Einst ließ der schmierige, aber erfolgreiche Anwalt Royal Tenenbaum (Gene Hackman), seine Frau Etheline (Anjelica Huston) mitsamt den drei Wunderkindern Chas (Ben Stiller), Richie (Luke Wilson) und der Adoptivtochter Margot (Gwyneth Paltrow) sitzen. Dreißig Jahre später ist Royal pleite und muss daher das Hotelzimmer räumen, das er seither bewohnte. Er behauptet, nur noch sechs Wochen zu leben zu haben, um sich wieder in den Kreis der Familie einschleichen zu können.
Einen ganzen Haufen höchst skurriler Charaktere hat Wes Anderson in seinem dritten Film nach "Bottle Rocket" (1996) und "Rushmore" (1998) versammelt. Das Drehbuch schrieb er wie immer gemeinsam mit Schauspieler Owen Wilson, und dieses Mal sind die beiden sogar für einen Oscar nominiert. Royal Tenenbaum ist ein alter Zyniker, der in jeder Situation stets die falschen Worte findet, aber auch sensibel sein und Spaß haben kann. Seine drei Kinder, von denen Margot adoptiert ist, was er nie zu erwähnen vergisst, sind ebenso sonderbare Persönlichkeiten: Richie war bereits als Kind ein Tennis-Ass sondergleichen (und zieht auch heute nie sein Stirnband aus), Chas ist ein Finanzgenie, das bereits in der Grundschule seine erste Firma gründete, und Margot schrieb im Kindesalter Pulitzer-Preis-verdächtige Theaterstücke. Alle drei sind sie auf ihre Weise im späteren Leben gescheitert und kehren in etwa zur gleichen Zeit in das imposante rote Backsteinhaus in New York zurück wie ihr Vater. So findet eine unter schlechten Vorzeichen stehende Reunion der Familie statt, denn vor allem zu Chas und Margot pflegt Royal Tenenbaum nicht gerade das beste Verhältnis.
Die Erzählweise des Films erinnert zu Anfang unweigerlich an "Die fabelhafte Welt der Amélie", denn auch hier führt ein Erzähler in die Geschichte ein und erzählt Details über die Familie und ihr Umfeld. Auch gibt es einige witzige Rückblenden, zum Beispiel Überblicke über die Liebesbeziehungen von Margot und Etheline, die reich an originellen Einfällen sind, sodass man schon sehr gut aufpassen muss, um auch jede Anspielung mitzubekommen. Bei dieser Art von hintergründigem Humor, den "Die Royal Tenenbaums" pflegen, ist das wirklich nicht ganz einfach. Am besten, man schaut sich den Film gleich mehrere Male an. Auch bei Ausstattung und Kostümen hat man sich ausgesprochene Mühe gegeben, wobei manche Sets einen etwas überorganisierten und somit artifiziellen Eindruck hinterlassen. Gleiches gilt auch für die Familienmitglieder und ihre Bekanntschaft: Sie sind teilweise so gnadenlos überzeichnet, dass man sie fast schon zur Ausstattung zählen kann, so vorhersehbar werden ihre Handlungen und Reaktionen.
Absolut beeindruckend ist die Besetzungsliste: Gene Hackman gibt ein wunderbar verschrobenes Familienoberhaupt und spielt endlich mal wieder etwas anderes als den pflichtbewussten Lieutenant oder Colonel in der neuesten Bruckheimer-Produktion. Auch alle anderen Schauspieler fügen sich wunderbar in ihre Rollen ein, auch wenn Gwyneth Paltrow den ganzen Film über den selben wenig freundlichen Gesichtsausdruck beibehält. Vor allem Luke Wilson überrascht mit einer tollen Performance, hat er doch bisher kaum eine wirklich dankbare Rolle erhalten, sondern nur in Retortenware wie "Scream 2" oder "Drei Engel für Charlie" mitwirken dürfen. Der Soundtrack besteht aus Popsongs aus den 60ern und 70ern, die sehr stimmig ausgewählt wurden.
Mit den "Royal Tenenbaums" ist Wes Anderson schon ziemlich nah an der Perfektion: Der Film steckt bis zum Hals in skurril-witzigen Einfällen und lebt natürlich auch von der grandiosen Besetzung. Leider wirken die Charaktere und Sets manchmal etwas zu "ausgeklügelt" und erschweren die Anteilnahme an dem Schicksal der Familie Tenenbaum. Der Humor ist zudem nicht unbedingt für jedermann geeignet, da er sehr hintergründig ist und eher zum Schmunzeln als zum Schenkelklopfen anregt.
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