Gary Marshalls zuckersüßes, modernes Märchen „Plötzlich Prinzessin“ vereint alle altmodischen Klischees Hollywoods. Allein die gut aufgelegte, charmante Besetzung macht den filmgewordenen Konfektbonbon erträglich.
Die 15-jährige Mia (Anne Hathaway) ist ungelenk, tollpatschig und versteckt sich mit ihrer unmöglichen Struwelpeter-Frisur hinter einer dicken Hornbrille. Am liebsten wäre die wandelnde Katastrophe unsichtbar. An ihrer Schule ist sie Ziel allerlei Gehässigkeiten. Außenseiter-Genossin Lilly (Heather Matarazzo aus dem Sundance- Hit „Welcome To The Dollhouse“) und ihr schüchterner Bruder Michael (Robert Schwartzman) sind Mias einzige Freunde. Als ihre Großmutter (Julie Andrews) aus Europa anreist, ändert sich alles. Sie entpuppt sich als Königin des Zwergstaates Genovia („zwischen Frankreich und Spanien“) – und Prinzessin Amelia soll ihre Thronfolgerin werden.
Überrascht von den Tatsachen, die ihre alleinerziehende Mutter Helen (Caroline Goodall) 15 Jahre lang verschwieg, weigert sich Mia zunächst, das Amt anzutreten. Doch schon bald nimmt sie ersten Unterricht in königlicher Etikette, ihre Beliebtheit in der Schule steigt gewaltig und die Medien machen Jagd auf die Monarchin in spe...
Regisseur Gary Marshall, der mit „Pretty Woman“ zu Ruhm gelangte und Julia Roberts zum Superstar machte, liefert mit dem modernen Romantik-Märchen „Plötzlich Prinzessin“ eine zuckersüße Hommage an Disneys bonbonfarbene Heile-Welt-Familienfilme der 60er Jahre ab – denn auch in Marshalls Mikrokosmos, in dem sich Konflikte stets ins Wohlgefallen auflösen, ist noch alles in Ordnung, auch wenn das Gezeigte genauso fiktiv und illusorisch ist, wie der Zwergstaat Genovia. Die Geschichte des vermeintlich hässlichen Entleins, das sich zum hübschen Schwan wandelt, ist altbekannt und bereits tausend Mal erzählt worden. Für sein junges, vorwiegend weibliches Publikum überzieht Marshall „Plötzlich Prinzessin“ mit einer dicken Schicht filmischem Zuckerguss – sprich: Kitsch. Eine Prise harmlose Komik dazu – und fertig ist Marshalls Beitrag zum Thema Aschenputtel. Trotz aller Klischees gibt sich die gut aufgelegte Darstellerriege um Hollywood-Altstar Julie Andrews („Mary Poppins“) und Newcomerin Anne Hathaway aber redlich und recht erfolgreich Mühe, mit Witz gegen Banalität und Vorhersehbarkeit des Drehbuchs anzuspielen. Und Marshalls Leibschauspieler Hector Elizondo ist einfach furchtbar charmant als königliches Mädchen für alles. Das macht aus „Plötzlich Prinzessin“ zwar noch keinen guten Film, aber die knapp zwei Stunden um einiges erträglicher.