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    Raging Fire
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,5
    hervorragend
    Raging Fire

    Benny Chans grandioses Finale

    Von Teresa Vena

    Mit Pauken und Trompeten verabschiedet sich Benny Chan mit seinem letzten Film „Raging Fire“ von dieser Welt. Im Hong-Kong-Kino gilt der Drehbuchautor, Produzent und Regisseur zu Recht als einer der ganz Großen. Seine ersten Erfahrungen sammelte er noch als Assistent von Johnnie To, bevor er ab den frühen 1990er Jahren auch mit eigenen Filmen wie seinem meisterhaften Debüt „A Moment Of Romance“ dem Heroic-Bloodshed-Genre seinen Stempel aufdrückte. Gearbeitet hat er dabei mit den bekanntesten Hong-Kong-Stars Andy Lau, Tony LeungLouis Koo und vor allem Jackie Chan („Who Am I“, „Shaolin“).

    Im August 2020 verstarb Chan im Alter von nur 58 Jahren an Krebs. Die Dreharbeiten für „Raging Fire“ waren da gerade erst abgeschlossen. Und tatsächlich wirkt der Film nun wie ein letzter lauter Schrei, in dem sich die ganze angestaute Frustration und vielleicht auch Wut noch einmal entladen zu haben scheint. Auge in Auge mit dem Tod hat sich Benny Chan, genauso wie seine beiden von Donnie Yen und Nicolas Tse gespielten Protagonisten, noch einmal zu einem befreienden, übermenschlichen Kraftakt aufgeschwungen.

    "Raging Fire" liefert gnadenlos brachiale Action ohne Kompromisse.

    Shan (Donnie Yen) ist ein aufrechter Polizist. Für einige Vorgesetzte und einflussreiche Unternehmer ist er sogar zu korrekt. Als er sich weigert, einen kleineren Vorfall unter den Teppich zu kehren, schließt man ihn und seine Einheit von der bevorstehenden Festnahme eines Drogenrings aus. Aber das erweist sich als unerwarteter Glücksfall, denn bei dem Einsatz kommt es zu einem regelrechten Massaker. Eine Gruppe Maskierter hat die Polizisten nur zu dem einen Zweck in eine Falle gelockt, um die Cops allesamt brutal niederzumähen.

    Die anschließenden Ermittlungen leitet Shan, der bald erkennt, dass er es mit einem gnadenlosen Racheplan zu tun hat, der sich in erster Linie gegen die Polizei als Institution richtet. Nur zögerlich lässt er den Gedanken zu, dass hinter dem Kopf der Bande vielleicht sein ehemaliger Kollege Ngo (Nicolas Tse) stecken könnte. Irgendwann stehen sich die beiden tatsächlich gegenüber und es kommt zu einer Konfrontation, bei der eine Geschichte aus der Vergangenheit zu einem gnadenlosen Kräftemessen auf Leben und Tod führen wird…

    Verfolgungsjagden und Kugelhagel

    Als der Held im sonnendurchfluteten Schlafzimmer neben seiner Frau aufwacht, ahnt man bereits, dass die Kamera kurz darauf ihren schwangeren Bauch streifen wird. Damit ist dann auch klar: Später wird man den rechtschaffenen Polizisten zwangsläufig genau damit unter Druck setzen. In diesem testosterongeladenen Actionfilm präsentiert sich alles dermaßen geradlinig, dass man sich einfach gemütlich zurücklehnen und die explosive Show genießen kann. Der Titel des Films ist nämlich Programm! Nach nur wenigen Momenten der Idylle entfaltet sich auf der Leinwand ein derart rasantes Spektakel, in dem Autos wild herumfliegen, Köpfe zertrümmert werden und ein regelrechtes Shootout-Feuerwerk abgefackelt wird, dass die zweistündige Spielzeit nur so an einem vorbeirauscht.

    Für Sentimentalitäten ist da definitiv keine Zeit. Zweimal glaubt man kurz, Shan könne den rasenden Ngo womöglich doch noch von seinem Racheplan abbringen. Aber auf eine derartige Läuterung des Bösewichts zielt der Film nicht ab. Die Kritik an der Korruption in den höheren Rängen der Behörde sowie der privilegierten Oberschicht läuft zwar so nebenher mit, doch im Vordergrund stehen die zahlreichen sich regelrecht überschlagenden Actions-Sequenzen. Jedes Mal, wenn man denkt, dass ein blutiger Zusammenstoß zwischen den Parteien nicht noch brutaler und spektakulärer ausfallen könnte, übertrifft die nächste Auseinandersetzung, in der verschiedene Kaliber von höchst effektiven und brachial-lauten Feuerwaffen die meiste Arbeit erledigen, noch mal alles Vorherige in Sachen Einfallsreichtum und purer zerstörerischer Power.

    Donnie Yen hat nicht nur in den "Ip Man"-Filmen seine fantastischen Action-Qualitäten bewiesen.

    Alles läuft auf ein furioses Finale zu, das in seiner Wucht jede zuvor aufgebaute Erwartung erfüllt. Immer wieder jagen sich die Figuren durch die Straßen des dicht besiedelten Hong Kong, provozieren haufenweise Blechschäden und opfern dabei auch so manchen Zivilisten, der zufällig im Weg herumsteht. So blutig es auch zu- und hergeht, wirklich ernst nimmt sich der Film dabei nie. Immer wieder blitzen humorvolle Momente auf, die Zuschauer*innen mit Sinn für Ironie laut auflachen lassen. Ebenso komisch sind auch die trockenhumorigen Repliken, die Donnie Yen („John Wick 4“) und Nicolas Tse („New Police Story“) meisterhaft, im Fall von Tse zudem mit beängstigender Dominanz, in ihren Dialogen unterbringen.

    Fazit: Auch Benny Chans letzter Film steht wieder ganz in der Tradition des Hong-Kong-Actionkinos, wie wir es spätestens seit den Achtzigerjahren so sehr lieben: dicht inszeniert, kompromisslos gewalttätig, zum Bersten brachial, gewürzt mit viel schwarzem Humor. Aber es gibt auch Besonderheiten: So erinnern die Bilder von „Raging Fire“ mitunter an ein Film-noir – und Donnie Yen und Nicolas Tse sind in den Hauptrollen einfach ein gnadenlos gutes Feindes-Duo.

    „Raging Fire“ ist in Deutschland beim Fantasy Filmfest im Kino zu sehen.

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