Das Duell zweier Schauspielgenerationen steht im Zentrum von Roger Donaldsons Spionage-Thriller „Der Einsatz“. Und genau das macht aus dem soliden, immer wieder wild hin- und herspringenden Plot, eine packende Geschichte, die durch das starke Spiel von Colin Farrell und Al Pacino sehenswert ist – auch wenn kleine Mängel nicht zu übersehen sind.
CIA-Anwerber Walter Burke (Pacino) ist ein alter Fuchs, der mit allen Wassern gewaschen ist. Er will den jungen, brillanten Computer-Spezialisten James Clayton (Farrell) für die Dienste der CIA gewinnen. Zunächst etwas misstrauisch willigt der hochintelligente Harvard-Absolvent ein, am Trainingsprogramm für Nachwuchsagenten teilzunehmen. Während der harten Ausbildung auf „Der Farm“, einem abgeschotteten Gelände in der Zentrale in Langley, verliebt sich der Heißsporn in seine ehrgeizige Kollegin Layla (Bridget Moynahan). Das soll Clayton, dessen Vater auch bei der CIA war und bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam, am Ende der Lehrzeit eine Menge Komplikationen einbringen...
Roger Donaldson hat sich als exzellenter Kenner des Thrillerfachs etabliert. Diesem Ruf wird er mit „The Recruit“ wieder gerecht, auch wenn der Spionage-Thriller nicht ganz die Qualität seiner besten Filme „Thirteen Days" und „No Way Out“ erreicht. Erfrischend ist zunächst einmal die sanfte Abkehr vom konventionellen Aufbau der Geschichte. Bis die Protagonisten (und die Zuschauer) das erste Mal den Boden unter den Füßen verlieren, vergehen gut 50 Minuten. Bis dahin wird der Alltag in der Ausbildung sehr detailiert und stimmig geschildert – auch wenn sich der Betrachter mit zunehmender Dauer fragt, in welche Richtung die Story laufen wird. Die Antwort stellt das Gesehene erst mal auf den Kopf und von nun an schlägt die Geschichte einen Haken nach dem anderen. Das Ganze ist packend, spannend inszeniert. „Nothing is what it seems. Trust no one“, sagt Pacino am Anfang zu seinen Rekruten. Selten sollte eine Floskel mehr Wahrheit beinhalten als in „The Recruit“.
Diese Doppelbödigkeit der Story ist einer der großen Trümpfe und macht richtig Spaß, nur im letzten Drittel übertreiben die Drehbuchautoren Roger Towne und Kurt Wimmer das Spiel, sodass die Glaubwürdigkeit doch sehr strapaziert wird. Das zieht „The Recruit“ etwas nach unten und lässt ihn gegenüber Tony Scotts artverwandtem „Spy Game" im direkten Vergleich knapp verlieren. Aber die wahre Freude an dem Film ist sowieso der dynamische Zusammenspiel von Newcomer Colin Farrell („Minority Report", „Daredevil", „Das Tribunal") und Veteran Al Pacino („Insomnia"). Der Ire Farrell, der inzwischen auf dem Weg zum Superstar ist, kann in jeder Phase mit Pacino mithalten und den Film stemmen. Zudem harmoniert Farrell superb mit Co-Star Bridget Moynahan („Der Anschlag"). Die Spannung, die sich zwischen den beiden aufbaut, wirkt sehr authentisch. Es knistert förmlich auf der Leinwand. Al Pacino hingegen gibt seine souveräne Standardnummer. Nicht so brillant wie in „Heat" oder „The Insider", aber trotzdem auf hohem Niveau – mehr ist aus seiner Rolle nicht rauszuholen. Als Pacino zum Ende hin etwas mit der Glaubwürdigkeit seiner Figur zu kämpfen hat, tritt er die Flucht nach vorn an und dreht noch mal richtig auf, steigert sich in eine Art Shakespeare’schen Spielrausch, den ihm einige wieder als Overacting auslegen werden.
Um einige Konventionen kommt dann auch „The Recruit“ nicht herum. Passwörter werden in den Laptop gehackt, hektische Downloads in letzter Sekunde vor den Häschern gerettet, Verfolgungsjagden und der „Ich suche nach Antworten auf den mysteriösen Unfalltod meines Vater“-Part (Pacino: „I don’t have answers. Only secrets.“) dürfen auch nicht fehlen. Die angedeutete Vater-Sohn ähnliche Beziehung zwischen Farrell und Pacino war in „Spy Game" zum Beispiel schon besser, detailierter zu sehen. So ist „The Recruit“ ein hochspannender, mit doppeltem Boden ausgestatteter Thriller, der seine Unzulänglichkeiten mit erstklassigen Darstellern und einem ausgeklügelten Verwirrspiel im Plot kaschiert.