Wenn der Weltuntergang zur Nebensache wird…
Adam McKay´s „Don´t Look Up“ ist kein einfacher Film und das nicht, weil er äußerst komplex ist. Die schwarze Satire, die so wirkt als ob sie ausschließlich aus der weltweiten Pandemie entstanden ist, hatte tatsächlich bereits vor 2020 ihre Anfänge und ist eine Kritik an der Umweltpolitik. Lediglich die Dreharbeiten wurden von April 2020 auf November 2020 verschoben. Dennoch lässt sich nicht verneinen, dass der Film gut zur aktuellen Pandemie-Lage passt als zum letzten US-Wahlkampf, wobei auch der hier stark thematisiert wird. Eigentlich finde ich die Grundidee des Films sehr gut und ansprechend, aber der Film von McKay scheint nie wirklich zu wissen, was er will.
Professor Randall Mindy und Kate Dibiasky entdecken einen Kometen, der in sechs Monaten auf die Erde knallen und somit alles Leben auslöschen wird. Logischerweise wenden sie sich an die Präsidentin Orlean, doch die (wie auch der Rest der Welt) nehmen die Drohung zunächst nicht ernst . Es entstehen mehrere Parteien, die den tödlichen Kometen für ihre kuriosen Ideologien nutzen, während niemand die wahre Bedrohung wahrnimmt…
„Don´t Look Up“ schwankt zwischen clever und platt. Der Film spielt in einer fiktiven, nicht zu nahen Zukunft, in der die Technik immer mehr unserer Aufgaben übernimmt. Dabei spielt der Film mit überzogenen Karikaturen, die sich an echten „Vorbildern“ orientieren. Dabei bleibt aber wenig Interpretationsspielraum: Die Präsidentin ist Trump, der scheue „BASH“-Chef ist eine Mischung aus Jeff Bezos und Elon Musk, während Cate Blanchett´s Reporterin direkt aus „Fox News“ zu stammen scheint. Dabei beginnt der Film recht dezent mit seiner überzogenen Art, wird aber immer krasser und leider auch unglaubwürdiger. Das ist offenbar auch die Idee hinter „Don´t Look Up“, aber irgendwie schwingt bei McKay´s Film eine große Portion gemeiner Zynismus mit. Ich persönlich war vor allem auf einer Seite: Auf der des Kometen. Immer mehr wünschte ich mir, dass der große Brocken diese Horde an Vollidioten auslöscht. Ist das der Sinn hinter dem Film? Vielleicht, aber wirklich Spaß hat´s trotzdem nicht gemacht.
Der Film hat seine Momente, gerade die letzte Szene mit DiCaprio und seiner Familie und Freunden fand ich toll. Manchmal schafft es der Film sogar eine gewisse, clevere Metaebene zu entwickeln, aber in den meisten Fällen scheitert das Ganze.
Der Cast ist auf Papier fantastisch und gigantisch: Leonardo DiCaprio, Cate Blanchett, Jennifer Lawrence, Jonah Hill, Meryl Streep, Tyler Perry, Ron Perlman und Timothée Chalamet sind hier zu sehen. Und keiner der Darsteller zeigt eine schlechte Leistung, alle sind mindestens gut in meinen Augen. Aber wenn das Drehbuch und die Regie nicht stimmen… Und für beides ist Adam McKay verantwortlich.
Die Musik von Nicholas Britell war (wie der gesamte Film) durchwachsen und eher störend. Auch einige CGI-Effekte sahen erschreckend billig aus, während andere überzeugten.
Fazit: „Don´t Look Up“ schafft es nicht das Potential der Story zu nutzen. Ein fieser Zynismus lässt den Film oftmals sehr uncharmant wirken, während der Comedy-Aspekt meistens darauf beruht, dass die andere Seite einfach nur doof ist. Hier wäre so viel mehr drin gewesen.