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    Sag' kein Wort
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Sag' kein Wort
    Von Carsten Baumgardt

    Nach seinen glanzvollen Gastspielen in Steven Soderberghs zurecht hochgelobtem, experimentellen Drogen-Thriller "Traffic" und Curtis Hansons herrrlich verschrobenem Meisterstück "The Wonder Boys" kehrt Michael Douglas wieder zu seiner gewohnten Paraderolle als über sich hinauswachsender Mann der Upper Class zurück. Der Kidnapping-Thriller „Sag’ kein Wort“ von Gary Fleder liefert grundsolide Spannung und Unterhaltung - allerdings zunehmend mit einigen Schwächen, die nicht vollends kompensiert werden können.

    Der Star-Psychiater Dr. Nathan Conrad (Douglas) ist rundum glücklich. Die Privatpraxis läuft gut, zuhause warten Frau (Famke Janssen) - wenn auch durch einen Skiunfall ans Bett gefesselt - und Kind (Skye McCole Bartusiak) auf den liebevollen Familienvater. Die Idylle soll aber nicht mehr lange anhalten. An Thanksgiving will Conrad seinem befreundeten Kollegen Dr. Louis Sachs (Oliver Platt) einen Gefallen tun und sich eine besondere Patientin angucken. Die völlig verstörte und verängstigte Elisabeth (Brittany Murphy) spricht kein Wort. Doch sie ist der Schlüssel zum Leben von Conrads Tochter. Wenig später stellt er fest, dass die achtjährige Jessie aus seiner New Yorker Wohnung entführt wurde - und das während er nebenan schlief. Die Kidnapper um Anführer Patrick (Sean Bean) wollen mit Conrads Hilfe einen sechsstelligen Zahlencode aus der labilen Elisabeth herausquetschen. Der soll sie zur einer zehn Millionen Dollar schweren Beute aus einem lange verjährten Raubüberfall führen. Versagt der Psychiater, wird seine Tochter getötet. Er hat nur sieben Stunden Zeit...

    Regisseur Gary Fleder („...denn zum Küssen sind sie da“) ist bislang stets als guter, solider Handwerker aufgefallen. Sein neuester Thriller „Sag’ kein Wort“ macht da keine Ausnahme. Die Exposition ist clever und sorgfältig angelegt, die Rollen sind klar verteilt. Nach und nach wird die Spannungsschraube kontinuierlich angezogen, ohne auf das nötige Tempo zu verzichten. In brillanter, düsterer Optik, die in den besten Momenten an Werke von David Fincher („Sieben“, Fight Club“, „The Game“) erinnert, muss Douglas als braver Familienvater über sich hinausgehen, den Kidnappern Paroli bieten und gleichzeitig noch Elisabeths Geheimnis entschlüsseln.

    Der mittlerweile 57-Jährige spult seine Paradenummer mit aller Routine runter, ist aber trotzdem glaubwürdig und gut besetzt. In Sean Bean (Boromir aus "Der Herr der Ringe") hat er einen ebenbürtigen Gegenspieler, der auf seine starke Präsenz bauen kann. Das größte Plus und die größte Schwäche von „Sag’ kein Wort“ ist die Figur der gestörten Elisabeth. Von Jungschauspielerin Brittany Murphy, die in „Durchgeknallt - Girl Interrupted“ schon einmal Erfahrung als psychisch Kranke sammeln durfte, superb gespielt, ist ihr Charakter bei genauerer Betrachtung nicht völlig stimmig. Laut Einführung ist sie hochintelligent und täuscht ihre zahlreichen Krankheiten nur vor, um sich zu schützen. Doch von dieser Charakterisierung kann im weiteren Verlauf keine Rede mehr sein. Auch häufen sich vermehrt Zufälle, einige Ungereimtheiten tauchen auf (Warum wurde die Freundin von Psychiater Sachs ermordet, obwohl das Ultimatum noch lange nicht abgelaufen war? Warum ist Famke Janssen so gut drauf, dass sie mit einem gebrochenen Bein einen Profi-Gangster zu Brei schlägt?). Zudem ist der unvermeidliche finale Showdown zunächst Hollywood-like überzogen und am Ende unnötig politisch oberkorrekt. Ein bisschen mehr Härte oder ein zynischer Seitenhieb hätte dem Film mehr Profil verliehen und von der Konventionalität abgelenkt.

    Die deutlichen Schwächen trüben den Gesamteindruck, verhindern aber nicht, dass „Sag’ kein Wort“ ein grundsolides Stück Genre-Kino ist, dass nicht alles aus seinen Möglichkeiten herausholt, aber auch nicht wirklich enttäuscht. Zumal Regisseur Fleder in Douglas’ Figur Conrad wenigstens kleine Anleihen bei Altmeister Hitchcock nimmt.

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