Mickey Rourke nimmt es im Schwarzwald mit Nazis & Hexen auf
Von Lutz GranertNachdem sich die alliierten Truppen im saftigen Horror-Reißer „Operation: Overlord“ nicht nur mit sadistischen Nazis, sondern auch mit medizinisch hochgezüchteten Quasi-Zombies herumschlagen mussten, warten im Schwarzwald nun auch noch blutdürstende Hexen auf die eh schon ausgelaugten Soldaten. Wer bei „WarHunt – Hexenjäger“ aber einen wilden Action-Horror-Mystery-Genremix samt Verpflanzung klassischer Märchenmotive der Gebrüder Grimm mitten hinein in den Zweiten Weltkrieg erwartet, wird gleich doppelt enttäuscht: Der ebenso simple wie hanebüchene Plot wird von Regisseur und Co-Autor Mauro Borrelli („The Recall“) überraschungsfrei-öde heruntererzählt. Zudem bleibt sowohl bei einer eigentlich ziemlich coolen Windmühlen-Kulisse sowie der Bad-Ass-Besetzung von Mickey Rourke („The Wrestler“) in einer Nebenrolle einfach zu viel Potenzial ungenutzt auf der Strecke.
Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs stürzt ein Flugzeug mit US-Soldaten an Bord mitten im Schwarzwald hinter der feindlichen Frontlinie ab. Eine Einheit unter Führung von Sergeant Brewer (Robert Knepper) wird von Major Johnson (Mickey Rourke) mit der Rettung der Besatzung beauftragt. An der Absturzstelle findet die Truppe allerdings nicht nur das Flugzeugwrack, sondern auch einige aufgehängte deutsche Soldaten mit merkwürdigen Symbolen. Offenbar treibt eine Gruppe von Hexen im Wald ihr Unwesen. Diese nährt mit dem Blut der Soldaten den sagenumwobenen „Baum des Lebens“ - und hat ihre nächsten Opfer bereits gefunden...
Mit Zigarre und Augenklappe sieht Mickey Rourke schon ziemlich cool aus – leider schaut er in „WarHunt“ nur enttäuschend kurz vorbei.
In der ersten halben Stunde weckt „WarHunt – Hexenjäger“ durch einige interessante Wendungen durchaus noch das Interesse des Publikums. Ein verrücktspielender Kompass, die ersten surreal-amourösen Begegnungen mit den Hexen im Wald sowie die Erkenntnis, dass diese offenbar etwas mit dem legendenumwobenen „Baum des Lebens“ aus der germanischen Mythologie zu tun haben, bauen nicht nur Spannung, sondern auch eine gewisse Erwartungshaltung auf.
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Doch statt den übernatürlichen Spuk konsequent weiterzuverfolgen, legt das Skript seinen Fokus in der Folge auf die innere Dynamik der sich angesichts eines durchdrehenden Sergeanten zunehmend selbst dezimierenden Truppe. Mangels ernstzunehmender Charakterzeichnung gerät das alles jedoch ziemlich zäh. Abseits einiger unübersichtlicher Schießereien kommen (handgemachte) Horror-Effekte nur selten zum Einsatz – etwa, wenn sich am Bauch von Soldat Rucker (Fredrik Wagner) ein rätselhafter Ausschlag ausbreitet.
Was „WarHunt – Hexenjäger“ jedoch ästhetisch den Rest gibt, ist das massive Color Grading in der Post-Produktion, in dem das Setting „Schwarzwald“ (gedreht wurde in Lettland) scheinbar wörtlich verstanden wurde: Die atmosphärische Wirkung der stark abgedunkelten Bilder nutzt sich schnell ab und wird spätestens dann zum Ärgernis, wenn die dezimierte Truppe im letzten Akt die angesprochene Windmühle erreicht und dort in den noch einmal dunkleren Katakomben zur Hexenjagd ansetzt. Regisseur Mauro Bottelli war jahrelang als Concept Artist und Illustrator am spektakulären Setdesign der Filme von Tim Burton (u.a. „Sleepy Hollow“ und „Dark Shadows“) beteiligt. Dass er sich nun aufgrund des sehr viel geringeren Budgets in „WarHunt – Hexenjäger“ nicht auf demselben Niveau austoben kann, ist klar …
Es gibt in „WarHunt“ durchaus gelungene Kulissen – leider sind die Bilder nur oft so dunkel abgemischt, dass man sie kaum genießen kann.
… doch in den arg schummrigen Bildern ist hier auch von kleinen Kulissen-Meisterstücken wie dem im unterirdischen Windmühlen-Verließ detailreich emporragenden „Baum des Lebens“ mit seinen prallen, tiefblauen Früchten kaum noch etwas zu erkennen. Ebenso verschwendet ist der insgesamt nur etwa fünfminütige, hüftsteife Auftritt von Charakterkopf Mickey Rourke.
Gnadenlos überzeichnet gibt er süffisant den snobistischen Major mit Zigarre und Augenklappe, der mit dem bezeichnenden Oneliner „I'm going to get my boots a little dirty!“ die sichere Einsatzzentrale verlässt und doch noch selbst in das Geschehen eingreift. Aber nach einer sekundenschnellen und unmotivierten Ein-Mann-Armee-Actionszene ist es mit der kurz mitreißenden Star-Power dann auch direkt schon wieder vorbei. Es scheint wie verhext, aber: Nach dieser Begegnung mit attraktiven Schwarzwald-Hexen wünscht man sich doch wieder ungleich hässlicheren Nazi-Zombies aus „Operation: Overlord“ zurück.
Fazit: Weltkriegs-Soldaten gegen Hexen, angereichert mit einem Hauch Mythologie – warum nicht? Über diese Prämisse hinaus fehlt es „WarHunt – Hexenjäger“ jedoch an originellen Ideen und Tempo, so dass es auch Mickey Rourke mit seinem kurzweiligen (aber viel zu kurzen) Auftritt nicht gelingt, den insgesamt schlicht zu lahmen und viel zu dunklen Genrebastard nennenswert aufzuwerten.
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