Eine Mischung aus romantischer Komödie und bitter-süßem Drama ist Pat O’Connors „Adieu, gelieber Sommer“-Remake „Sweet November“.
Der Werbeprofi Nelson Moss (Keanu Reeves) ist ebenso begabt wie eingebildet. 24 Stunden ist der Workaholic für seinen Arbeitgeber da. Seine Freundin Angelica (Lauren Graham) behandelt Nelson wie einen Einrichtungsgegenstand seiner High-Tech-Wohnung in San Francisco. Sein einziger Freund, Arbeitskollege Vince (Greg Germann), lebt nur von Nelsons Talent, biedert sich bei ihm an und sagt dem „Genie“, was es hören will. Als Nelson bei einem Verkehrstest die flippige Sara (Charlize Theron) kennenlernt und sie durch seine Schuld weitere 30 Tage ohne Führerschein auskommen muss, soll sich sein Leben schlagartig ändern. Die überdrehte Sara wählt den arroganten Schnösel als ihr neues „Projekt“ aus. Nelson soll für einen Monat, den (Sweet) November, bei ihr einziehen und nur nach ihren Regeln leben. Als er nach einer verpatzten Präsentation plötzlich seinen Job verliert, willigt Nelson zögerlich ein...
„Sweet November“ beginnt wie eine gutgelaunte, romantische Komödie, doch im letzten Drittel des Films vollzieht Regisseur Pat O’Connor („Tanz in die Freiheit“) einen harten Bruch und wechselt relativ unvermittelt ins Dramatische, als Sara „ihr Geheimnis“ lüftet. Keanu Reeves überzeugt zunächst in seiner Paraderolle als arroganter Karrieretyp (wie in „Im Auftrag des Teufels“, wo Charlize Theron ebenfalls seine Partnerin spielte), kann aber die (vorhersehbare) Wandlung zum gutherzigen Bohemien nicht ganz schlüssig rüberbringen. Der größte Trumpf von „Sweet November“ ist die umwerfend charmante Vorstellung der Südafrikanerin Charlize Theron. Zudem wirkt der Charakter des modernen Hippies Sara am authentischsten. Was weniger für die Reihe der Nebenfiguren gilt. Doch trotzdem strahlen Jason Isaacs (das Beste an Roland Emmerichs „Der Patriot“) als cooler Schwuler Chad und Ally-McBeal-Star Greg Germann als Nelsons Kumpel Vince genügend Sympathie aus, um die Mängel zu verzeihen. Regisseur Pat O’Connor hält sich in seiner Inszenierung zurück, hält „Sweet November“ bewusst altmodisch, ohne allerdings um die eine oder andere Länge herumzukommen. Im Finale will O’Connor dann zwar den Druck auf die große Tränendrüse vermeiden, entscheidet sich aber dafür, hemmungslos kitschig zu sein.