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    A Quiet Place: Tag Eins
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    A Quiet Place: Tag Eins

    Fühlt sich erst wie "Indendendence Day" an, wird dann aber doch wieder "A Quiet Place"

    Von Michael Meyns

    Höher, schneller, weiter: Fast immer folgen Fortsetzungen dem Muster des zunehmenden Exzesses. Es muss gegen mehr Gegner und mit aufwändigeren Waffen gekämpft werden. Auch die Horror-Thriller-Reihe „A Quiet Place“, die vor sechs Jahren noch so überaus ruhig begann, startet im dritten Beitrag (einem Prequel) exzessiver als je zuvor. Das macht schon der neue Schauplatz deutlich. Nicht mehr auf dem weiten, menschenleeren Land geht es zur Sache. In „A Quiet Place: Tag Eins“ findet die mysteriöse außerirdische Invasion von Kreaturen, die zwar blind sind, aber extrem lärmsensibel und blutrünstig agieren, in der Metropole New York statt.

    Der im Gegensatz zu „A Quiet Place“ und „A Quiet Place 2“ nicht mehr von John Krasinski, sondern von Michael Sarnoski („Pig“) geschriebene und inszenierte Horrorfilm nutzt dies anfangs für eine ungewöhnliche und ansprechende Richtung. Im weiteren Verlauf der Handlung besinnt er sich dann aber auf die kleinen und intimen Ursprünge der Reihe – wobei schnell deutlich wird, dass das Prequel nicht die Klasse des Originals hat.

    Paramount Pictures
    Als die Aliens kommen, rennt auch Samira um ihr Leben...

    Der Tag der Alien-Invasion beginnt für Samira (Lupita Nyong’o) auch ohne Außerirdische katastrophal: In einem Hospiz in New York verbringt die Dichterin ihre Tage und wartet auf den Tod. Allein die Katze Frodo lässt sie noch nahe an sich ran, von Menschen hat sie genug. Nur mit dem Versprechen auf ein Stück Pizza lässt sich Samira zu einem Ausflug nach Manhattan überreden – der rapide endet, als der Angriff der Kreaturen beginnt.

    Samira gehört zu den Überlebenden des ersten Ansturms, die von der Regierung aufgefordert werden, sich nach Süden zu bewegen. Dort sollen sie per Boot evakuiert und gerettet werden. Doch sie macht sich stattdessen auf den Weg nach Norden – begleitet nur von Frodo und dem Engländer Eric (Joseph Quinn), der anfangs nicht von ihrer Seite weicht und ihren Blick auf das Leben für ein paar letzte Momente verändert.

    Das ist erst mal ganz und gar kein "Quiet Place"

    Größer könnte der Kontrast nicht sein: Beginnt „A Quiet Place“ mit dem Bild einer typischen amerikanischen, aber völlig menschenleeren Kleinstadtstraße, zeigt die erste Einstellung des Prequels „A Quiet Place: Tag Eins“ die Hochhausschluchten von New York, wo allein in Manhattan 1,6 Millionen Menschen für einen konstanten Lärmpegel von – wie eine Einblendung informiert – 90 Dezibel sorgen. Mit solchen betonten Kontrasten geht es weiter, die für eine Weile eine ungewöhnliche, originelle Version des nun schon zum dritten Mal variierten Konzepts um lärmsensible Alien-Monster versprechen.

    Ein wenig mutet es so an, als hätte Autor und Regisseur Michael Sarnoski in seinem Bewerbungsgespräch nur betont, alles anders machen zu wollen als John Krasinski (der als Produzent weiterhin in das Projekt involviert ist): War vor allem der erste Teil betont ruhig und fühlte sich durch die Notwendigkeit der Stille sogar über weite Strecken wie ein Stummfilm an, geht es hier anfangs betont laut zu. Als wäre man in „Independence Day“, schlagen außerirdische Raumschiffe ein, rasen Dutzende der Kreaturen durch die Schluchten Manhattans und sorgen für ein atemloses Chaos, das sicher nicht zufällig an die Terroranschläge vom 11. September erinnert. Wenn Samira mit Schutt und Asche bedeckt durch die Straßen taumelt, weckt das sofort Assoziationen an entsprechende 9/11-Bilder.

    Paramount Pictures
    Ein Trio macht sich auf den Weg in den Norden...

    Dass die Hauptfigur todkrank ist, aber nun ausgerechnet sie die erste Welle übersteht, weil sie schnell merkt, wie man sich gegenüber den Kreaturen zu verhalten hat, ist eine zusätzliche interessante Prämisse. Ob Samira wirklich überleben will, steht als Frage nämlich schnell im Raum – erst recht, wenn sie sich für den Gang in den Norden nach Harlem entscheidet, obwohl sich die rettenden Schiffe im Süden der Insel Manhattan befinden. So richtig viel fängt Sarnoski mit dieser Idee aber nicht an.

    Auch die Anwesenheit von Samiras Begleiter Eric wirkt wie so manches forciert und trägt wenig zur Geschichte bei. Dadurch versandet „A Quiet Place: Tag Eins“ nach dem ansprechenden, teilweise auch mitreißenden Beginn zunehmend. Das Duo schlägt sich immer weiter nach Norden, wird gelegentlich von einer Kreatur bedroht und spult das aus den Vorgängern bekannte Programm ab: möglichst leise Proviant oder Medikamente besorgen, die im Kern dann doch eher doofen Kreaturen mit bewusst gesteuertem Lärm ablenken – und vor allem schneller rennen als die Aliens.

    Am Ende regiert dann aber weiter die Stille

    Der Versuch, die Perspektive zu ändern und nicht mehr der von Emily Blunt gespielten Mutter und ihren Kindern beim Überleben zu folgen (das gibt es dann wieder im bereits geplanten „A Quiet Place 3“), wird von Michael Sarnoski am Ende nur halbherzig umgesetzt. Was anfangs wie eine willkommene Exzess-Steigerung mit mehr Außerirdischen, mehr Menschen, mehr Horror wirkt, wechselt dann bald doch wieder in sehr ruhige, schweigsame Gefilde, die aber nie die schier atemlose Spannung des Reihen-Auftaktes erreichen.

    In einem etwas halbgaren Film, der es nur in Ansätzen schafft, das Franchise in neue, originelle Richtungen zu führen und stattdessen vor allem bekannte Muster noch einmal aufwärmt, gibt es aber noch ein kleines Highlight: Frodo erweist sich als bemerkenswert entspanntes Tier, das sich auch trotz so manchem Vollbad in New Yorker Abwasserkanälen und Begegnungen mit Aliens nie irritiert zeigt. Wenn allerdings eine Katze über weite Strecken das aufregendste Element in einem vorgeblichen postapokalyptischen Horror-Thriller darstellt, sagt das vielleicht auch schon eine Menge über die Probleme des übrigen Films aus.

    Fazit: Für eine Weile wirkt Michael Sarnoskis „A Quiet Place: Tag Eins“ wie eine spannende, originelle Weiterführung des Horror-Franchise. Schnell geht jedoch die Puste aus und es folgt nicht viel mehr als eine Variation der bekannten Muster – und das auch noch in schwächer!

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