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    Apartment 7A
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Apartment 7A

    Die Vorgeschichte eines absoluten Horror-Klassikers

    Von Lutz Granert

    Wie die anderen Major-Studios verfügt auch Paramount über einen großen Katalog an Horrorfilmen – und so erscheint es nur logisch, dass immer wieder auch Fortsetzungen, Prequels und Reboots zu Genre-Klassikern beim hauseigenen Streaming-Service Paramount+ auftauchen: Allerdings haben die bisherigen Ergebnisse wie „Hellraiser: Das Schloss zur Hölle“, „Paranormal Activity 7: Next Of Kin“ oder „Friedhof der Kuscheltiere: Bloodlines“ gemein, dass sie zwar reichlich Fanservice und ein paar gelungene Schockeffekte bieten, den jeweiligen Filmreihen aber kaum nennenswerte neue Aspekte hinzufügen. Jetzt startet mit dem Psycho-Thriller „Apartment 7A“ der sicherlich spektakulärste Beitrag dieser Reihe. Aber auch die Vorgeschichte zum Teufelsbaby-Klassiker „Rosemaries Baby“ von 1968 krankt an ähnlichen Problemen.

    Im Zentrum des Prequels von Natalie Erika James („Relic: Dunkles Vermächtnis“) steht diesmal die Nachbarin Terry. Diese hatte die Titelfigur aus Roman Polanskis atmosphärisch dichtem Klassiker damals im gruseligen Wäschekeller kennengelernt – während eines zwar nur zwei Minuten langen, aber trotzdem denkwürdigen Dialogs über die Wohnverhältnisse im Bramford Building sowie einen streng riechenden Talisman. Trotz des sichtlichen Bemühens um Wiedererkennungswerte gelingt den Co-Drehbuchautoren Christian White und Skylar James ein nahtloses Andocken an den Gruselklassiker nie so richtig – und das wird mit zunehmender Laufzeit immer deutlicher.

    Julia Garner ist in der Hauptrolle eine der größten Stärkern von „Apartment 7A“. Paramount+
    Julia Garner ist in der Hauptrolle eine der größten Stärkern von „Apartment 7A“.

    New York im Jahr 1965: Bei einem spektakulären Sprung im Rahmen einer Musical-Aufführung zieht sich die Tänzerin Terry Gionoffrio (Julia Garner) eine schwere Verletzung am Knöchel zu. In ihrer Bewegung eingeschränkt, kriegt sie keine Jobs mehr. Auch beim Casting für „The Pale Crook“ lässt sie der erfolgreiche Broadway-Produzent Alan Marchand (Jim Sturgess) zunächst abblitzen. Die inzwischen tablettensüchtige Terry folgt ihm ins Bramford Building, wo sie zusammenbricht – und liebevoll von Margaux (Dianne Wiest) und Roman Castevet (Kevin McNally) wieder aufgepäppelt wird.

    Das ältere Ehepaar bietet der verarmten Künstlerin sogar ein kostenfreies Zimmer auf ihrem Flur an. Terry nimmt an und wird nach einem erneuten Zusammenbruch von einem surrealen Albtraum geplagt, in dem sie von einer monströsen Kreatur vergewaltigt wird. Just als sie sich doch noch einen festen Platz im Ensemble von „The Pale Crook“ ertanzt hat, kommt ihr ein positiver Schwangerschaftstest dazwischen…

    Eine richtig starke Hauptdarstellerin

    „Apartment 7A“ beeindruckt mit aufwändigen 1960er-Jahre-Dekors sowie einem erstaunlich subtilem Spannungsaufbau: Behutsam führt der Film in den ersten Minuten in eine von patriarchalischen Strukturen durchzogene Theater-Welt ein. Beim Vortanzen für „The Pale Crook“ soll die mit ihrem Knöchel hadernde Terry für das rein männliche Auswahlgremium einen Sprung etliche Male wiederholen – aus reiner Boshaftigkeit. Anschließend fragt Marchand die junge Frau, ob sie ihm einmal zeigen könne, wie sich die Schweine auf der elterlichen Farm verhalten.

    Diese Demütigungen sind ebenso wie die Bevormundungen und Beschwichtigungen der zunehmend panischen Rosemary in Polanskis Original schwer auszuhalten – und geben der mimisch vielseitigen Julia Garner (bekannt aus der Netflix-Serie „Ozark“) zugleich den notwendigen Raum, um ihrer physisch wie psychisch angeknacksten Figur Tiefe zu verleihen. Insbesondere beim ebenso schüchternen wie unsicheren Umgang mit der neuen, merkwürdigen Nachbarschaft sticht die Verletzlichkeit ihrer sympathischen (Identifikations-)Figur hervor.

    Margaux (Dianne Wiest) in einer Szene, die uns durchaus ein wenig an „The Shining“ erinnert hat. Paramount+
    Margaux (Dianne Wiest) in einer Szene, die uns durchaus ein wenig an „The Shining“ erinnert hat.

    Auf Schockeffekte setzt Natalie Erika James nur punktuell – weswegen die zunächst in surrealistischen Musical-Kulissen daherkommende und plötzlich in komplettes Schwarz getauchte Vergewaltigungssequenz nach einer halben Stunde der Filmlaufzeit auch ohne explizite Details verstörend wirkt. Danach verfällt die Regisseurin aber zunehmend angestrengt und vorhersehbar dem Abarbeiten einer Art „Checkliste“ mit einzelnen Elementen aus „Rosemaries Baby“: Kräutertinkturen, konspirative Satanist*innen-Treffen in der Wohnung der Castevets, ein geheimer Wohnungsübergang im Wandschrank und natürlich die schuldbewussten Notizen der verstorbenen Miss Gardenia, die später dann auch deren Nachmieterin Rosemary entdecken wird.

    Doch je weiter die Laufzeit des Psycho-Thrillers fortschreitet und je mehr er sich den Geschehnissen des Originals anzunähern versucht, umso mehr fallen die Widersprüche im arg hingebogenen Plot auf. Das zeigt sich besonders in einer Szene im gruseligen Wäschekeller sowie im Finale, bei dem eine Begegnung mit der neuen Nachbarin Rosemary angedeutet wird. Etwas weniger sklavische Verbissenheit und mehr Eigenständigkeit hätten „Apartment 7A“ sicherlich gutgetan.

    Fazit: Die starke Hauptdarstellerin Julia Garner sowie eine ordentliche Portion Retro-Charme verleihen dem etwas gemächlich erzählten Psycho-Thriller zwar einen gewissen Reiz. Trotzdem bleibt „Apartment 7A“ insgesamt ein eher unnötiges Klassiker-Prequel.

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