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    Sleeping Dogs – Manche Lügen sterben nie
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Sleeping Dogs – Manche Lügen sterben nie

    Ein Alzheimer-Krimi, der selbst schnell wieder vergessen ist

    Von Oliver Kube

    Während andere aktuell die Hauptrollen im Sequel zu seinem monumentalen Erfolg „Gladiator“ übernehmen, begnügt sich Oscargewinner Russell Crowe seit einigen Jahren mit kleineren Parts in Blockbuster-Projekten wie „Thor 4“ oder dem kommenden „Kraven The Hunter“. Hauptrollen hatte er zuletzt hingegen nur noch in bescheidener budgetierten Filmen wie „The Pope‘s Exorcist“ oder „Land Of Bad“, die immer häufiger sogar direkt fürs Heimkino erscheinen. In diese Kategorie fällt auch der Neo-Noir-Thriller „Sleeping Dogs – Manche Lügen sterben nie“ von Langfilm-Debütant Adam Cooper, der es in Deutschland aber zumindest wieder auf die große Leinwand schafft.

    Dem für „A Beautiful Mind“ mit einem Oscar ausgezeichneten Russell Crowe gelingt es schon in den ersten Minuten, das Publikum in den Kampf seiner Figur mit der tückischen Alzheimer-Krankheit zu involvieren. Das nützt aber wenig, wenn der zunächst noch clever aufgebaute Whodunit-Plot spätestens im letzten Drittel des Films unwiederbringlich in sich zusammenfällt. Die Auflösung der Adaption des Romans „Das Buch der Spiegel“ von E.O. Chirovici* wirkt zu gleichen Teilen vollkommen an den Haaren herbeigezogen und bereits früh vorhersehbar.

    Paramount Pictures Germany
    Roy (Russell Crowe) versucht mit allen Mitteln, sein Alzheimer-geplagtes Gehirn so lange es geht am Laufen zu halten.

    Ex-Cop Roy Freeman (Russell Crowe) leidet an einer früh einsetzenden Form der Alzheimer-Krankheit. Aktuell unterzieht er sich einer experimentellen Behandlung, um seinen mentalen Verfall irgendwie aufzuhalten oder sogar rückgängig zu machen. Damit die Prozedur Erfolg haben kann, ist es laut seiner Therapeutin (Ming-Zhu Hii) unbedingt notwendig, laufend sein Gedächtnis zu stimulieren. Daraufhin beginnt Freeman nicht mehr nur Puzzles zu lösen, sondern auch in seinen Aufzeichnungen zu alten Ermittlungen herumzukramen, an die er selbst keinerlei Erinnerung mehr hat. Dann klingelt eines Tages das Telefon. Am anderen Ende der Leitung ist eine Frau (Kelly Greyson) von einer Organisation, die sich für zum Tode verurteilte Strafgefangene einsetzt. Ohne von Roys mentalem Zustand zu wissen, bittet sie den Ex-Kommissar um Hilfe für ihren Klienten (Pacharo Mzembe), der seit Jahren behauptet, unschuldig im Knast zu sitzen.

    Roy und sein langjähriger Partner Jimmy Remis (Tommy Flanagan) hatten den Mann damals für den brutalen Mord an dem College-Professor Dr. Wieder (Marton Csokas) ins Gefängnis gebracht. Also nimmt Roy zunächst einmal Kontakt zu seinem inzwischen ebenfalls pensionierten Ex-Partner auf. Und obwohl dieser ihn ausdrücklich warnt, schlafende Hunde besser nicht zu wecken, rollt das Duo den Fall dann doch noch einmal gemeinsam auf. Dabei stoßen sie auf neue Beweise, die nahelegen, dass tatsächlich der Falsche hinter Gittern schmoren könnte. Begingen sie bei ihren Ermittlungen einen fatalen Fehler? Oder wurden sie hereingelegt? Und welche Rollen spielten dabei Wieders damalige Assistentin (Karen Gillan) sowie ihr kürzlich verstorbener Ex-Freund (Harry Greenwood)?

    Russell Crowe trifft jedenfalls keine Schuld

    Es ist faszinierend, wie Russell Crowe als von den Symptomen seines Leidens aus der Bahn geworfener Polizeidetektiv morgens zu sich kommt und absolut nichts mehr von dem weiß, was am Vortag – geschweige denn im Rest seines Lebens – geschehen ist. Die Wände seiner Wohnung sind mit Hinweisschildern wie „Dein Name ist Roy“, „Das Klo befindet sich hinter der zweiten Tür links“ oder „Du hast Alzheimer“ beklebt. Während Crowe sich dabei um Authentizität bemüht, ist der Umstand, dass jemand in diesem Stadium der Krankheit noch immer komplett allein wohnt und noch dazu eine geladene Schusswaffe im Haus herumliegen hat, allerdings schon deutlich weniger nachvollziehbar. Und das ist nur der erste von vielen Punkten, die die Glaubwürdigkeit der Story arg strapazieren.

    Auch der Nebenhandlungsstrang um seine „experimentelle“ Behandlung, die es ihm später ermöglicht, Gedanken und Erinnerungen zumindest wieder länger als nur ein paar Stunden im Gedächtnis zu behalten, ist pure Science-Fiction. In der Realität existieren derlei Heilungsmöglichkeiten für die tückische Krankheit leider nicht und sind hier nur eine schwache Krücke, um die Story zu ihrem Ende stolpern zu lassen. Aber schon davor müssen Roys Alzheimer-Symptome immer wieder dazu herhalten, um ihn Dinge, Personen und Tatsachen genau dann vergessen zu lassen, wenn es für den Fortschritt der Story gerade opportun ist. Obendrein hat die Figur aufgrund der Therapie mit Elektro-Impulsen auch noch gelegentliche Halluzinationen, um so noch weitere, meist ins Nirgendwo führende Wendungen einzubauen.

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    Gab es damals wirklich eine Verschwörung? Oder spricht da nur der Alzheimer?

    Das ist einfach zu viel Konstruktion, zu viel Deus ex machina, um das Ganze ernst nehmen zu können. So verpuffen selbst Crowes Engagement sowie die passend zwielichtig anmutenden Auftritte von Tommy Flanagan („Sons Of Anarchy“), Karen Gillan („Guardians Of The Galaxy“) und Thomas M. Wright („Everest“) größtenteils wirkungslos. Die Inszenierung weiß mit zwischen Düsternis und Hoffnungslosigkeit changierender Atmosphäre, passend gebremstem Tempo sowie stimmigem Einsatz von Flashbacks zwar durchaus zu gefallen. Das Drehbuch setzt allerdings zu sehr auf entweder unglaubwürdigen oder überflüssigen Hokuspokus, um diese wirklich zur Geltung kommen zu lassen.

    Fazit: Auch ein engagiert auftretender, um Authentizität bemühter Russell Crowe sowie eine wirklich neugierig machende Prämisse können diesen Krimi nicht retten. Stattdessen bricht er unter der Last einer fahrigen, viel zu konstruierten Story sowie einem enttäuschenden finalen Twist irgendwann einfach in sich zusammen.

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