Die Klavierspielerin konzentriert sich ganz auf die verdrängte Sexualität seiner Protagonistin. Wie für Haneke üblich im gesicherten bis gehobenen Milieu angesiedelt und mit Fokus auf dem Kontrast zwischen den geistig-künstlerischen Fertigkeiten und der Unfähigkeit zum Ausdruck grundlegender Bedürfnisse und zur Befreiung aus häuslicher Hierarchie. Dabei gibt sich der Film mit langen, in kalten Farben gehaltenen Einstellungen betont analytisch. Letzlich bezieht der Film seinen Reiz aber vor allem daraus, dass die Verdrängung des Bedürfnisses nach Erotik, Sex und Nähe (an sich ein millionenfach thematisiertes Motiv) an einer betont verkopften Person durchexerziert wird, der man ihre psychologischen Komplexe im Gesicht ablesen kann. Somit wirkt der Beruf der Klavierspielerin reichlich unwichtig für die Handlung. (Inwiefern der Film seiner literarischen Vorlage Tribut zu zollen versicht, weiß ich nicht, ist aber für den Film als eigenständiges Kunstwerk nicht von Belang.) Abermals mystifiziert Haneke an der Oberfläche liegende Probleme, um den Szenen tieferliegendere Bedeutungsebenen und Konfliktpotenzial zuzusprechen. Dabei müsste die Protagonistin einfach von ihrer Mutter weg, öfter unter Leute und zum Psychologen. Hanekes Versuch einer stilistischen Zurückhaltung endet somit in beständiger Suggestion von Tiefe, die die Szenen nicht zu bieten vermögen, und wirkt schließlich einfach nur noch schwülstig.