Kassenschlager von 1987, sondern sah sich ob seines problematischen Frauenbilds heftiger Kritik von feministischer Seite ausgesetzt. Abgesehen von diesem nicht ganz unberechtigten Vorwurf ist der mit Michael Douglas und Glenn Close perfekt besetzte Film aber vor allem ein packend inszenierter, teilweise sehr erotischer Thriller.

    Als seine Frau Beth (Anne Archer) und seine Tochter Ellen (Ellen Hamilton Latzen) über das Wochenende verreisen, lässt sich der Anwalt Dan Gallagher (Michael Douglas) auf eine Affäre mit der alleinstehenden Alex Forrest (Glenn Close) ein. Doch während für Dan der Seitensprung ein einmaliges Erlebnis bleiben soll, ist Alex nicht bereit, aus seinem Leben zu verschwinden. Trotz aller Bitten stellt sie Dan weiter nach und wird schon bald zu einer Gefahr für seine Familie.

    Zu Beginn wird die Figur der Alex Forrest als Mischung aus klassischer Femme Fatale und erfolgreicher Geschäftsfrau eingeführt. Mehrmals greift Lyne auf die Konventionen des Film Noir zurück, zeigt er Alex elegant gekleidet und sinnlich rauchend. Doch spätestens als sie sich nach Dans Abschied die Pulsadern aufschneidet, wird angedeutet, welch psychotisches Potential sie hat. Bei aller Kritik an der Darstellung von Alex Forrest darf nicht übersehen werden, dass Lyne sie über weite Strecken differenziert schildert. In Parallelmontagen, die Dans unbekümmerte Rückkehr in sein Alltagsleben mit Alex‘ Einsamkeit kontrastiert, wird ihre Verletzlichkeit angedeutet. Später konfrontiert sie Dan damit, dass sie schwanger sei und erinnert ihn an seine Verantwortung. Der jedoch versucht nur, die Affäre herunterzuspielen und jegliche Verantwortung von sich zu schieben.

    Dass der Zuschauer im weiteren Verlauf das fragwürdige Verhalten Dans aus den Augen verliert, liegt an Alex‘ immer aggressiverem Stalking. Spätestens als sie beginnt Beth und Ellen nachzustellen, entzieht der Regisseur seiner weiblichen Hauptfigur jegliche Sympathien. Alex, so legt es ihr besessenes Handeln nahe, geht es nun nicht mehr darum, Dan an seine Verantwortung zu erinnern. Vielmehr will sie das wiederhergestellte Familienglück der Gallaghers um jeden Preis zerstören. Diese offensichtlich dämonische Seite von Alex ist dann auch der Ansatzpunkt für die bisweilen aufgebrachten Diskussionen über das Frauenbild des Films.

    Analog zu den immer bedrohlicheren Attacken der weiblichen Hauptfigur geben Lyne und sein Drehbuchautor James Dearden dem Film im zweiten Teil eine neue Dynamik, die sich vor allem in der nun konsequent auf Spannung getrimmten Erzählung zeigt. Doch auch stilistisch ist eine Veränderung zu erkennen. Dominierten zu Beginn noch ruhig und konzentriert gefilmte Einstellungen, greift Lyne nun vermehrt zu aktionsbetonten, mit Handkamera gefilmten Szenen. Die effektive und abwechslungsreiche Spannungssteigerung im zweiten Teil mündet dann allerdings in einem nicht immer ganz glaubwürdigen Showdown. Das ursprüngliche Ende, in dem sich Alex selbst tötet und dafür sorgt, dass Dan zu Unrecht verhaftet wird, war in Testvorführungen abgelehnt worden und wurde durch eine versöhnliches Ende ersetzt.

    Dass die Handlung dennoch beängstigend real erscheint, liegt vor allem an den hervorragenden Darbietungen der Hauptdarsteller. Glenn Close überzeugt dabei sowohl als verführerische Femme Fatale, als sensible, verletzte Frau wie auch als unberechenbare Stalkerin. Und auch Michael Douglas gelingt es vortrefflich, dem durch seine Gier in Probleme geratenen Durchschnittsbürger Dan Gallagher ein glaubwürdiges Gesicht zu verleihen.

    Fazit: Kann man über das zumindest problematische Frauenbild hinwegsehen, bietet „Eine verhängnisvolle Affäre" alles, was man von einem guten Thriller erwartet: Eine fesselnde Geschichte, kontinuierliche Spannungssteigerung und erstklassige Schauspieler, die auch über das etwas zu dick aufgetragene Ende hinwegsehen lassen. Ein Klassiker der 80er Jahre.

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