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    Codename: The Cleaner
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Codename: The Cleaner
    Von Martin Soyka

    Woran erkennt ein Filmschaffender, dass er etwas geleistet hat, das bleibenden Wert hat? Dass sein Werk geschätzt wird, vielleicht sogar das Potential zu einem Klassiker hat? Durch Filmpreise wie den Oscar? Nicht unbedingt. Oder durch hohe Besucherzahlen, auch in den obligatorischen Fortsetzungen? Schon eher. Nein, es gibt ein untrügliches Zeichen dafür, dass man etwas Besonderes geleistet hat: Wenn man persifliert, veralbert oder verarscht wird. Und dies versucht Les Mayfields Action-Komödie „The Cleaner“ in Bezug auf die bekannten Jason-Bourne-Filme, die dieses Jahr in die verdiente dritte Runde gehen. Mit unterdurchschnittlichem Erfolg…

    Ein namenloser Mann (Cedric the Entertainer) – später werden wir erfahren, dass er Jake heißt - wacht in einem unordentlichen Hotelzimmer auf. Er ist schwarz (darf man das eigentlich noch schreiben?), übergewichtig und fast vollständig bekleidet. Neben ihm findet er dann etwas, das ihm die gute Laune schlagartig vermiest: einen toten Bundesagenten. Und einen Koffer voller Bargeld. Dafür vermisst der Mann etwas, nämlich seine Erinnerung an sein bisheriges Leben, sogar sein Name ist ihm entfallen. Gleichwohl ist er geistesgegenwärtig, das Weite zu suchen und nicht einmal den Geldkoffer vergisst er. In der Lobby dann die nächste Überraschung, stellt sich doch eine rattenscharfe Blondine (Nicolette Sheridan) als seine Frau vor, die sofort auf Tuchfühlung geht. Dass diese dem Mann dann auch noch enthüllt, dass er ein steinreicher Was-auch-immer sei, lässt den Schlamassel, in dem er sich befindet, fast vergessen. Doch es kommt noch besser: Kaum in der ehelichen Prachtvilla angekommen, verliert die Braut alle Hemmungen und mit ihr fast sämtliche Kleidung. Doch als plötzlich die Rede von Wahrheitsdrogen ist, um seiner Erinnerung auf die Sprünge zu helfen, macht sich unsere Hauptfigur dann doch lieber vom Acker, direkt aus dem Fenster in den mit steckendem Schlüssel bereitstehenden Mercedes SL. Aus dem erinnerungslosen Glückspilz ist ein Gejagter geworden…

    Wenn es um Komödien im Allgemeinen und Persiflagen im Speziellen geht, machen Drehbuchautoren des zeitgenössischen Kinos gerne immer wieder denselben Fehler. Anstatt eine ausgeklügelte und ich sich logische Geschichte zu entwerfen, verlassen sie sich auf den von ihnen aufgestellten Rahmen in der Annahme, der Zuschauer würde wegen des Genres seinen Kopf ausschalten. Das führt dann zu genau dem, was aus dem guten Ansatz von „The Cleaner“ letztlich einen unterdurchschnittlich lustigen Film macht. Die logischen Löcher in der Handlung haben nämlich eine beträchtliche Größe. Dass die Blondine vom Anfang des Films nicht die Ehefrau des Helden ist, ist auch dem unaufmerksamsten Zuschauer sofort klar. Nur nicht Jake. Dass es sich nicht um sein Haus handeln kann, zu dem sie ihm fährt, könnte er unschwer dadurch feststellen, dass er dem Butler erst all seine Lieblingsleckereien und –zeitschriften zum Beschaffen auftragen muss. Und dass im Schrank Kleidung liegt, die ihm unmöglich passen kann, führt auch nicht zu den zu erwartenden Schlussfolgerungen. Bald tritt Gina (Lucy Liu) auf den Plan, die seine Freundin sein soll. Und wieder fragt Jake sich nicht, ob es angehen kann, dass ein derart scharfer Hase sich einen überaus pummeligen Hausmeister angelt. Nicht doch, kommt doch dauernd vor. Der Film verfügt auch nicht über genug Tempo, um diese Unglaubwürdigkeiten vergessen zu lassen. Vielmehr dümpelt er auf Sparflamme dahin, so dass man sich fragt, wie viel von den gut 80 Minuten Handlung übrigbliebe, wenn es mit mehr Verve zur Sache gegangen wäre.

    Bald dreht sich der Film um die Frage, ob Jake tatsächlich – wie er von sich annimmt – ein Geheimagent ohne Erinnerung, oder ob er tatsächlich nur ein „Cleaner“ ist, ein Hausmeister ohne Perspektive. Damit wird die Prämisse des weit besseren Bill-Murray-Vehikels „Agent Null Null Nix“ umgedreht, in der die Hauptfigur irrtümlich annimmt, kein Geheimagent zu sein. Nur anders als dort, hagelt es hier keine Pointen. Dafür Klischees, etwa wenn der verfolgte Jake sich unversehens auf der Bühne inmitten eines Tanzensembles wiederfindet und durch einen Volkstanz dilettieren muss. Auch die Hintergrund-Geschichte um einen Computer-Chip ist alles andere als neu oder durchdacht und auch für technische Laien unschwer als kompletter Unsinn wahrzunehmen.

    Man ist fast schon dankbar, dass auf den inflationären Einsatz von Pups-, Rülps- und Fäkalhumor, wie er in einschlägigen amerikanischen Komödien in letzter Zeit zelebriert worden ist, verzichtet wird. Dennoch gelingt es dem Film auf andere Weise zu nerven, etwa wenn Jake immer wieder und viel zu oft ungelenkte Handkantenschläge verteilt, in der Annahme, er sei ausgebildeter Karatekämpfer und eine tödliche Kampfmaschine. Auch die Nebenfiguren können nichts herausreißen, haben sie zwar Gelegenheit zu kleinen oder größeren Einlagen, die aber überhaupt nicht witzig oder gar geistreich sind. Hier verschluckt die Synchronisation zwar einiges, aber die Originaltonspur kann da auch nichts reißen.

    Neben dem ohnehin schwachen Drehbuch tut sich der Streifen mit dem Hauptdarsteller keinen Gefallen. Cedric the Entertainer (The Honeymooners, Be Cool) ist nämlich auch bei wohlwollender Betrachtung keiner. Er ist weder komisch, noch talentiert, sondern einfach nur ein Fozziebär ohne Witz und Schmiss. Es wäre wünschenswert gewesen, wenn dem Schurken, dem wie immer ansehnlichen Mark Dacascos (Pakt der Wölfe, „Crying Freeman“), ein dreidimensionaler Charakter mit mehr Spielraum eingeräumt worden wäre, statt dessen wird auch seine Figur auf ein paar böse Blicke und geschmeidige Martial-Arts-Einlagen reduziert. Die übrigen Charaktere bleiben Stichwortgeber ohne Gewicht. Insgesamt fehlt der Komödie Tempo, Witz und Geist, was besonders ärgerlich ist, weil neben einer prima Grundidee eine ansehnliche Besetzungsliste vorhanden ist, die geeignet wäre, den Film über den Durchschnitt zu heben. So verbleibt es bei einer Direct-To-DVD-Premiere, die es zu Recht nie ins deutsche Kino geschafft hat. Aber ganz so verbissen sollte man das vielleicht gar nicht sehen. Es hätte ja auch schlimmer kommen können.

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