Colonel Winter (James Gandolfini) hat seine ganz eigene Vorstellung von Recht und Ordnung. Und diese extrem polarisierte Vorstellung lebt er in vollen Zügen aus; sein Job: Gefängnisdirektor eines der best-gesicherten Militärgefängnisse der USA. Mit eiserner Hand regiert er hier und genießt seine Machtposition, wohl wissend, dass er im Gesamtbild nur ein kleiner Pinselstrich ist. Dies wird ihm einmal mehr vor Augen geführt, als man ihm General Eugene Irwin (Robert Redford) unterstellt. Doch der Versuch der Verbrüderung schlägt fehl und Winter hat Freude daran, die Macht über den drei Sterne hohen General zu besitzen. Da Irwin aber eine Legende ist, hoffen einige Gefangene darauf, dass sich durch ihn die unmenschlichen Zustände im Gefängnis ändern könnten. Und tatsächlich: Irwin ruft zur Revolte.
Patriotismus ist etwas, dass amerikanische Filme selten auszeichnet, meist beflügelt, oft beseelt und fast immer zu Fall bringt. „Die letzte Festung“ ist ein weiteres Opfer dieser fragwürdigen Tugend. Wenn Patriotismus und Pathos derart vermengt werden, ist die Mischung für Nicht-Amerikaner meist schwer verdaulich bis ungenießbar. Tragisch genug, denn Rod Luries neues Werk hat durchaus Potential. Zunächst scheint es, als setze sich der Film kritisch mit Begriffen wie Ehre, Recht und Menschlichkeit auseinander. Von Anfang an wird das Leben im Soldaten-Knast zwar eindeutig negativ gezeichnet und Gandolfinis Charakter ist ein einziges Klischeebild, aber so mancher Regisseur hat aus derart extrem gefilterten Szenarien noch eingängiges Kino geschaffen. In diesem Fall jedoch bleibt alles beim Klischee und damit auch vorhersehbar. Dass der vom Ehr-Begriff beflügelte Irwin den Kampf gegen den Tyrannen Winter aufnehmen wird, ist von Anfang an klar; ebenso wie die Tatsache, dass es in diesem Kampf nur einen gewollten Sieger geben kann.
Nun baut ein Film allerdings bekanntermaßen auf ein Skript und wenn sich das „was“ schon wie von selbst ergibt, muss immerhin das „wie“ dem Film Leben einhauchen. Aber auch das wurde versäumt. So soll dem Charakter von Irwin urplötzlich Tiefe gegeben werden, indem ihn seine Tochter besucht und sich herausstellt, dass ein Glanz-General nicht unbedingt auch ein Glanz-Papi sein muss. Aber das war’s auch an familiären Angelegenheiten und wer sich überhaupt die Mühe macht, dieser Szene Bedeutung beizumessen, der fragt sich am Ende des Films enttäuscht, was das nun sollte. Denn Irwin ist eine Legende, keine ausnahmslos glanzvolle, denn er sitzt im Knast, weil er acht Soldaten in den Tod schickte, aber dieses Detail gönnt sich die Geschichte offenbar nur, um die Hauptfigur in den Knast zu bekommen, denn interessieren tut sich niemand wirklich dafür. Generell ist es vollkommen egal, warum die Gefangenen eigentlich einsitzen. Hier und da wird die Geschichte eines Insassen aufgerollt, dennoch stehen sie alle da, als wären sie grundlos im Gefängnis und würden auch noch wie die Tiere behandelt.
Doch nach langer Zeit des Vorgeplänkels kommt es schließlich zur alles entscheidenden Schlacht. Raffiniert ausgeklügelt und geschickt taktiert sind die Insassen auf dem Vormarsch. Da keinerlei Waffen zur Verfügung stehen, basteln sie sich alles selbst und man könnte meinen, McGyver hätte als technischer Berater zur Seite gestanden. Diese Schlacht bietet solide Action, ist unterhaltsam, endet jedoch in einer grauenhaft schwachsinnigen Szene, in der der Absturz eines Hubschraubers für den Piloten notwendigerweise glimpflicher abläuft als ein Bänderriss bei Michael „Air“ Jordan. „Die letzte Festung“ verzeiht sich aber auch diesen Schnitzer selbst und zeigt am Ende, worauf es ankommt. Die Ehre und die Liebe zum Vaterland sind eben stärker und währen um einiges länger als so ungewisse Faktoren wie bspw. Menschenleben ...
„Die letzte Festung“ ist der Inbegriff des klassischen amerikanischen Action-Kinos und als Kinogänger möchte man dem Herrn Bin Laden aus eigener Motivation heraus das Kreuz brechen, angesichts der zu erwartenden Steigerung des Nationalgefühls im Land, in dem aus Schäumen cineastische Realität wird. Ein extrem kurzweiliges Action-Spektakulum ist es geworden, angetrieben durch einen erstaunlich agilen Robert Redford. Doch auch das hilft nichts, wenn Autoren den Inhalt vor lauter hohler Aussage nicht mehr sehen.