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    The Jacket
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    The Jacket
    Von Alina Bacher

    Bitte die Sitzgurte anlegen und die Kopflehnen aufrichten, denn der englische Indie-Regisseur John Maybury nimmt uns in seiner ersten Hollywood-Produktion mit auf einen Höllentrip durch Raum und Zeit. Klingt spannend, ist es leider aber nur die erste Hälfte des Films. „The Jacket“ glänzt vor allem durch seine Hauptdarsteller, Adrien Brody und Keira Knightley, die sichtlich bemüht dem Film gegen Ende etwas Tiefe verleihen wollen, doch was viel versprechend beginnt, driftet vom Meisterwerk schnell auf Zeitreisefilm-Durchschnittsniveau ab, und kommt dem Thriller erfahrenen Zuschauer nur allzu bekannt vor. Trotzdem macht „The Jacket“ Genre-Fans sicher viel Spaß, da er trotz der bekannten Story meisterhaft inszeniert ist. Kurz: Eine Mischung aus „12 Monkeys“ und „Donnie Darko“ auf LSD.

    Jack Starks (Adrien Brody), Soldat der US-Army, hatte wohl Glück im Unglück: Nachdem er im Golfkrieg von einem kleinen Jungen in den Kopf geschossen wurde, überlebt der tot geglaubte Starks auf wundersame Weise und wird zurück in die Heimat geschickt. Auf seinem Marsch durch Vermont trifft er eine Mutter (Kelly Lynch) und ihre kleine Tochter Jackie (Laura Marano). Er hilft ihnen mit ihrem Auto, nichtsahnend, dass eben dieses kleine Mädchen noch eine große Rolle in seinem Leben spielen wird. Als er bei einem Fremden im Wagen mitfährt, wird er von der Polizei gestoppt. Ein paar Tage später: Jack steht vor Gericht, denn angeblich hat er einen Polizisten kaltblütig ermordet. Nur leider weiß Jack davon nichts mehr und so wird er, zu Recht oder zu Unrecht, verurteilt und in eine psychiatrische Anstalt gesperrt. Chefarzt Dr. Thomas Becker (Kris Kristofferson) praktiziert dort recht ungewöhnliche und illegale Therapieformen, denen auch Jack nicht entfliehen kann. Jeden Abend wird Jack fortan in eine enge Zwangsjacke gesteckt, mit Drogen vollgepumpt und für Stunden in eine dunkle, enge Leichenschublade gesperrt. Dort geschieht das Unfassbare: Jack reist in die Zukunft, genauer gesagt ins Jahr 2007. In der Zukunft trifft er auf Jackie (Keira Knightley), das junge Mädchen von der Autopanne, die mittlerweile eine erwachsene Frau geworden ist. Jack versucht ihr klarzumachen, wer er ist, doch Jackie glaubt ihm nicht, denn Jack Starcks ist bereits vor vielen Jahren gestorben. Von nun an versucht Jack mit Jackies Hilfe, seinen Tod in der Gegenwart zu verhindern. Doch ihm bleibt nicht mehr viel Zeit ...

    Zeitreise-Filme waren schon immer etwas Besonderes. Nicht nur, weil es wahnsinnig schwer ist, ihnen zu folgen, sondern auch, weil es in den meisten Fällen im Auge des Betrachters liegt, ob die Hauptfigur nun wirklich durch die Zeit wandeln kann oder etwas ganz anderes der Fall ist. Bei „The Jacket“ ist das nicht viel anders. Über das, was nun wirklich passiert, gibt es Tausende von Theorien, obwohl Regisseur John Maybury in einem Interview ganz klar betonte: „The Jacket“ ist kein Zeitreisefilm. Da steht man nun als Zuschauer ein wenig wie der „Ox vorm Berg“. Einerseits dreht sich alles im Film um Zeitreise, andererseits sollte es eben genau darum nicht gehen. Was nun in „The Jacket“ passiert, bleibt dem Zuschauer selbst überlassen. Und genau das macht den Reiz der Story aus. Doch leider kommt die Geschichte stellenweise ein wenig lasch daher. Es ist einfach zu viel bereits aus anderen Filmen dieses Genres bekannt. Jeder der „Donnie Darko“, „Jacobs Ladder“ oder „Butterfly Effect“ gesehen hat, bekommt bei „The Jacket“ story-technisch nicht viel Neues geboten und wird das Ende schon sehr bald vorausahnen können.

    Regisseur John Maybury schafft es dennoch, diesem abgedroschenen Stoff meisterhaft zu inszenieren. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Maybury ursprünglich im Indie-Bereich anzusiedeln ist und so bleibt auch der Hollywood-Produktion „The Jacket“ ein gewisser Indie-Charme erhalten. Die Anfangsmontage im Golfkrieg zeigt, zu was Maybury wirklich fähig ist. Auch Jacks Visionen nehmen die Zuschauer mit auf einen wahren Höllentrip und sind ohne Zweifel mit das Beste am ganzen Film. Schade, dass das Drehbuch einfach nicht mehr hergibt.

    Adrien Brody („Der Pianist“, „The Village“, „The Singing Detective“) ist spätestens seit der Oscarverleihung 2003 jedem ein Begriff und steht für Schauspielkunst auf höchstem Niveau. Auch in „The Jacket“ weiß er als Jack Starks zu überzeugen. Öfters fährt die Kamera ganz dicht an seine Augen heran und diese sprechen Bände. Brody schafft es allein mit seinen Augen, diesen gewissen Horror zu erzeugen, der einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. Auch wenn Keira Knightley („Tatsächlich Liebe“, „Kick It Like Beckham“) seit ihrem Auftritt in „Fluch der Karibik“ einen starken Hype genießt, sei allen Zweiflern versichert: Sie hat die Rolle nicht nur wegen ihres Aussehens bekommen. Die hübsche Engländerin spielt solide und überzeugend. Für alle männlichen Fans hat Regisseur John Maybury ein ganz besonderes Leckerli: Keira nackt in der Badewanne. Ob die Szene nun wirklich so ausschlaggebend für die Handlung ist, wie Maybury behauptet, oder ob damit viel mehr ein paar männliche Zuschauer in die Kinos gelockt werden sollen, bleibt an dieser Stelle einmal offen. Warum aber Kris Kristofferson, der altbekannte Vampirjäger aus „Blade“, einen Chefarzt spielen durfte, ist unerklärlich. Wer mit so großen Namen wie Adrien Brody um sich wirft, hätte für die Rolle des Oberarztes sicherlich halb Hollywood verpflichten können. Doch hätte das wohl auch nicht viel daran geändert, dass die Rolle des Dr. Becker einfach für jeden Schauspieler unvorteilhaft geendet hätte. Der Doc scheint einem alten Horrorfilm entsprungen und bastelt ähnlich Dr. Frankenstein gern in seinem dunklen Keller an grausamen Experimenten herum. Das geht vielleicht bei klassischem Horror gut, ist aber in „The Jacket“ vollkommen fehl am Platz, denn wer bitteschön überträgt so einem Kerl die Leitung über eine Klinik? Die Rollen sind grundsätzlich im Drehbuch nicht sonderlich gut ausgearbeitet und bleiben meist flach und teilweise unglaubwürdig. Dass Jackie von einer Sekunde auf die nächste Jacks Zeitreise-Geschichte glaubt, ist da wohl das kleinste Manko.

    Eigentlich macht „The Jacket“ bis zur Hälfte des Films richtig Spaß. Doch dann wird ziemlich schnell klar, dass die meisten Ideen bereits zur Genüge bekannt sind. Das hindert zwar nicht daran, den Film trotzdem noch zu genießen, lässt aber schon den Eindruck zurück, dass hier von vielen guten Filmen geklaut wurde. „The Jacket“ hätte das Zeug zu einem richtig guten Film gehabt: eine herausragende Besetzung, ein wirklich grandioser Regisseur, tolle Montagen, atemberaubende Einstellungen und einen passenden Soundtrack. Leider scheitert der Film aber am Drehbuch, das sich weder groß um seine Charaktere kümmert, noch versucht, mit neuen Ideen zu bestechen. Alles in allem ist der Film zwar unterhaltsam, doch bleibt leider meilenweit hinter seinen Genre-Vorgängern wie „Jacobs Ladder“ zurück. Schade.

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