Für Edward (Richard Gere) und Connie Sumner (Diane Lane) scheint sich der amerikanische Traum erfüllt zu haben. Mit ihrem achtjährigen Sohn, einem Hund und einer Haushälterin führen sie ein beneidenswertes Leben ohne materielle Sorgen in einem gepflegten Vorort von New York. Doch die Idylle trügt. Die glückliche Ehe ist zur Gewohnheit geworden und zerfällt unversehens in ihre Bestandteile, als Connie bei einem Stadtbesuch in Soho den verführerischen Lebenskünstler Paul (Oliver Martinez) kennen lernt.
Diese Begegnung mit dem mysteriösen Fremden, dessen Spontanität und Charme sie sofort fesseln, erweckt eine völlig neue, nie gekannte Sehnsucht nach dem Unbekannten, der sie nicht widerstehen kann. Sie beginnt eine Affäre, die zu einer wahren Obsession wird. Zufällig kommt Edward seiner Ehefrau auf die Spur. Gekränkt und erniedrigt konfrontiert der betrogene Ehemann den Liebhaber – ohne das Ausmaß der Konsequenzen vorherzusehen ...
Mitte der 80er, Anfang der 90er Jahre zählte der ehemalige Clipfilmer Adrian Lyne zu den angesagtesten Regisseuren Hollywoods. Seine Blockbuster „9 ½ Wochen“ (1986), „Ein unmoralisches Angebot“ (1993) und „Eine verhängnisvolle Affäre“ (1987) setzten zwar abgesehen von letztem Film keine Qualitätsstandards, lagen aber immer nah am Puls der damaligen Zeit, womit sich auch der immense Erfolg erklären lässt. Doch mit dem Remake des Kubrick-Klassikers „Lolita“ (1997) kam der Karriereknick. Der Film wurde von der Kritik verrissen und mutierte zum Totalflopp. Mit dem Erotik-Drama „Untreu“ bleibt der Engländer seinen Hauptthemen Obsession und Begierde treu und startet ein Comeback. Wieder mit einem Remake: Diesmal nimmt er sich Claude Chabrols Meisterwerk „Die untreue Frau“ (1968) vor.
Sein Handwerk hat Lyne natürlich nicht verlernt, dafür aber das Gespür für die brisanten Stoffe verloren. „Untreu“ ist ein grundsolides, routiniert heruntergekurbeltes Machwerk, dass - wie bei Lyne üblich – durch die gelackte Optik zu gefallen weiß, aber nicht wirklich in die Tiefe geht. Der in die Jahre gekommene Richard Gere muss sich diesmal gar mit dem Rolle des gehörnten Ehemanns abgeben, macht seine Sache aber unaufgeregt ordentlich, während Oliver Martinez als verführerischer Klischee-Franzose von der Stange nicht so recht punkten kann. Diane Lane weiß als Ehebrecherin noch am meisten zu überzeugen. Sie kann die gesamte Bannbreite der Gefühle zum Ausdruck bringen und ist das schlagendste Argument, sich "Untreu" anzusehen.
Im Gegensatz zum Chabrol-Original, das sich mit ironischer Distanz dem Kern der Geschichte näherte, setzt Lyne seinen Schwerpunkt auf emotionaler Ebene und stellt die betrügerische Ehefrau in den Mittelpunkt. Somit ist auch die ausführliche Exposition legitim, in der erklärt wird, wie es dazu kommen konnte, dass Connie aus ihrer Idylle ausbricht und getrieben von sexueller Begierde alles auf’s Spiel setzt. Die Geschichte ist gewiss nicht langweilig, doch die richtig prickelnde Spannung will nicht aufkommen. Und die Hintergründigkeit Chabrols in einem Hollywoodfilm zu erwarten, wäre auch vermessen. Was bleibt, ist solide. Nicht mehr und nicht weniger.