Deutschland, Dezember 1944. Colonel William McNamara (Bruce Willis) lebt seit Monaten in einem Gefangenenlager der Nazis. Dem unmenschlichen Regime des deutschen Kommandanten Werner Visser (Marcel Iures) zum Trotz gelingt es dem Amerikaner, unter seinen gefangenen Landsleuten den Überlebenswillen, ja sogar so etwas wie Zuversicht aufrechtzuerhalten.
Als zwei schwarze Piloten in das Gefangenenlager überstellt werden, bricht offener Rassismus bei einigen der GIs aus. Tage später ist einer der beiden Flieger tot – die Schuld daran trägt Vic Bedford (Cole Hauser), der die beiden Schwarzen stets besonders stark attackiert hatte. Der Mord bringt McNamara auf eine verwegene Idee. Zusammen mit 35 Männern plant er den Ausbruch. Doch es kann nur funktionieren, wenn der junge Leutenant Thomas Hart (Colin Farrell), ein Jura–Student, seine Rolle in diesem Täuschungsmanöver spielt, dessen Regisseur McNamara ist. Das Problem dabei: Hart darf davon nichts wissen …
Mit dem Kriegsgefangenen-Drama „Das Tribunal“ (engl: „Hart’s War“) holt Regisseur Gregory Hoblit („Zwielicht“, „Frequency“) ein Genre aus der Mottenkiste, das sich früher großer Beliebtheit erfreute - unvergessen David Leans Lager-Klassiker „Die Brücke am Kwai“ mit William Holden und Alec Guinness. Um das Ganze für die Jetztzeit attraktiver zu gestalten und eine allgemeine Existenzberechtigung zu haben, mischt Hoblit die Genrezutaten, die auf dem gleichnamigen Roman von John Katzenbach beruhen, zunächst etwas differenzierter zusammen. Mit hoher Sensibilität wird Kriegsdrama und Suspense-Thriller gemixt und in packende Bilder gepackt. Mit dem Unterschied, dass diesmal der Verräter Hart (Farell) ist nicht der Böse, sondern nur der Gute ist, der Schwächen zeigen darf – eine Reminiszenz an die heutige Zeit, in der keine stahlharten Charaktere ohne Makel nicht mehr gefragt sind. Dazu kommt die durchaus interessante Thematik des Rassenhasses unter den GIs, die im Mittelpunkt der titelgebenden improvisierten Gerichtsverhandlung steht.
Mit spannenden Drehungen und Wendungen hält Hoblit seine Zuschauer bei der Stange und damit der Film nicht allzu dialoglastig wird, streut er ein paar Action-Sequenzen ein. Bruce Willis spielt bewusst nicht die erste Geige, gibt den grimmigen, zwielichtigen Mann im Hintergrund. Eine echte Entdeckung ist der eher unbekannte Ire Colin Farrell („Tigerland“), der seine Sache überzeugend macht und glaubwürdig wirkt.
Das klingt alles sehr gut und spannend, ist es auch - aber dann begeht Hoblit den Kardinalfehler, der bei Europäern allgemein für lange Gesichter sorgt. Die packende Story mündet schließlich in ärgerlich-klebrigem Patriotismus, der zum einen nur schwer erträglich ist und zu anderen die guten Ansätze vergessen macht und sie nachträglich abwertet. Da wird salutiert und sich geopfert was das Zeug hält, die Fahnen wehen und die Amis sind die Helden. Alles wie immer. Nichts hat sich geändert. Also doch Heldentod statt Sensibilität. Das macht aus „Das Tribunal“ noch keinen schlechten Film, aber trotzdem war deutlich mehr drin.