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    Heil dich doch selbst
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    Scientist29405
    Scientist29405

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    1,0
    Veröffentlicht am 11. Juli 2023
    Einen Film für seine Offenheit mit dem Prädikat "Besonders wertvoll" auszuzeichnen, sehe ich kritisch. (Würde z.B. ein*e Rassist*in einen Dokumentarfilm machen, der unreflektiert und gewaltverherrlichend ist, würde man das doch auch nicht für die Offenheit auszeichnen.) Bei einem Film sollte nur der Inhalt ausgezeichnet werden, nicht die Offenheit. Aber das sehe ich hier nicht gegeben. Für mich wurde der Film daher zu Unrecht gelobt oder gar ausgezeichnet.

    Die Geschichte und der Kampf der Filmemacherin sind mit Sicherheit sehr persönlich und bewegend. Sie spricht Dinge an und aus, die sie beschäftigen, jedoch auch immer wieder polarisieren können. Ihr Mut, so offen darüber zu sprechen, mag bewundernswert sein. Das ist also nichts Persönliches, was mich hier stört.

    Doch diese Emotionalität und teilweise auch Unreflektiertheit oder sogar vollkommene Subjektivität lässt den Zuschauer auch schnell den nötigen Abstand verlieren, weshalb ich es als manipulativ betrachte, wie dieser Film aufgebaut ist.

    Ich betrachte den Film nicht als Beobachtung und Begleitung, sondern als manipulative Beeinflussung der Zuschauer*innen. Ich würde Teile des Films daher möglicherweise sogar als gefährlich bezeichnen. Und das ist eine Gefahr, die nicht direkt offensichtlich und genau deswegen so heimtückisch ist.

    Was manche an dem Film schätzen mögen, sehe ich eben kritisch und problematisch.
    Und womöglich hätte sie diesen Film über sich und ihren Weg nicht selbst angehen sollen, sondern jemand anderen machen lassen sollen. Denn genau dadurch sind diese unreflektierten und manipulativen Ansätze entstanden - durch die fehlende Objektivität, Neutralität und Distanz zwischen Protagonistin und Filmemacherin.

    Am sehenswertesten waren allerdings Sequenzen, die den Vater der Filmemacherin zeigten. Der Vater erschien mir am sympathischsten und reflektiertesten. Zudem gab es hier eine gewisse Distanz, da er nicht selbst der Filmemacher war.
    Mich hätte eventuell ein reiner Film über ihn mehr überzeugt. Auch weil sie dann eben wieder die Beobachterin und nicht selbst ihre eigene Protagonistin gewesen wäre.

    Man selbst kann oftmals vermutlich keinen gelungen Film über sich selbst machen und dabei halbwegs neutral bleiben. Der*Die Filmemacher*in fungiert wie eine Art Filter, der eine neutrale bis kritische Haltung beibehält und lediglich beobachtet, anstatt zu werten. Ein Filter, der hier gänzlich fehlt. Alles wird durch einen wertenden Filter der Protagonistin betrachtet, da der neutrale bis kritische Filter, der Filmemacherin fehlt, weil es ein und dieselbe Person ist. Ich persönlich sehe darin sogar eine gewisse selbstdarstellerische Ausdrucksweise.

    Und es erschreckt mich, dass sie selbst und auch manche Kritiker*innen das nicht einmal zu erkennen scheinen, wie problematisch diese fehlende Neutralität und Distanz sind.

    Manche Aussagen und Betrachtungen im Film jagen mir einen Schauer über den Rücken. Ich schätze, man muss schon echt esoterisch angehaucht sein, um dem etwas abgewinnen zu können. Und hier fehlt leider jede Spur einer neutralen oder kritischen Haltung oder Distanz. Ich kann mir gerne einen Film mit dem gleichen Inhalt ansehen, solange die notwendige Distanz erhalten bleibt.

    Von mir gibt es insofern kein Lob für die Offenheit, sondern Kritik. Denn Offenheit geht auch anders.
    CineMoenti
    CineMoenti

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    4,5
    Veröffentlicht am 15. April 2022
    Die Dokumentaristin Yasmin C. Rams leidet seit jungen Jahren an Epilepsie. Lange schon ist sie medikamentös eingestellt, doch die vielen Mittel haben belastende Nebeneffekte, bewirken Raubbau an Körper und Seele. Und um das Päckchen komplett zu machen, ist ihr Vater auch noch an Parkinson erkrankt. Man könnte meinen, die beiden lieferten sich einen Wettstreit, wer den volleren Medikamentenschrank hat. Doch Yasmin ist - wie ihr Vater - ein Sturkopf. Er empfindet es als Mumpitz, als sie beginnt, sich über alternative Heilmethoden schlau zu machen.

    Rams beweist nicht nur ein untrügliches Gespür für Dramaturgie, ihr gelingt auch der mutige Weg, viele Perspektiven zuzulassen inclusive der betonierten Zweifel des eigenen Vaters, ihrer eigenen Zweifel, Misserfolgen und Rückschlägen. Im Zusammenspiel mit den Erfolgsgeschichten verschiedenster Erkrankter, die natürlich nicht fehlen, ist das Credo der Doku so beeindruckend wie überzeugend: finde deinen eigenen Weg aus der Krankheit, und lass dir von niemandem vorschreiben, wie das zu geschehen hat. Visuell ist die Doku ideenreich, musikalisch positiv aber nicht pseudo-esoterisch begleitet (und vor allem nicht zugedeckelt), und das Schönste: bis auf wenige Momente ist die Stimmung des Films positiv und von spürbarem Humor.

    Für mich eine gelungene Doku ganz allgemein, im Speziellen vielleicht eine, die verzweifelten Menschen mit schweren gesundheitlichen Problemen viel Mut machen und Kraft geben kann. Yasmin C. Rams hat ein relevantes und wertvolles Dokument vorgelegt - danke!

    www.cinemoenti.blogspot.com
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