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    Dragonheart 5 - Die Vergeltung
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Dragonheart 5 - Die Vergeltung

    Eine Drachen-Lady als Highlight

    Von Lutz Granert

    Jurassic Park“ setzte Anfang der 90er Jahre Maßstäbe in der Animation von Echsen aus der Urzeit und wurde dafür vollkommen zu Recht u. a. mit dem Oscar für die Besten visuellen Effekte ausgezeichnet. Dabei stapften in Steven Spielbergs Blockbuster gerade mal sechs Filmminuten lang computeranimierte Dinosaurier durch die Botanik, während es das CGI-Fabelwesen Draco in dem nur wenige Jahre später entstandenem, (in der Konzeption) noch aufwändigerem Fantasy-Abenteuer „Dragonheart“ auf satte 23 Minuten Screentime brachte – und darin an der Seite des edlen Ritters Bowen (Dennis Quaid) sogar noch die Dialogzeilen seines prominenten Sprechers Sean Connery lippensynwichron wiedergab.

    Den Status des Spielberg-Klassikers erreichte der Film trotzdem nie. Dafür ist „Dragonheart“ einfach zu mittelmäßig (wir rügen in unserer Filmkritik u. a. die schwarz-weiß gezeichneten Figuren) und er wurde auch nie der ganz große Publikumshit. Doch das Einspielergebnis war 1996 immerhin beachtlich genug, um ein Sequel (wenn auch nur für den Heimkinomarkt) zu rechtfertigen. „Dragonheart – Ein neuer Anfang“ von 2000 ist mit einem heranwachsenden Protagonisten stärker auf eine junge Zielgruppe zugeschnitten, ein Weg, der erst weitere 15 Jahre später mit „Dragonheart 3“ konsequent weiter beschritten wurde. Nun kommt bereits „Dragonheart 5 – Die Vergeltung“, der wie die vorangegangenen (ab Teil drei als Prequels angelegten Teile) offensichtlich im so angesagten Young-Adult-Fantasy-Genre mitschwimmen soll und dabei immerhin leidlich unterhaltsam ist.

    Der junge Held und seine Drachendame.

    Als der junge Bauernsohn Lukas (Jack Kane) mitansehen muss, wie seine Familie von einer Bande von Banditen ermordet und das Haus in Brand gesteckt wird, schwört er Rache. Nachdem es ihm in der Stadt nicht gelingt, Söldner für diese Mission anzuheuern, bittet er den vom Volk verstoßenen weiblichen Drachen Siveth (Stimme: Helena Bonham Carter) um Hilfe. Zusammen mit dem gutmütigen Dieb Darius (Joseph Millson) kommt er den Banditen und einer Verschwörung auf die Spur. Denn auch der zwielichtige König Razvan (Arturo Muselli) hat bei den zahlreichen gewaltsamen Übergriffen auf die unter Hunger leidende Landbevölkerung seine Finger mit im Spiel...

    Die größte Änderung zu den Vorgängerteilen stellt tatsächlich die animierte Hauptfigur dar. Der feuerspeiende Drache Draco ist in „Dragonheart 5“ durch eine eisspeiende Ziehtochter namens Siveth ersetzt worden, die (und das ist dann leider alles andere als gegen den Genderklischee-Strich gebürstet) eine gewisse Zickigkeit an den Tag legt. Gesprochen wird sie im Original von Helena Bonham Carter – und das ist ein großer Gewinn. Denn die Charakterschauspielerin („Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln“) verleiht der selbstbewussten CGI-Drachenlady (Zitat: „Ich bin kein Mädchen, sondern weiblich!“) in der Originalfassung mit distinguiertem Brit-Englisch süffisanten Charme. Der harmoniert prächtig mit der Fürsorge, mit der sie Weichei Lukas bei zahlreichen Schwertkämpfen, in denen er immer wieder unterliegt, aus der Patsche helfen muss.

    Den 20-jährigen Jack Kane (vielleicht dem ein oder anderen Leser bekannt aus der Mystery-Serie „The A-List“) in der Hauptrolle schauspielerisch ernst zu nehmen, fällt allerdings schwer, weil er nicht viel mehr darf, als sich immer wieder mit kopflosen jugendlichem Übermut in den Kampf zu stürzen oder der Naturheilerin Oana (Fabienne Piolini-Castle) mit von Siveth heimlich soufflierten Kitsch-Sprüchen den Hof zu machen. Dagegen sorgt Joseph Millson („Angel Has Fallen“) als herrlich spleeniger Sidekick Darius für ein paar harmlose Lacher, wenn er Lukas schon mal aus perfekter Tarnung kindisch erschreckt oder Würmer und Vögel nach dem Weg fragt.

    Fantasy mit knappem Budget

    Während die Dreharbeiten der ersten beiden „Dragonheart“-Filme noch in Slowenien stattfanden, wurden ab 2015 die weiteren Teile aus Kostengründen an Schauplätzen in Rumänien gefilmt. Am mit reichlich Flöten und dramatischen Streichern etwas dick aufgetragenen, epischen Score von Mark McKenzie, der schon die Musik der Teile zwei bis vier komponierte, wurde jedoch nicht gespart und auch die CGI-Effekte sind zwar deutlich unter dem Niveau aktueller Mega-Blockbuster aber handwerklich sauber. Ein offensichtlich knapperes Budget ist dafür insbesondere bei den schlichten Kostümen und den schnöden Setdesigns bemerkbar.

    Die Kulissen des anfangs abgefackelten Bauernhauses von Lukas und von der düsteren Spelunke, in der Lukas neben Darius auch eine Reihe nicht so freundlich gesinnter Söldner begegnet, wirken ohne viel Detailreichtum lieblos und schnell zusammengezimmert. Wer über solche Makel und eine insgesamt doch sehr generische Geschichte ohne Ecken und Kanten hinwegsehen kann, bekommt aber zumindest kurzweilige Genre-Unterhaltung. Bleibt nur zu hoffen, dass den Machern für den geplanten sechsten Teil der „Dragonheart“-Filmreihe oder – wenn es nach vielen unbestätigten Gerüchten in den letzten Jahren endlich dazu kommen sollte – ein potenzielles Remake des Originalfilms ein paar wirklich neue Ideen einfallen.

    Fazit: „Dragonheart 5 – Die Vergeltung“ ist ein inhaltlich austauschbares, günstig für den DVD- und Streamingmarkt produziertes Fantasy-Abenteuer, bei dem Genre-Fans aber vor allem wegen Helena Bonham Carters Sprechrolle einen kurzen Blick wagen können.

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