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    Der beste Film aller Zeiten
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Der beste Film aller Zeiten

    Fegefeuer der Eitelkeiten

    Von Björn Becher

    Der beste Film aller Zeiten“ reiht sich ein in die lange Reihe von Filmen übers Filmemachen – und hat dabei auch eine durchaus reizvolle Ausgangsidee: Es gibt hier nämlich keine einzige Szene, die tatsächlich an einem Filmset spielt. Stattdessen konzentrieren sich die Regisseure Mariano Cohn und Gastón Duprat („Der Nobelpreisträger“) in ihrer pechschwarzen Satire fast komplett auf die Proben zu einer megaeitlen Prestigeproduktion und natürlich auf ihre Stars: Penélope Cruz („Parallele Mütter“) als exzentrische Regisseurin sowie Antonio Banderas („Killer’s Bodyguard 2“) und Oscar Martínez („Wild Tales“) als von Egos und Eifersucht zerfressene Co-Stars.

    Aber selbst wenn das zentrale Trio einmal mehr zeigt, was für großartige Schauspieler sie sind, geht der Prämisse einfach viel zu schnell die Luft aus. Wobei der Film bei seiner Premiere auf dem Filmfest in Venedig vor einem Publikum vornehmlich aus Filmschaffenden durchaus gut ankam – aber er bietet eben in erster Linie satirisch angehauchtes Inside Baseball (schon den Filmtitel versteht ja nur ein Fachpublikum), in dem sich viele zumindest in Ansätzen wiedererkennen, das zugleich aber nie soweit geht, dass es tatsächlich auch mal wehtut.

    Vor kalten, glatten Flächen kommen die drei Filmschaffenden immer wieder zusammen.

    Weil der schwerreiche Milliardär Humberto Suárez (José Luis Gómez) schon alles hat, entschließt er sich an seinem 80. Geburtstag, sich selbst etwas zu schenken – und zwar den besten Film, der jemals gedreht wurde, mit seinem Namen als Produzent auf dem Poster. Deshalb soll die ebenso renommierte wie eigenwillige Regisseurin Lola Cuevas (Penélope Cruz) einen Pulitzerpreis-gekrönten Roman (den Humberto beim Kauf der Rechte noch nicht mal gelesen hat) über die Rivalität zwischen zwei Brüdern verfilmen – und zwar mit den besten Schauspielern, die es für Geld zu kaufen gibt.

    Ihre Wahl fällt auf zwei sehr gegensätzliche Männer: Theaterstar Ivan (Oscar Martínez) lehnt das Kino eigentlich als Spektakel für die dumme Masse ab und macht nur für Lola eine Ausnahme. Er ist überzeugt davon, dass es wichtig ist, sich eine Figur umfänglich zu erarbeiten, zu fühlen, was diese fühlt. Kino-Weltstar Felix (Antonio Banderas) sieht für so etwas hingegen keine Notwendigkeit. Was er über seine Figur wissen muss, sind die Dialogzeilen und Regieanweisungen im Drehbuch. Schnell klatschen bei den Proben die beiden übergroßen Egos aufeinander – zumal Lola die Eitelkeit der Männer mit immer neuen Schauspielübungen immer weiter anstachelt…

    Zu wenig gute Einfälle für fast 2 Stunden

    Im Wesentlichen spielt „Der beste Film aller Zeiten“ in einem modernen Luxuskomplex mit wenigen Möbeln, vielen freien Flächen und kalten Farben. Wie absurd die Proben wirklich werden könnten, deutet dort schon die erste Skriptlesung an, bei der Lola ihren Schauspieler Ivan immer und immer wieder ein einfaches „Guten Abend“ wiederholen lässt, weil er nicht all das in seine Stimme packt, was die zwei Worte ihrer Meinung nach über den Gefühlszustand seiner Figur aussagen sollen.

    Aus solchen Absurditäten zieht „Der beste Film aller Zeiten“ einen Großteil seines Humors – und nimmt dabei die gängigen Klischees rund ums (Arthouse-)Filmemachen aufs Korn. Allerdings erschöpfen sich die Pointen zu oft in Variationen ähnlicher oder naheliegender Gags. Die außergewöhnlichen Einfälle wie ein riesiger Felsbrocken, der über den Köpfen der Schauspieler aufgehängt wird, um sie in ein Gefühl der Angst zu versetzen, sind hingegen rar gesät. Vor allem dank des selbstironisch-auftrumpfenden Schauspieltrios ist die Satire zwar immer wieder für einen Lacher gut, aber eben auch nicht mehr. Der Film tut zwar makaber, dennoch fehlt es an Biss.

    Lola lässt ihre Schauspieler unter einem Felsbrocken proben.

    Vor allem schafft es „Der beste Film aller Zeiten“ bei fast zwei Stunden Laufzeit nicht, über eine oberflächliche Dekonstruktion hinauszukommen. Die konfrontativ aufeinanderprallenden Figuren gewinnen außerhalb des Probenraums kaum genug Profil, um irgendwie interessant oder nahbar zu werden. Es bleiben einfach nur die immer gleichen überzeichneten Karikaturen der Arthouse-Regisseurin, des Method Actors und des Hollywood-Stars. Dass diese einen kalt lassen, liegt auch daran, dass den emotionaleren Momenten ohnehin nicht zu trauen ist. Am Ende ist ja dann alles wahrscheinlich doch nur Teil des Schauspielduells...

    Fazit: Die pechschwarze Satire über die Eitelkeiten des Filmemachens hat zwar einen großartigen Cast, aber für fast zwei Stunden zu wenige gelungene Gags zu bieten.

    Wir haben „Der beste Film aller Zeiten“ beim Filmfestival in Venedig gesehen, wo er als Teil des offiziellen Wettbewerbs gezeigt wurde.

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