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    Ella und der schwarze Jaguar
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Ella und der schwarze Jaguar

    Die Freundschaft zwischen Mensch und Tier ist echt – und das spürt man!

    Von Oliver Kube

    2019 erwärmte uns Gilles de Maistre mit seinem Abenteuer-Drama „Mia und der weiße Löwe“ das Herz – und machte zugleich auch wütend angesichts des Umgangs mancher Menschen und Regierungen mit vom Aussterben bedrohter Tierarten. Da sich der Film an den Kinokassen als großer Erfolg erwies, lieferte der Regisseur schon 2022 mit „Der Wolf und der Löwe“ einen Nachfolger, bevor er nun noch ein weiteres auf den ersten Blick doch recht ähnliches Mädchen-trifft-Raubkatze-Abenteuer nachlegt: Aber auch wenn der deutsche Verleihtitel „Ella und der schwarze Jaguar“ etwas anderes suggeriert, handelt es sich hier um keine Fortsetzung, sondern um eine eigenständige Geschichte.

    Trotz eines gewissen Mangels an Originalität punktet das größtenteils im Dschungel spielende Familien-Drama mit einer mal anrührenden, dann wieder schön spannenden oder auch witzigen Story. Dazu kommen wahnsinnig beeindruckende Aufnahmen des durchgehend realen (!) Jaguars – da dürften Tierfreund*innen aller Altersstufen, vor allem aber größere Kindern und jüngere Teens mit leicht rebellischer Ader sowie Sinn für die Natur – ganz große Augen bekommen.

    StudioCanal Deutschland
    Die Jungschauspielerinnen haben sich auch im wahren Leben über Monate hinweg mit ihren tierischen Co-Stars angefreundet.

    Teenagerin Ella (Lumi Pollack) lebt in New York City, wo die Tierschutzaktivistin in ihrer Highschool immer wieder aneckt – so etwa, als ihre Biolehrerin Miss Shymore (Emily Bett Rickards) die Klasse einen Haufen Frösche töten und sezieren lassen will. Die bedingungslose Liebe zur Fauna hat Ella von ihrer Mutter Ellie (Eva Avila) geerbt, die sie vor einigen Jahren unter dramatischen Umständen verlor. Mit ihr und Vater Saul (Paul Greene) wuchs die kleine Ella (hier Airam Camacho) im Dschungel rund um den Amazonas auf. Dort traf sie auch ihre beste Freundin Hope – einen schwarzen Jaguar, den Ella als Jungtier großzog, als dessen Mutter von Wilderern erschossen wurde.

    Nach dem Tod seiner Frau beschloss Saul, mit der Tochter zurück in die USA zu gehen, wo er nun eine Arztpraxis unterhält. Eines Tages erfährt Ella in einem Brief vom befreundeten Ureinwohnerstamm aus ihrer alten Heimat, dass Hope in Gefahr ist: Erneut treiben Wilderer ihr Unwesen im Dschungel und der letzte schwarze Jaguar weit und breit ist natürlich eine besonders begehrte Trophäe. Ella zögert keinen Moment. Sie packt ein paar Sachen, tischt Dad eine dreiste Lüge auf und macht sich mit ihrem Ersparten auf zum Flughafen, um ihrer tierischen besten Freundin zur Hilfe zu eilen …

    Auch im wahren Leben beste Freundinnen

    Gilles de Maistre lässt seine Projekte stets so realistisch wie nur irgend möglich aussehen. Statt auf eine extensive digitale Nachbearbeitung in der Postproduktion zu setzen, will er möglichst alles schon vor Ort bei den Dreharbeiten einfangen – da kommt wohl der ehemalige Dokumentarfilmer in ihm durch! Da Tiere dabei eine extrem wichtige Rolle spielen, hat de Maistre seine beiden menschlichen Jungdarstellerinnen schon lange vor den Dreharbeiten mit ihren vierbeinigen Co-Stars vertraut gemacht. Airam Camacho und Lumi Pollack („The Fallout“) lernten die beiden Hope darstellenden Jaguar-Babys schon kurz nach ihrer Geburt kennen und spielten mit diesen vier Monate lang jeden Tag für einige Stunden.

    Dann wurden zunächst die frühen Szenen mit der kleinen Ella aufgenommen. Pollack war dabei schon die ganze Zeit am Set und blieb auch danach weiter bei den Tieren, bis dann erst fast ein Jahr später ihr Part mit den ausgewachsenen Jaguaren dran war. Die enge Verbindung zwischen den Schauspielerinnen und den Raubkatzen ist in jeder Einstellung spürbar. Sie bietet uns einen Grad an Authentizität, der mit einem computeranimierten Jaguar niemals zu erreichen gewesen wäre. Schon deshalb drückt man dem Leinwand-Duo bei seinem Abenteuer gleich mit deutlich mehr Leidenschaft die Daumen.

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    Die Biolehrerin Miss Shymore (Emily Bett Rickards) will ihre Schülerin unbedingt davon abhalten, allein in den Amazonas zu reisen – zum Glück ohne Erfolg!

    Natürlich ist die ganze Story ziemlich konstruiert. Das beginnt schon mit den Szenen, in denen die unbeholfene Lehrerin eingangs versucht, Ella von ihrem Trip abzuhalten beziehungsweise ihr dann sogar nach Südamerika folgt. Das geht sehr in Richtung etwas plumpen Slapsticks. Zum Glück übertreibt es de Maistre mit diesem aber genauso wenig wie mit den Momenten, in denen er uns über globale Missstände in puncto Tierschutz aufklärt.

    Am gelegentlich etwas holprigen Schnitt und dem von zu vielen Zufällen durchzogenen Drehbuch hätte sicher noch gefeilt werden können – da hat „Mia und der weiße Löwe“ im Vergleich klar die Nase vorn. In Bezug auf die Darstellungen, die Kameraarbeit und die Emotionalität macht „Ella und der schwarze Jaguar“ aber eine ganze Menge richtig.

    Fazit: Der zwischen Spannung, Drama und einigen Comedy-Einlagen changierende Familien-Abenteuerfilm mit ökologischem Gewissen à la „Checker Tobi“ weiß sein Publikum zu berühren. Der größte Trumpf ist aber die im Mittelpunkt stehende Freundschaft, die aufgrund der authentischen Bilder jede*n mitreißen sollte.

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