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    City by the Sea
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    City by the Sea
    Von René Malgo

    Gewiss, mit einem wirklich herausragenden Regisseur und einer vielschichtigeren Story hätte „City By The Sea“ ein hervorragendes Werk werden können. So bleibt Michael Caton-Jones’ Crime-Drama nur gut, nicht mehr, aber definitiv auch nicht weniger.

    Der geschiedene Cop Vincent LaMarca (Robert DeNiro) lebt einzig für seinen Beruf. Doch ein neuer Fall zwingt ihn, sich seiner Vergangenheit zu stellen: Sein drogenabhängiger Sohn Joey (James Franco) gerät in zwingenden Tatverdacht, einen Drogendealer erstochen zu haben. Vincent und sein Partner Reg (George Dzundza) machen sich auf der Suche nach Joey. Sein Versteck wird aufgestöbert und ein Polizist getötet. Die Mordwaffe weist Joeys Fingerabdrücke auf. Nun wird er gnadenlos gehetzt, doch LaMarca glaubt nicht an die Schuld seines Sohnes. Er beginnt auf eigener Faust zu ermitteln…

    Es gibt einiges an „City By The Sea“ zu bemängeln. Seien es die dünne Story oder einige psychologische und logische Unnachvollziehbarkeiten, gerade gegen Ende hin. Die Inszenierung zeugt auch nicht von Einfallsreichtum, trotzdem wirkt der Film nie wie eine weitere lieblos hingeklatschte Massenproduktion. „City By The Sea“ ist mehr, weil sein Anspruch echt und genauso ehrenhaft ist.

    Die artverwandten Biopics haben Konjunktur, auch „City By The Sea“ weist darauf hin, auf einer wahren Begebenheit zu beruhen. Im Gegensatz zu den um Authentizität buhlenden Konkurrenten erfährt der Zuschauer diesen Umstand erst im Abspann und wird sogleich darüber aufgeklärt, dass einige Personen und Szenen abgeändert wurden. Und trotz einiger kleinerer Logikbrüche spiegelt „City By The Sea“ tatsächlich Realität wider. Dafür mitverantwortlich sind die sehr guten Darsteller.

    Robert DeNiro füllt die Hauptrolle ausgezeichnet aus, zwar routiniert, aber doch mit dem für ihn typischen Einsatz. Zu leicht hätte der Zuschauer sich darüber aufregen können, dass wieder einmal ein Polizeifilm mit DeNiro aufgetischt wird. Dafür besteht aber keine Veranlassung, da „City By The Sea“ in eine ganz andere Richtung als übliche Genrevertreter geht. In allem bleibt der Film eine persönliche Vater-Sohn-Geschichte und versucht, drogenbedingte Missstände zu schildern. La Marcas drogenabhängiger, unter Mordverdacht stehender Sohn wird von James Franco verkörpert, der unter Beweis stellen kann, dass er das Zeug zu einem Charakterdarsteller hat.

    In Bezug auf „City By The Sea“ und ihre Figuren fällt die angenehme Klischeeferne auf. Mag die Story noch so einfallslos sein, bei den Charakteren hat sich Drehbuchautor Ken Hixon besondere Mühe gegeben. Nur LaMarcas Chef bleibt beliebig und kann das genrebedingte Arschlochimage nicht abstreifen. Ansonsten darf sich der Zuschauer über einige fundiert charakterisierte Protagonisten freuen, die mit Frances McDormand, Eliza Dushku und George Dzundza auch gut dargestellt werden. Einzig der richtige Bösewicht bleibt weitgehend profillos, ist einfach nur böse und kommt im Grunde auch nicht über Klischeevorstellungen hinaus.

    So kann „City By The Sea“ dank der handelnden Personen emotional berühren, da sie einem sogleich ans Herz wachsen. James Francos Anblick auf seinem absoluten Tiefpunkt ist einfach nur erschütternd und herzzerreißend, wobei den Maskenbildnern an dieser Stelle auch ein Lob ausgesprochen werden muss. Robert DeNiro weiß ohnehin schon aus jahrelanger Erfahrung, wie er des Zuschauers Mitgefühl auf sich zieht, während aber Frances McDormand in seinem Schatten ein bisschen unsympathisch bleibt.

    Die Inszenierung von Regisseur Michael Caton-Jones („Der Schakal“, „Rob Roy“, „This Boy’s Life“) besticht nicht durch eine allzu hohe Kunstfertigkeit, ist aber grundsolide und kann eine fesselnde Atmosphäre durchaus erzeugen. Was insoweit eine Leistung genannt werden kann, da die Geschichte kaum spannend unterhält. Die gut ausgewählten Locations und die passende, schöne musikalische Umrahmung fördern besagte Atmosphäre. Zwar muss dabei ein bisschen Pathos in Kauf genommen werden, doch bleibt alles im tolerierbaren Rahmen.

    Schlussendlich gelingt es „City By The Sea“ auch nachdenklich zu stimmen. Die Drogenanhängigkeit wird ernsthaft behandelt und nebenbei die Thematik schwieriger Familienverhältnisse angerissen. Es gibt viel Leid in dieser Welt, auch in unserer wohlhabenden westlichen Hemisphäre, das zeigt „City By The Sea“ verpackt im Polizeifilmgewand deutlich und bietet so tragische, aber sinnige Thrillerunterhaltung. Ein Film, dessen Ansehen sich gerade auf Grund seines Anspruches lohnt, ansonsten kaum der Rede wert gewesen wäre, so aber positiv in Erinnerung bleiben kann. In den USA floppte der mit 60 Millionen Dollar hoch budgetierte Film (Einspiel: 22 Mio Dollar) und musste in Deutschland seinen Durchmarsch direkt in die Videotheken antreten. Ein hartes, aber ungerechtes Schicksal...

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