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    Perfect Addiction
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Perfect Addiction

    Die MMA-Antwort auf die After-Reihe

    Von Kamil Moll

    So könnte das mit der Work-Life-Balance theoretisch auch funktionieren: Sienna (Kiana Madeira), die Protagonistin von Castille Landons „Perfect Addiction“, arbeitet neben dem Studium als Kampflehrerin für Mixed Martial Arts. So trainiert sie auch Jax (Matthew Noszka), einen Kickboxer mit dem eher zweifelhaften Kampfnamen Deadbeat, der zugleich auch ihr Boyfriend ist. Als sie Jax beim Sex mit ihrer Schwester erwischt, schmeißt ihr Freund sie nicht nur aus der gemeinsamen Wohnung, es zerbricht im selben Moment auch ihre Arbeitsbeziehung – und so benötigt Sienna möglichst schnell eine neue Einnahmequell. Als geübte Trainerin motiviert sie sich flugs selbst: „Schluss mit dem Sad-Girl-Shit, jetzt ist Zeit für Mad-Girl-Shit.

    Wie das „After“-Franchise basiert auch der auf dasselbe Zielpublikum zugeschnittene „Perfect Addition“ auf einer erfolgreichen Buchvorlage von der Fan-Fiction-Plattform Wattpad, auf der zumeist jugendliche User längere Texte im Serienformat entwickeln – nicht erst seit „Fifty Shades“ für Literaturagent*innen eine Goldgrube für junge Talente! „Perfect Addiction“ stammt nun von der Autorin Claudia Tan, die die Geschichte bereits mit 17 Jahren als zweiten Teil einer in mehreren Bänden publizierten Reihe verfasst: Auch wenn die Figuren alle bereits in ihren Zwanzigern sind und aufs College gehen (Sienna studiert – was auch sonst – Sozialökonomie und BWL), wird ihr Leben hier eindeutig durch Teenageraugen betrachtet.

    Noch verstehen sich Sienna (Kiana Madeira) und ihr zukünftiger Ex Jax (Matthew Noszka) bestens.

    So erinnert der Plan, den Sienna nach dem Seitensprung ihres kickboxenden Freundes fasst, eher an Rachefantasien aus High-School-Filmen, denn das abwägende Kalkül erwachsener Menschen: Um Jax im und außerhalb des Kampfrings schlagen zu können, nimmt Sienna den noch eher unerfahrenen Kämpfer Kayden (Ross Butler) unter ihre Fittiche – und verliebt sich natürlich auch in ihn. Zuschauer*innen, die nicht mit den Regeln der Mixed-Martial-Arts-Organisation UFC vertraut sind, macht der Film das Leben angenehm leicht: Gegeneinander antreten sollen Kayden und Jax nämlich bei illegalen Kämpfen im Käfig des sogenannten „Powderkeg“ – und dort gilt der Einfachheit halber das Credo: „Die einzige Regel, die es gibt: Es gibt keine Regeln.

    Knuffiger Höhepunkt des Films sind die zahlreichen Trainingsmontagen. Mit den hier gezeigten Methoden sollte wahrscheinlich besser kein echter Sportler ausgebildet werden, aber „Perfect Additcion“ eifert den von Sylvester Stallone bis Jean-Claude Van Damme gesetzten Standards des Genres durchaus sympathisch nach: über Autoreifen springen, Treppenspurts, Eiswannenbäder und ein Sensibilisierungstraining, bei dem Kayden mit verbundenen Augen auf einem Steg seinen Gegner erfühlen lernen soll. Als Co-Trainer verpflichtet Sienna dabei Julien (Manu Bennett), der mit spitzfindig-weisen Sentenzen wie der folgenden offensichtlich in die Fußstapfen des weisen „Karate Kid“-Trainers Mr. Miyagi zu treten versucht: „Sich an seiner Wut festzuhalten, ist wie zu erwarten, dass das Gift, das man nimmt, jemand anders trinkt.

    In „Perfect Addiction“ werden die Konflikte in Käfigkämpfen ohne Regeln ausgetragen.

    Zugleich macht der Film aber auch ebenso unmissverständlich wie psychologisch wenig haltbar klar, dass Sporttraining in erster Linie Bewältigungstherapie sein soll – ein Mittel, um Konflikte und Traumata (wichtige Backstory-Enthüllung im letzten Drittel des Films inklusive!) aufarbeiten zu können. Fights emotionalisieren, Emotionen ausfighten: So in etwa wird der Pitch für diese Mischung aus Young-Adult-Romanze und Mixed-Martial-Arts-Drama ausgesehen haben. Eine interessante Kombination, die tatsächlich bislang eher selten versucht wurde. Bei dem mitunter durchaus gewitzten Spiel mit den Klischees des Teenie-Liebesfilms steigert sich Regisseurin Castille Landon, die zuvor mit „After Love“ und „After Forever“ ausgerechnet die zwei schwächsten Teile der „After“-Reihe inszeniert hat, dabei sogar im Vergleich zu ihren vorherigen Arbeiten.

    Zugleich scheint aber kaum größeres Interesse an der Inszenierung der Sportkämpfe vorhanden gewesen zu sein. Ohne Gespür für Bewegungen und Kampfdramaturgie lassen die Szenen kaum eine durchdachte Choreografie erkennen und sollen wohl auch lediglich als Erweiterung der Konflikte außerhalb des Rings funktionieren. So steht am Ende des Films auch kein wirklicher Gewinner fest, sondern die motivierende Erkenntnis: Gewinnen können wir nur gemeinsam!“ Ob das auch eine gute Voraussetzung für das zukünftige Beziehungsleben von Sienna und Kayden sein kann, wird dann sicherlich in den Sequels ausgehandelt.

    Fazit: Mit „Perfect Addiction“ liefert die Regisseurin Castille Landon eine Mischung aus Romanze und Kampfsport, die die bekannten Versatzstücke des Teenie-Genres zwar routiniert ausspielt, sich für die Inszenierung der Fights aber selbst nicht großartig zu interessieren scheint.

     

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