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    Magic Mike - The Last Dance
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Magic Mike - The Last Dance

    Jetzt kommt London mächtig ins Schwitzen

    Von Christoph Petersen

    Der erste „Magic Mike“-Film hat bei seinem Kinostart 2012 weltweit 167 Millionen Dollar umgesetzt. Ein beeindruckendes Ergebnis, gerade wenn man bedenkt, dass die Produktion der Stripper-Komödie, die lose auf persönlichen Erfahrungen des Hollywoodstars Channing Tatum („21 Jump Street“) basiert, gerade einmal läppische sieben Millionen Dollar verschlungen hat. Drei Jahre später folgte das Sequel „Magic Mike XXL“ und spielte mit „nur“ noch 122 Millionen Dollar trotzdem mehr als das Achtfache seines 14-Millionen-Dollar-Budgets wieder ein. Um zu verstehen, warum die Filme derart erfolgreich sind, reicht ein Blick auf den auch mit 42 Jahren immer noch perfekt modellierten Waschbrettbauch des Hauptdarstellers.

    Dazu kommt Channing Tatums unvergleichliches Bewegungstalent, das er gleich zum Auftakt seiner Karriere in der „Step Up“-Reihe hinlänglich unter Beweis gestellt hat und das nicht nur den weiblichen Teil des Publikums im Kinosaal mitunter gehörig ins Schwitzen bringt. Zumindest in dieser Hinsicht liefert nun auch der erneut von „Ocean’s Eleven“-Regisseur Steven Soderbergh inszenierte dritte Teil „Magic Mike – The Last Dance“ ordentlich ab, selbst wenn sich die Macher*innen um die geschmackvoll-spektakulären Striptease-Szenen herum nicht mehr ganz so viel Mühe wie vor allem noch im ersten Teil geben.

    Die superreiche Maxandra Mendoza (Salma Hayek) darf bei einer privaten Striptease-Show nicht nur zuschauen, sondern auch mal anfassen.

    Mike Lane (Channing Tatum) hat seinen Job als Stripper am Ende von „Magic Mike XXL“ an den Nagel gehängt, um sich stattdessen ganz auf sein eigenes Möbelschreiner-Business zu konzentrieren. Aber inzwischen hat ihm da – wie so vielen anderen Kleinunternehmer*innen – die Pandemie einen Strich durch die Rechnung gemacht. 40 und pleite schlägt er sich deshalb als Barkeeper für Privatfeiern durch. Auf einer solchen trifft er auch die in Trennung lebende Millionärsgattin Maxandra Mendoza (Salma Hayek), die ihn kurzerhand für einen privaten Striptease anheuert, um ihre miese Laune aufzubessern.

    Nicht nur landen die beiden nach dem heißen Tanz zusammen im Bett, Maxandra macht Mike am nächsten Tag auch ein Angebot, das dieser unmöglich ablehnen kann: Sie zahlt ihm 60.000 Dollar für einen Monat, damit Mike in einem Theater in London, das ihr bei den Scheidungsverhandlungen zugefallen ist, eine Striptease-Show auf die Beine stellt. Maxandra sieht darin ein gutes Geschäft – zugleich aber auch eine Möglichkeit, ihrem fremdgehenden Ex-Mann eines auszuwischen. Mike stürzt sich in die Arbeit – bekommt es dabei aber nicht nur mit Maxandras kreativen und persönlichen Launen, sondern auch mit einer besonders strengen Beamtin des Ordnungsamtes zu tun…

    Das Beste kommt zum Schluss!

    „Magic Mike – The Last Dance“ liefert durchaus ab: Angefangen bei dem Privat-Striptease gleich zu Beginn, vor dem sich Mike zunächst einmal versichert, dass die bauliche Substanz von Maxandras Millionenvilla es auch wirklich aushält, wenn er sich an allen möglichen Einrichtungsgegenständen herumschlingt. Bis hin zur finalen Bühnenshow, die mehrere ebenso abwechslungsreich wie spektakulär choreographierte Nummern umfasst – mit einem höllenheißen Tanz-Duett als Höhepunkt, bei dem zwischen Channing Tatum und Christie-Leigh Emby sogar dann noch mächtig die Funken sprühen, wenn sie vom künstlichen Theaterregen längst komplett durchnässt sind.

    Aber gerade weil es nur ein paar Szenen braucht, um die Erwartungen an einem „Magic Mike“-Film zu erfüllen, haben die Macher*innen eben auch besonders viel Freiheit, wenn es darum geht, was sie mit dem Rest der Laufzeit anfangen – und genau deshalb war der erste „Magic Mike“ vor elf Jahren eine solche positive Überraschung: Steven Soderbergh und Channing Tatum lieferten damals einen erstaunlich persönlichen Film, der den finanziellen und privaten Problemen der Protagonist*innen mit einer unerwarteten Ehrlichkeit und Tiefe begegnet. Eher wie ein empathisches Indie-Drama mit Strip-Einlagen als eine klassische, nur auf die (Waschbrett-)Schauwerte abzielende Hollywood-Studioproduktion.

    Vor allem die finale Striptease-Show auf der Bühne in einem altehrwürdigen Londoner Theater ist spektakulär-sexy.

    Bei „Magic Mike – The Last Dance“ werden diese zusätzlichen Ambitionen nach der anfänglichen Pandemie-Referenz rund um Mikes gescheitertes Geschäft allerdings schnell fallengelassen. Stattdessen gibt es einen recht generischen „Plötzlich Prinzessin“-Plot mit vertauschten Geschlechterrollen, bei dem Mike als Maxandras Liebhaber mit einem Mal in einer Art Palast am Hyde Park wohnt – inklusive ein paar ganz amüsanter Fish-out-of-Water-Momente, wenn der bodenständige Schreiner aus Florida mit der ausgestellt-noblen Londoner High Society aufeinanderprallt. Aber das ist alles kaum mehr als leidlich amüsantes Füllmaterial.

    Besonders schade ist das bei den Probeszenen im Theater, die ebenfalls enttäuschend flach ausfallen. Dabei basiert auch der dritte Teil zumindest wieder auf einer – wenn auch sehr losen - persönlichen Erfahrung von Channing Tatum und seinem erneut für das Drehbuch verantwortlich zeichnenden Geschäftspartner Reid Carolin, die vor einigen Jahren tatsächlich eine „Magic Mike“-inspirierte Strip-Show in London inszeniert haben. Aber offenbar ist dem Duo dabei wenig passiert, was nun auch in der Kinoversion für lustige oder tragische Momente gesorgt hätte. Stattdessen muss man sich sorgen machen, dass das Ordnungsamt die Show wegen einer 1,9 Zentimeter zu hohen Bühne absagt – was dann als Einsatz für ein gebanntes Mitfiebern doch ein wenig arg dünn ist.

    Fazit: „Magic Mike – The Last Dance“ liefert zwar in den Momenten, auf die es ankommt, spektakulär-sexy ab. Zugleich werden abseits der Striptease-Szenen aber sehr viel weniger Ambitionen an den Tag gelegt als vor allem noch im ersten Teil. Das wird viele Fans vermutlich gar nicht groß stören, vielleicht finden viele die neugefundene Leichtigkeit der Reihe sogar passend. Aber ein bisschen schade ist es trotzdem.

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