Spannendes Endzeitszenario mit leichter „Verschörungsideologie“-Würze!
In einer Welt, in der 2020 eine weltweite Pandemie die Gesellschaft teilweise völlig auf den Kopf gestellt hat, gibt es natürlich Filme, die mit diesen Ängsten spielen. Natürlich sind Filme, die mit Verschwörungsideen hantieren, nichts Neues, das gab es schon immer. Aber seit 2020 hat sich vieles geändert. An eine Verschwörungsidee zu glauben, ist längst nicht mehr so cool wie noch vor fünf Jahren. Mittlerweile wissen wir, wie gefährlich solche Endzeit-Geschichten sein können. Dennoch würde ich lügen, wenn ich sage, dass ich keinen Reiz empfinde, wenn ein gut gemachter Film mit dieser „Was wäre wenn?“-Frage spielt. Und damit kommen wir zu „Leave the World Behind“ von 2023. Das Ganze basiert auf dem gleichnamigen Buch, welches passenderweise im Oktober 2020 herauskam, also nachdem die Pandemie ausgebrochen war. Ob und wie viel dieses Ereignis das Buch von Rumaan Alam geprägt hat, ist schwer zu sagen, Parallelen sind aber dennoch klar erkennbar. Kommen wir aber erstmal zum Film selbst: Regisseur des Ganzen ist Sam Esmail, der vor allem für seine Serie „Mr. Robot“ bekannt geworden ist. „Leave the World Behind“ erschien auf Netflix und bietet einen großen Cast mit Julia Roberts, Ethan Hawke und Mahershala Ali. Und trotzdem konnte der Film das Publikum nicht überzeugen, im Gegenteil. Viele scheinen das Ganze zu hassen, regen sich über das Ende auf usw. Und ich? Ich kann es nicht verstehen, denn mir hat der Film gefallen!
Die Bilderbuch-Familie Sandford macht einen Ausflug nach Long Island. Sie haben sich ein Haus gebucht und wollen dort ein paar schöne Tage verbringen. Doch eines Tages am Strand rast ein riesiger Öltanker auf den Strand zu. Niemand wird verletzt, aber der Schock ist da. Noch unheimlicher wird es als am gleichen Abend zwei Fremde an der Tür klingeln und sagen, dass sie die Besitzer des Hauses seien. Und das ist erst der Anfang…
Natürlich möchte ich nichts verraten, denn der Film lebt von seinen Überraschungsmomenten. Es sei nur gesagt, dass es sich eben um einen Endzeitfilm handelt, der gezielt mit den Ängsten der Menschen spielt. Und hier kann man den Film auch ins Unermessliche analysieren und diskutieren. Und gerade nach einem sehr überraschenden, aber wirkungsvollen Ende, hat der Film auch viel Potential dazu. Nicht jeder wird das Ende mögen, manche sogar hassen. Doch ich mochte es, vor allem wenn man es im Kontext zur Story und zur Figur der kleinen Rose betrachtet. Der Film ist in vielerlei Hinsicht sehr clever in seiner Präsentation und das mag ich.
Auf der anderen Seite ist das Ganze auch nicht perfekt. Rein filmisch gesehen, haben mich ein paar Dinge gestört. Da wäre die teils eigenartige Songauswahl (gerade in der ersten Hälfte des Films) und einige sehr seltsame Dialoge. Plötzlich fangen einige Charaktere mit Monologen an, die einfach nicht in die Story gepasst haben. Der Film will mit einer gewissen Realität punkten, verliert sich dann aber immer mal wieder in typischem Hollywood-Kitsch. Und auch die Darsteller der Kids waren so lala…
Der restliche Cast macht seine Sache wirklich gut, vor allem die drei Hauptakteure Roberts, Hawke und Ali! Sogar Kevin Bacon hat einen kleinen, aber witzigen Auftritt. Die Optik des Films ist schick und auch das Spiel mit Farben ist nicht schlecht. Einzig einige VFX-Effects sind nicht sehr überzeugend und sehen sehr künstlich aus...
Was „Leave the World Behind“ besonders gut hinbekommen hat, war die Spannung, denn ich war ziemlich schnell gefesselt und wollte wissen, was als nächstes passiert. Für einen Endzeitfilm eine schwere Aufgabe, wie ich finde. Zudem spielt die Geschichte auch mit aktuellen Gefahren und Ängsten (wie oben schon erwähnt), die teilweise auch richtig furchteinflößend sein können.
Und dennoch stelle ich mir die Frage: Wie würde ein solches Szenario in unserer wirklichen Welt ablaufen? Wäre es so düster? Geht der Film da ein bisschen zu sehr in eine Endzeit-Fetisch-Richtung? Ich denke ja, aber hey: Dafür sind solche Filme da, um drüber zu diskutieren. Und so sehr ein Film wie „Leave the World Behind“ in der heutigen Zeit einige „falsche“ Leute in ihren Wahnvorstellungen bestärken kann, so sehr kann er auch einfach unterhalten… mit seiner relativ düsteren Prämisse.
Fazit: Und unterhalten hat mich das Ganze! Ab und zu ist der Film etwas zu bedeutungsschwanger, aber im Großen und Ganzen war ich doch sehr dran an der Geschichte und den Figuren. „Leave the World Behind“ kann und sollte man ruhig eine Chance geben!